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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

19. 6. 2010 - 15:27

WM-Journal '10-36.

Und wieder keine niederländische Glanztat. Japan wird trocken abserviert.

Seit 1. Juni erscheint dieses WM-Journal zum Turnier in Südafrika - mit einer Ausgabe pro Spiel.
Hier auch in der Übersicht.

Das WM-Journal gibt es auch als Podcast, einmal täglich, immer gegen Mittag.

Die Fakten zum Spiel Niederlande - Japan 1:0.

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Sie sind zwei Sieger, die ohne große Überlegungen in die 2. Runde gehen hätten können, eigentlich.

Japan hatte, für viele unerwartet, den Favoriten aus Kamerun in Schach gehalten. Mit schönem Mitspiel-Fußball, mit fächerförmigem Ausschwärmen, mit hochflexiblen Angriffen.

Die Holländer hatten den für sie gefährlichsten Gegner, Dänemark, besiegt. Mit Geduld und präziser Einhaltung von taktischen Positionen; ohne zu glänzen.

Weil aber die Gruppe dadurch, dass die Japaner die Outsider-Rolle nicht angenommen hatten, noch ausgeglichener wurde, fand sich lange, fast schon quälende Minuten lang niemand, der etwas riskieren wollte.
Das war von Japan in der Rolle des Underdogs zu erwarten (wenn auch nicht in dieser Härte) - dass die Oranje-Elf da eine Halbzeit lang widerspruchslos mitspielt, hinterließ mich aber dann doch ein wenig sprachlos.

Immerhin - zehn starke Minuten dann zu Beginn der zweiten Halbzeit und als Resultat ein Zufallstor durch Sneijder.
Aber dann wieder Rücknahme, Rückzug.
Haben die Niederländer keine Lust sich in den Chor der gutaussehenden aber scheiternden Favoriten einzureihen? Spielen sie deshalb bewusst ein wenig hässlich? Nehmen sie sich zurück, um nicht wieder einmal als Weltmeister der Vorrunde dann klar vor dem Semifinale zu scheitern.
Womöglich.

Japan konnte nach dem Rückstand eine starke Phase anbringen, aber außerhalb der Standards von Endo ging vom Team keine echte Gefahr aus. Und seltsamerweise sorgte die von Takeshi Okada neu ins Spiel geworfene Offensive (mit Star Nakamura) dann den Bruch im Spiel.
Bis auf eine Okazaki-Chance in der hektischen Schluss-Phase kam zu wenig Überlegtes von Japan - und in der Überlegtheit lag ihre bisher offensive Stärke.

In dieser Schluss-Phase hatte auch die holländische Einwechseltruppe (namentlich Afellay und Elia) ihre einzigen echt gefährlichen Szenen.
Schön für die Truppe von Van Marwijk, de Boer und Cocu, gut für ihre Nicht-Favorit-Sein-Wollen-Rolle (siehe oben) - aber schlecht für den neutralen Zuschauer.

Strategisch-taktisch war die Arbeit der Holländer noch präziser als im 1. Match - diesmal störte nicht einmal Van der Vaart. Trotzdem: Das feine 4-2-3-1 wurde ausgesprochen leblos interpretiert.

Japan hatte wieder seinen 4-5-1-Fächer am Start, mit Honda in der Spitze und Matsui bzw. Okubo an den Seiten, mit Hasebe und Endo in den regieführenden Halb-Positionen. Und auch da wurde strikt Position gehalten - was gegen Kamerun so rochierfreudig ausgelegt wurde, war heute starr. Und das war der entscheidende Unterschied.
Später, als Hasebe rausmusste und man auf eine Art 4-2-4 umstellte, gelang noch weniger, auch weil dieser Plan B nicht sonderlich ausgereift vorgetragen wurde.

Interessanterweise haben die Holländer mit wesentlich offensiveren Japanern gerechnet, sagen sie. Wie kommt man da drauf? Wieso sollte Japan, der Außenseiter, sich gegen den Top-Favoriten, der in der Vorbereitung Polen mit 6 Kisten weggeschossen hat, in die Offensive gehen?

Oder schwindelt uns die Elftal und ihre Betreuung auch hier wieder was vor? Stellen sie sich auch hier blöd, um ja nicht unsere Gunst ums Favoritenamt zu bekommen?