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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

22. 6. 2010 - 21:40

WM-Journal '10-48.

Schwach und Schwächer. Und Lächerlich. Das was neben Argentinien in der Gruppe B mehr kreucht als fleucht.

Seit 1. Juni erscheint dieses WM-Journal zum Turnier in Südafrika - mit einer Ausgabe pro Spiel und zusätzlichen Analysen.
Hier auch in der Übersicht.

Das WM-Journal gibt es auch als Podcast, einmal täglich, immer gegen Mittag.

Die Fakten zu den Spielen Argentinien - Griechenland 2:0 und Südkorea - Nigeria 2:2.

Die beste Preview zu England - Slowenien.

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Während sich am Nachmittag bei der Gruppe A die Konferenz-Schaltung nicht verhindern ließ (weder technisch, noch interessehalber - schließlich waren die Spiele durchaus interdependent) - schaut das am Abend ganz anders aus.

Auf das Match Argentinien A1 gegen Griechenland (mit gleich sechs Verteidigern und einem vorsichtigen Dreier-Mittelfeld; da scheißt dir echt der Bär auf den Kopf, so peinlich ist das) verzichte ich gerne.
Weil: Maradonas Team wird gegen die Figuren nicht verlieren. Punkt.

Und weil sich der zweite Aufstiegs-Platz im direkten Duell zwischen Südkorea und Nigeria entscheiden wird, lege ich meinen Fokus dort drauf.

Ich höre gerade in der Halbzeit-Betrachtung, dass Griechenland weder ein Torschuss noch sonstwas gelungen ist - also richtige Entscheidung, sich nicht mit dieser lächerlichen Mannschaft beschäftigen zu müssen.

Nigerias letzter Versuch:

Auch hier, wie schon bei Kamerun und der Cote d'Ivoire hat ein Spieler ein Machtwort gesprochen - obwohl ich denke, dass es in Absprache mit Trainer Lagerbäck geschehen ist. Zumindest hat sich niemand öffentlich zum Franzosen gemacht im nigerianischen Camp. Das ist durchaus ein Fortschritt und gibt Anlass zuur Hoffnung.

Der große Nwanku Kanu führt also als Kapitän ein auf ihn zugeschnittenes 4-2-3-1-Nigeria aufs Feld. Das bisher eh inexistente nigerianische Mittelfeld ist auf die Zweier-Achse Ayila-Etuhu beschränkt.
Davor sind Obasi rechts und Uche links echte Flügel - und Kanu spielt direkt hinter der Spitze Yakubu.

Einziges Problem: hinten stimmt's nicht.
Blöder Nebeneffekt: vor allem links hinten stimmt's nicht, ausgerechnet dort, wo Rafiu Afolabi, der einzige Vertreter der österreichischen Bundesliga, spielt.
Besser: spielen muss, weil beide Linksverteidiger, sowohl Taiwo als auch Echiejile, verletzt bzw. angeschlagen sind.

Afolabi stolpert umher und verbockt auch beim Tor einiges.
Was wiederum gerecht ist - denn auch das nigerianische Tor durch Uche hat eigentlich hauptsächlich ein Verteidiger verstolpert: Du Ri Cha.

Außerdem fiel dieses nigerianische Goal aus dem Nichts. Vorher waren die Grünen nicht auf dem Feld.

Denn, System hin, Lagerbäck her, mit oder ohne Kanu - auch heute schaut das nicht wirklich gut aus. Da fehlt es wie schon in den beiden bisherigen, weniger guten Spielen, an einigem.

Koreanische Ordentlichkeit

Um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken: das ist Kritik auf hohem Niveau. Ich wünschte mit einen Lagerbäck als Coach für Österreich, ich wünschte mir die Stabilität des koreanischen Systems für die oft planlosen Teams der Bundesliga, ich wünsche den heimischen Kickern die grandiosen technischen Fertigkeiten, die hier am Platz aufgeboten werden.

Aber hier geht es um den Einzug unter die weltbesten 16 (wo Österreich nicht einmal ansatzweise hingehört): und da ist ein anderer Maßstab angesagt.

Nur um eine Haaresbreite besser: das was Südkorea heute hinstellt. Auch das ist nicht so gut wie gegen Griechenland im ersten Spiel, man schließt eher an die Schisser-Vorstellung gegen Argentinien an.

Allerdings ist die Ordnung im südkoreanischen 4-2-3-1 dann doch so beeindruckend, dass ich ihnen den Aufstieg wünsche - wenn hier schon eine weitere Mannschaft neben den Argentiniern aufsteigen muss (und, ich habe nachgefragt, es muss, leider).
Ji-Sung Park und Chung-Yong Lee auf den Außenpositionen sind eine der doch besseren Flügelzangen dieses Turniers - und auch sonst fällt niemand in keinem Formationsteil so richtig ab; und einige mehr doch eher auf: Chu-Yong Park in der Spitze, oder Young-Pyo Lee, der linke Verteidiger.

Wir haben wohl noch das leidenschaftliche Spiel des Teams von 2002 im Hinterkopf - an das reicht das nüchterne, ordentliche Spiel der 2010er-Mannschaft gar nicht ran. Und deshalb gefallen die uns nicht wirklich.
Das ist ähnlich wie mit Kamerun oder Nigeria, wo wir auch großartige WM-Teams aus den letzten 10, 15 Jahren im Hinterkopf haben. Und gegen die spielen eben die beiden Mannschaften in Durban aktuell an. Ohne Chance natürlich.

Die zweite Halbzeit

Die macht dann alles, was die erste schon konnte, nur noch enger und spannender.
Und während sich parallel, eh klar, Argentinien gegen eine stupide Strategie (ausschließliches Gemauere, wenn man Tore und Punkte braucht? Hallo? Dass die Trainer-Mumie komplett maroni ist, wissen wir - aber wieso auch seine Mannschaft?) durchsetzt, schenken einander Nigeria und Korea (Republic) nichts - das geht rauf und runter, im klaren Bewusstsein, dass das die Halbzeit ist, in der das Wohl und Wehe verteilt wird, in der ebenso das blöde Gerede für die nächsten Jahre beginnen kann wie die verzückte Verherrlichung.

Enyeama macht seinen zweiten kapitalen Fehler (und das schmerzt, nachdem er doch, trotz eines Bocks) die beste Erscheinung des bisherigen Turniers war - und Chu-Young Park schießt die Führung.
Dann muss Kanu gehen (länger kann er nicht mehr) und Martins kommt zu Yakubu dazu. Und Yakubu, der bullige Center, vergibt zwei unglaubliche Chancen, ehe er dann einen billig erhaltenen Elfer zum Ausgleich verwertet.
Und dann muss er auch runter. Obinna kommt, und auch dieser Wechsel ist richtig.

Lagerbäcks Nigeria spielt schlielich mit einem echten 4-2-4, mit Uche rechts, Obinna und Martins in der Mitte und Obasi links und die Herren powern was sie können.
Von Südkorea kommt harte Gegenwehr, durchaus gefährliche Attacken - die aber gegen die drei, vier, fünf Hundertprozentigen der Nigerianer verblassen.

Trotzdem, sorry, ich habe nie das Gefühl, das sich das noch ausgehen wird. Denn: Nigeria, bisher punktelos, muss gewinnen. Südkorea, bisher drei Punkte, reicht in dieser Schwach/Schwächer-Gruppe ein Remis.

Und das erreicht man. Schwamm drüber und gute Nacht.