Erstellt am: 21. 6. 2010 - 01:43 Uhr
Mermaid Parade 2010
Von öligen Meerjungfrauen
Der Deal: zwei Stunden, nicht länger. Innerhalb von zwei Stunden mussten alle und alles erfasst und abfotografiert sein. Danach: zurück nach Hause in die Krankenstube. Draußen tobte der New Yorker Frühsommer, um meine Bronchien das Match weiße Blutkörperchen gegen den Influenza Virus. Drei Tage Bettruhe hatten noch keine Entscheidung gebracht. Der Arzt und Apotheker in mir ließ deshalb kurzerhand argentinische Sturmspitzen auflaufen, Arzneihämmer als Messi und Higuain: zwei Stunden! Nur zwei Stunden.
Christian Lehner
Denn wenn ein Lou Reed zurück nach Coney Island kehrt und sich die Narrenkappe aufsetzt, der coole Lou, der grantige Lou, der ÜberLou, um die diesjährige Mermaid Parade zur Begrüßung des Sommers anzuführen, als King Neptune, mit seiner Frau Laurie Anderson als Mermaid Queen an seiner Seite, dann, ja dann rein in den F-Train und bis zur Endstation Stillwell Avenue an der Südspitze Brooklyns gerattert. Lester Bangs würde sich ins Fäustchen lachen.
Mardi Mermaid
Die Mermaid Parade ist eine Art Mardi Gras der New Yorker Künstlerszene. Ein Narrenzug der Kreativos, entsprungen dem Downtown Geist der frühen 80er Jahre, zelebriert in einem Coney Island, das zu jener Zeit nicht nur geografisch am Sand war. Mit den Jahren hat die Parade zwar zunehmend volkstümlichen Charkater angenommen. Das für US-amerikanische Verhältnisse etwas gar offenherzige Gebaren der Meerjungfrauen und -götter verhinderte jedoch von Anfang an die drohende Disneyfizierung, wie sie diverse Paraden in Manhattan nach und nach anheim gefallen sind.
Mit dem diesjährigen Schaulaufen gaben die Freaks auch stillschweigend ihr OK zum umstrittenen Umbau des Vergnügungsareals von Coney Island. Der Lunapark wurde zwar geschlossen. An seiner statt kamen aber nicht – wie anfangs geplant – Wohnsilos und Freizeitzentren für Bessersituierte, sondern großväterliche Freak Buden mit Schnurrbart und dem "stärksten Mann der Welt", wenn ihr versteht, was ich meine. Sogar ein Zirkuszelt im Geiste des Entertainment Pioniers P.T. Barnum wurde errichtet.
Christian Lehner
Lou, where are you?
Und Lou gab nun mit Laurie den Schirmherrn, kehrte zurück zu seinem "Coney Island Baby", meinem ganz persönlichem Lieblinssong of all times, seinem – zusammen mit "Transformer" - vielleicht besten Album.
Das mit den zwei Stunden hat dann auch ganz gut geklappt. Aus der Ansicht der Königlichen wurde allerdings nichts. Ein falscher Hinweis schlecht informierter Streckenposten reichte, und ich war zur falschen Zeit an der falschen Stelle des Umzugs. Aber das hat auch sein Gutes. Denn mit der Vergegenwärtigung des Leibhaftigen an diesem speziellen Ort hätte sich ein Kreis geschlossen, wäre etwas zu Ende gegangen, das ruhig noch etwas länger dauern kann. Dieses, mein New York Fantasma, das Coney Island Baby, soll es doch ein ewig heißer Fiebertraum bleiben.
Das Match tobt übrigens immer noch und die royalen Paraderegenten kann man hier bewundern. Lou, du großer Apfel! Siehst auch nicht gesünder aus als ich. Momentan. Still wanna play football for the coach?
Die Parade
Christian Lehner
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Christian Lehner
Drill, baby, drill? BP-Bashing en vouge, das Grundthema der diesjährigen Parade.
Christian Lehner
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