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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

26. 6. 2010 - 19:00

Die FM4 Charts am 26.6. - Halbzeit

Was ist der größte Unterschied zwischen der Heim-EM vor zwei Jahren und der gerade stattfindenden WM, die soeben in die zweite und spannendere Hälfte geht?

Abgesehen davon, dass "wir" nicht dabei sind?
Vermutlich der geringe Grad der Besessenheit.
Während CNN beinahe 24/7 berichtet, in Major League Baseball Stadien Spiele für das entscheidende US-Tor unterbrochen werden und Deutschland bundesweit Kopf steht, ist das genau jene künstlich erschaffene Monothematik, auf die wir Freaks alle vier Jahre so sehnsüchtig warten.
Davon, dass in Brasilien während eigener Spieltage an Arbeit nicht zu denken ist, möchte ich gar nicht anfangen, offenbar hat Fußball anderswo tatsächlich mehr Stellenwert.
In Österreich herrscht Normalität.

"Wir" sind nicht dabei, die Deutschen kann man seit 2006 auch nicht mehr als Hassobjekt gebrauchen und beim Wirtn sind dieses Jahr die Eiernockerl wichtiger als der hatschert hingestellte LG-Flatscreen.
Im Fitness Center laufen an sich Sport begeisterte am Laufrad und schauen am integrierten Fernseher - richtig, alles nur nicht Fussball.
Obwohl grad Brasilien gegen Portugal läuft.
Und in den meisten Büros wird man wahlweise als Tachinierer oder Fanatiker eingestuft, wenn man dringend mal ein Spiel sehen möchte, während alle anderen "wichtigeres zu tun haben".
Gerüchteweise soll es sogar Schulen und Unis geben, die während der WM Prüfungen abhalten.
Sind wir ein Land der WM-Muffel, in dem sich die Begeisterung der gebotenen Leistung angleicht?
Verdammt zum künftigen Entwicklungsland, auf Augenhöhe mit maximal Ungarn, Kanada und den Färör Inseln?
Nun, nicht überall.

Während das fade Auge große Teile des Landes im weltmeisterlichen Würgegriff hält (Herbert, trink das!) gibt es ein Refugium des Fanatismus und der Selbstaufopferung.
In unserem WM Quartier.
Von mittags bis spät in der Nacht kommen da Fans aller Nationen zusammen und räumen dieser WM den Stellenwert ein, den sie verdient:
Den größtmöglichen.
Zur Halbzeit daher mein absolut subjektives und durch nichts untermauerbare Fan-Ranking:

Platz 1 - Chile: Chi-chi-chi Le-le-le - unvergesslich.
Platz 2 - Deutschland: nach dem 0:1 gegen Serbien war die zahlenmäßig größte Fangruppe im WUK so traurig, dass man sie hätte knuddeln können.
Platz 3 - Südafrika: wenige, aber laut, haben mir gezeigt, dass die Gefahr fürs Gehör, die von der Vuvuzuela ausgeht, durchaus kein Märchen ist.

Ich schätze so richtig arg wird es dann morgen, wenn die deutschen Fans nach dem Match gegen England vielleicht mal lachen können.

Be there, Anpfiff ab 16 Uhr.
Bis dahin die dieswöchigen Charts:

  • Platz 3: Crystal Castles mit "Celestica"
  • Platz 2: Kele mit "Tenderoni"
  • Platz 1: Chemical Brothers mit "Swoon"

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