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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

24. 6. 2010 - 21:26

WM-Journal '10-52.

Sechzehntel-Finale. Japan bricht ein morsches Dänemark.

Seit 1. Juni erscheint dieses WM-Journal zum Turnier in Südafrika - mit (meist) einer Ausgabe pro Spiel und zusätzlichen Analysen.
Hier auch in der Übersicht.

Das WM-Journal gibt es auch als Podcast, einmal täglich, immer gegen Mittag.

Die nötige (politische) Nachbetrachtung zum Ausscheiden von Les Bleus und die letzten News.

Die Fakten zu den Spielen Dänemark - Japan 1:3 und Niederlande - Kamerun 2:1.

Offizielles: die FIFA-Seite und die WM-Spezial-Site der Sport-Kollegen.

Alle FM4-Stories zur WM, alle Rundherum-Geschichten aus Südafrika.

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Und hier noch ein toller Link zum Spielen.

Sie haben sich anständig verkauft, die letztlich nur drei asiatischen Vertreter (denn Australien ist ja auch über deren Verband reingeraten): Nordkorea mit einem jetzt schon irgendwie legendären Spiel gegen Brasilien, Südkorea mit einer satten Lektion für Griechenland und in einer wahren Feldschlacht gegen Nigeria, und Japan mit einer ansprechenden Leistung gegen Kamerun, dem Spiel das die schlechte Serie der Afrikaner erst so recht einleitete.
Über die anderen Spiele (und das wären auch drei) breitet man lieber den Mantel des Schweigens.
Aber: dafür, wie sehr man (durchaus, trotz vieler Wenn/Abers, auch ich) im Vorfeld die asiatischen Starter als chancenlos bezeichnet hatte, dafür machen sie sich ganz gut. Mit einer recht ausgeglichenen Bilanz und mit einem Achtelfinalisten.

Oder zweien. Denn im Sechzehntel-Finale zwischen Dänemark und Japan wird der Gegner für Paraguay ermittelt.

Frisch gedacht

Und da sieht es für Japan recht gut aus.
Herrn Okadas Truppe geht zum drittenmal in derselben, gut ausgedachten und klug strukturierten Aufstellung aufs Feld - ihrem 4-5-1-Fächer, der streng nach hinten arbeiten kann, aber auch mit gleich acht Leuten attackieren kann. Das wirkt kontrolliert, aber hat Frische.

Genauso hat die Pausenführung damit zu tun, dass das dänische System sich auch im dritten Spiel noch nicht eingependelt hat. Wieder weiß Jörgensen nicht so recht, was seine Aufgabe im Mittelfeld ist, Kahlenberg ist schon der dritte, der sich als linken Flügel versuchen muss.
Zudem sind Tomasson und Bendtner beide nicht hundertprozent fit.
Und weil Kjaer, das Abwehrgenie mit den 60-Meter-Passes, gesperrt ist, und weil Dennis Rommedahl, der bislang beste Akteur heute keinen guten Tag hat, ist nicht viel zu sehen von Morten Olsens Dänen.

Kein Aufbäumen

Ein wenig überraschend ist dann doch, dass sich Dänemark in der 2. Halbzeit keinesfalls aufbäumt. Denn auch der scheinbar völlige Offensive signalisierende Wechsel von Sören Larsen gegen Kroldrup bringt keine Änderung: Olsen bleibt bei einer Viererabwehr mit Security-Poulsen (dem blonden 2er) davor, und das 4-1-3-2 wird nicht seriös offensiv interpretiert. Tomasson verstolpert weiter alles, was auf ihn zukommt, Bendtner fällt außer Meckern nicht auf und links kommt (viel zu spät) der junge Mann, auf dem man schon die ganze Zeit hätte setzen sollen: Christian Eriksen, das Ajax-Talent mit dem Bubengesicht.

Es ist mehr als bezeichnend, dass beim dritten Tor der Japaner ausgerechnet Rommedahl, bislang der lebende Glücksbringer der Dänen, sich plötzlich in der Abwehr befand und von Honda ausspielen lassen mußte.
Mehr Symbolbild geht kaum.
Da bestraft die wendige Jugend die dänische Untätigkeit und wuchtet sich übers morsche Unterholz.

U30, Ü30 und der holländische Aufbau

Diese Generation der knapp über 30jährigen dänischen Stars wird sich noch eine Weile lang in den europäischen Ligen hervortun - die Zeit im Nationalteam ist aber eindeutig abgelaufen.

Die Japaner haben ihre Ü30-Altstars (Inamoto, Nakamura) nur noch als Joker auf der Bank - das Team selber ist im guten Fußball-Alter, hat sich enorm gut eingespielt und entwickelt, ist strategisch wirklich auf der Höhe.
Und die (verdiente) Qualifikation für Runde 2 ist womöglich das Highlight der Nationalmannschafts-Geschichte.

Dass im Parallelspiel auch ein wieder umgestelltes Kamerun gegen die Niederland nur bedingt bestehen konnte, entspricht dem was wir bisher gesehen haben. Nicht dass man gegen die Holländer nicht schlecht aussehen kann - aber in einem Spiel in dem es nur noch um die Ehre gehen, wäre etwas mehr Verve schon schön gewesen. Und das nicht erst nachdem man hinten liegt.

Die Niederlande gehen ohne Probleme durch - man hat auch nicht den Fehler gemacht ein reines B-Team reinzuschicken, was den Rythmus brechen kann. Und sich wirklich gut eingespielt, mit der Option noch besser werden, noch einen Gang zulegen zu können.