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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

23. 6. 2010 - 22:22

WM-Journal '10-50.

Wie so oft: Deutschland braucht den Druck. Dann geht auch was. Und: Australien hilft netterweise Ghana. Vielen Dank auch!

Seit 1. Juni erscheint dieses WM-Journal zum Turnier in Südafrika - mit (meist) einer Ausgabe pro Spiel und zusätzlichen Analysen.
Hier auch in der Übersicht.

Das WM-Journal gibt es auch als Podcast, einmal täglich, immer gegen Mittag.

Die analytische Preview zu Englands Befindlichkeit.
Und die nötige (politische) Nachbetrachtung zum Ausscheiden von Les Bleus samt News über neue Blödheiten.

Die Fakten zu den Spielen Deutschland - Ghana 1:0 und Serbien - Australien 1:2.

Offizielles: die FIFA-Seite und die WM-Spezial-Site der Sport-Kollegen.

Alle FM4-Stories zur WM, alle Rundherum-Geschichten aus Südafrika.

Das FM4 WM Quartier im Wiener WUK - mit In- und Outdoor-Screens für jedes Wetter.

Und hier noch ein toller Link zum Spielen.

Nervös seien die, die Menschen ringsherum, meldet die Spionin aus Deutschland. Was sonst selten passiert, bei den großen Sportereignissen, wo im Mainstream ja sonst der angewandte Pocherismus, also die geistesgestörte Selbstüberschätzung mit eingebauter Verächtlichungsmachungs-Automatik regiert.

Und das zurecht, mindestens eine Halbzeit lang.
Denn Ghana gegen Deutschland, weiß gegen schwarz, was die Dressenfarbe betrifft - das ist völlig gleichwertig. Technik, Taktik, Spielanteile, Großchancen, gefühltes Übergewicht - alles pari.

Und weil es vom Parallelspiel von Serbien und Australien so gespenstisch keine Meldungen gibt, zehrt das an den Nerven.

Aber: genau sowas braucht die deutsche Sportseele; die ist darauf konditioniert von klein auf, von den Heldensagen rund um schwarz-weiße Olympia-Fanfaren, Berner Erzählungen, dem Geplapper des Firlefranz-Opas, den Schwimmer/Handballer/Biathlon-Erfolgsgeschichten, dem Hackl-Schorsch-Gebeiße.

Diese großen kollektive Geschichte läßt nur eine Möglichkeit zu: aus der aussichtslosen Situation noch zum Sieg vorpreschen. Was anderes sehen die Dramaturgiebücher der deutschen Sportler nicht vor.

Die große deutsche Sportgeschichte erzählt sich weiter

Deshalb verwundert es auch nicht weiter dass direkt nach einer Superchance von Ghana das vorentscheidende Tor fällt. Und natürlich ist es der Richtige. Der kleine Mesut Özil, das Laufmännchen mit der Kinderstatur, der es nikcht geschafft hat einer Vuvuzela einen Ton zu entlocken, so schmächtig ist er.

Aber weil Özil ein großer Kicker ist und hier bei der WM einer der am besten anzusehendensten Spielmacher, und weil er im Spiel gegen Serbien ungerechtfertigterweise vom Platz mußte und es so nicht mehr drehen konnte, verdient er das.
Özil schießt aus 18 Meter und der Ball sitzt perfekt.

Und das wars dann für Deutschland.

Taktisch ist hier alles wie schon gehabt:

Deutschland mit seinem klaren 4-2-3-1, mit Jerome Boateng, dem braven Bruder links anstatt wie erwartet rechts (Marcel Reif fndet das nicht gut...) und Cacau vorne statt Klose. Alle Wechsel innerhalb des Systems.

Ghana mit einem 4-1-4-1 das wir schon in der Schluß-Phase gegen Serbien gesehen haben. Kevin Prince Boateng, der schlimme Bruder, war offensiver als zuletzt, gemeinsam mit Asamoah in der offensiven Mittelfeld-Zentrale. Ayew und Tagoe haben rochiert wie die Irren, vor allem in der exzellenten 1. Halbzeit.

Ein paar Minuten später geht Australien gegen Serbien in Führung und macht damit Ghana zum Gruppen-Zweiten. Sichert das mit einem 2:0 kurz später noch ab (auch wenn Pantelic dann noch was aufholt).

Und ab diesem Moment geben sich die zuvor noch fiebrig erregten Ghanesen in die Hand (eines) Gottes. Weil man mit diesem Spielstand leben kann, weil man da als gruppen-Zweiter weiterkommt; als einziger Vertreter Afrikas. Und das wäre doch so wichtig. Und deshalb will es keiner verbocken.

Nervöses Flirren und packende Dramaturgie

Nach der Nervosität und der flirrenden Unsicherheit in der 1. Halbzeit ist die Phase nach der Führung und dem Bekanntwerden der australischen Führung dann nur noch reines Atemanhalten - auch packend, aber mehr vom dramatischen Thrill her denn vom sportlichen.
Das blieb auf die 1. Hälfte beschränkt.

Aber: ungerecht ist das alles nicht.
Die beiden besseren Teams sind weiter.
Die Serben, die nur im Deutschland-Spiel interessant waren, sind wieder einmal unter ihrem Wert geschlagen und rausgeflogen.
Australien hat sich nach dem Einstiegs-Debakel mit einem gloriosen Remis und einem noch besseren Abschluß-Sieg mehr als rehabilitiert.

Und die Aufsteiger bekommen, was sie verdienen.
Deutschland kriegt im Achtelfinal England, Ghana bekommt die USA.
Das wird ein Spaß.