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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

22. 6. 2010 - 15:11

Die Frauen im Frat-Pack

Die neuen US-Komödien, geprägt vom Überproduzenten Judd Apatow, sind eine männlich dominierte Angelegenheit. Eine Handvoll Frauen sticht aber doch heraus.

Die kürzlich ausgestrahlten MTV-Movie-Awards bestätigten wieder einmal aufs köstlicheste eine gängige Verschwörungstheorie des Unterhaltungsbusiness. Dass nämlich die wichtigsten, lustigsten und cleversten amerikanischen Komiker alle unter einer konspirativen Decke stecken.

Frat Pack nannte vor etlichen Jahren ein US-Kritiker die Posse rund um Typen wie Ben Stiller, die Brüder Owen und Luke Wilson oder ihren Kumpel Jack Black. Mittlerweile ist dieser Bubenclub aller Altersstufen gewaltig angewachsen.

Frat Pack - Circle of Trust

frat-pack.com

Neben Neuzugängen wie dem skurillen MTV-Awards-Host Aziz Ansari, dem verhuschten "Hangover"-Star Zach Galifianakis oder Geek-Ikone Christopher Mintz-Plasse lümmelt da Will Ferrell neben Seth Rogen und Paul Rudd herum. Oder es hauen sich Jonah Hill, Steve Carrell und Bill Hader mit Jason Segel auf ein Packel.

All diesen und anderen miteinander vernetzten Herrschaften und vor allem ihrem gemeinsamen Godfather Judd Apatow verdanken wir eine bessere, lustigere Welt.

Einen Schönheitsfehler hat der genialste Klamaukverein des Planeten aber leider. Frauen sind deutlich unterrepräsentiert.

Es scheint, als sei der typisch wüste und lebensechte Apatow-Humor mit seinen Anspielungen auf schlechten, verkorksten oder gleich gar nicht vorhandenen Sex, mit seinen Kater-Kalauern und unzähligen nerdigen Referenzen fix in männlicher Hand. Dabei gibt es sie bei genauerem Hinsehen, die großen Komödiantinnen im Frat Pack.

Amy Poehler

Dreamworks

Wer etwa "Blades Of Glory", zu deutsch "Die Eisprinzen", gesehen hat, lachte wohl nicht nur über Will Ferrells VoKuHila-Schnitt. Ziemlich super in der Rolle der diabolischen Eiskunstläuferin Fairchild Van Waldenberg ist die TV-Komikerin Amy Poehler.

Wie viele Frat Pack-Stars arbeitete sich Poehler lamgsam als Stand Up-Comedian hoch und landete im Team von "Saturday Night Live". Ihre durchgeknallten, oft ausgesprochen derben Sketches in Amerikas legendärster Comedyshow, immer wieder auch zusammen mit der ebenfalls wichtigen Kollegin Tina Fey, kann man auf Youtube sehen.

Auch mit dabei in "Blades Of Glory" ist die junge Jenna Fisher, die zwischen Film und Fernsehen pendelt. In der US-Version der TV-Serie "The Office" gibt sie die schüchterne Rezeptionistin, in diversen Frat Pack-Glanzstücken wie "Walk Hard: The Dewey Cox Story" beweist sie großes parodistisches Talent.

Jenna Fisher

Columbia Pictures

Ein bisschen umstrittener als Amy Poehler und Jenna Fisher ist Leslie Mann, die Paradefrau des Frat Pack, die von "The 40 Year Old Virgin" über "Knocked Up" ("Beim ersten Mal") bis "Funny People" ("Wie das Leben so spielt") mit dabei ist.

Madame Mann ist nämlich auch die Gattin vom Fädenzieher Judd Apatow und da liegen gewisse Nepotismusvorwürfe auf der Hand. Und sie hat ein bisschen was von einer Nervensäge, das könnte allerdings auch in ihren undankbaren Rollen liegen.

Und dann haben wir da noch Kristen Bell, weder verwandt noch verschwägert mit Mr. Apatow oder irgendeinem seiner Frat Pack-Burschen. Dank TV-Serien wie "Veronika Mars" oder "Heroes" wurde die Dreißigjährige zum toughen Idol und gleichzeitig feuchten Traum etlicher Fanboys'n'Girls.

Forgetting Sarah Marshall

UIP

In der Weltklasse-Beziehungskomödie "Forgetting Sarah Marshall" (öder deutscher Titel: "Nie wieder Sex mit der Ex"), einem der für mich anbetungswürdigsten Frat Pack-Streifen, zeigte Kristen Bell, dass sie auch witzig sein kann.

Leider hat Bell seitdem nicht so viel Glück mit ihrer Rollenauswahl. Wenn sie die weiten Kreise der Apatow-Clique verlässt, friert einem das Lachen eher ein. So geschehen in der öden Ferienclub-Klamotte "Couples Retreat" ("deutscher" Titel: "All Inclusive").

Ihr aktueller Film "When in Rome" (schon wieder so ein begnadeter deutscher Titel: "Fünf Männer sind vier zuviel") unterbietet aber fast noch das Niveau des Vorgängerstreifens. Als frustierte New Yorker Kunst-Kuratorin landet Kristen Bell darin wegen der Heirat ihrer Schwester in der idyllischen italienischen Hauptstadt.

Ein amouröses Geplänkel mit einem amerikanischen Schönling scheitert, worauf die junge Frau zornig diverse Münzen aus einem römischen Liebesbrunnen fischt. Ein schwerer Fehler, wie sich bald herausstellt. Denn für jedes Geldstück hat Bell einen heißblütigen Verehrer am Hals.

Kristen Bell

Touchstone

Hausbackene Gags, miserable Dialoge, ein vorherbares und kitschtriefendes Finale. "When in Rome" zählt, milde ausgedrückt, zu eher sehr vernachlässigbaren romantischen Komödien. Immerhin verdanken wir Regisseur Mark Steven Johnson schon missglückte Comicverfilmungen wie "Daredevil" oder den grenzwertigen "Ghost Rider".

Schade ist es allerdings um die Besetzung, bei der neben Klamauk-Größen wie Jon "Napoleon Dynamite" Heder und Will Arnett (der Gatte von Amy Poehler, aber das nur nebenbei) vor allem Kristen Bell verheizt wird.

Die Frat Pack-Frauen verdienen sich bessere Filme. Es kann doch nicht sein, dass die Lächerlichkeit eine reine Männerdomäne ist.