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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

18. 6. 2010 - 17:04

WM-Journal '10-34.

Nachbar-Spotting. Slowenien unter der Lupe. Und, endlich: Der erste Österreicher auf dem Feld (für die USA).

Seit 1. Juni erscheint dieses WM-Journal zum Turnier in Südafrika - mit einer Ausgabe pro Spiel.
Hier auch in der Übersicht.

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Die Fakten zum Spiel USA - Slowenien 2:2.

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Das erste Spiel unserer südlichen Nachbarn ist ja im allgemeinen und ein wenig lächerlichem Gesuder über die Schwäche des Matches und auch Algeriens untergegangen.

Was Slowenien wirklich kann, zeigt sich heute gegen die USA. Man ist taktisch sauber aufgestellt, verfügt über eine erfahrene Mannschaft, schnelle Spieler, eine höchst eingespielte Verteidigung, ein gut organisiertes Mittelfeld und angriffslustige Stürmer. Allesamt spielen sie in besseren Ligen, im Ausland, manche - wie Tormann Samir Hamdanovic - bereits höchst auffällig.

Dass es gegen die USA, an sich die Nummer 2 der Gruppe C, was die Papierform anbelangt, reicht, hat damit zu tun, dass die den Gegner ein wenig unterschätzt haben und auch damit, dass sie spielerisch (wie schon gegen England) am Limit angelangt sind - da gibt es nichts zuzulegen.

Dabei ist das der Confed-Cup-Finalist, die bis vorgestern einzige Mannschaft, die die großen Spanier geschlagen hat. Aber irgendwie hat das Teanm USA '10 nicht die Klasse von Team USA '09. Obwohl es fast dieselben Teams sind.

Slowenien unter der Nachbars-Lupe

Die Mannschaft von Matrjaz Kek und Milan Miklavic spielt heute ein deutlich klareres 4-4-2 als noch gegen Algerien. Die Viererabwehr (Brecko von Köln, Suler von Gent, Cesar von Grenoble und Jokic von Chievo) agiert höchst harmonisch, wie aus einem Guss.
Im zentralen Mittelfeld neben Kapitän Robert Koren (Westbrom) fällt heute vor allem Walter Birsa (von Auxerre) auf, der trotz seiner Nummer 10 zurückgezogen startet und nur im Bedarfsfall nach vorne stößt. Birsa ist der zentrale Umschalter zwischen Defense und Offense.
Rechts ist Kirm (Wisla Krakau), links Radoslavljevic (Larissa) für die Offensive mitzuständig, vorne sind Novaokiv (Köln) und heute Ljubijankic (Gent, der Dedic von Bochun ersetzt) wilde und druckvolle Forwards.

Mit so einer Truppe und einer ausgezeichneten Organisation geht sich also eine Menge aus.
Gerade vom österreichischen Standpunkt aus sollte man alles, was Slowenen oder auch Slowaken tun, genau genau beobachten und daraus lernen.

Und: endlich ein Österreicher!

Background zu Feilhaber.

In der 2. Halbzeit kommt der erste Österreicher zum Einsatz, endlich. Benny Feilhaber, Austro-Amerikaner bei Aarhus in Dänemark, kommt statt des kleinen Torres ins US-Mittelfeld.

Bislang haben wir uns ja mit Spielern mit Bezug (Afolabi gestern als linker Trouble-Shooter bei Nigeria) begnügen müssen, oder auch Ex-Trainer wie eben Löw oder Kek oder Miklavic hervorgehoben. Novakovic, der slowenische Mittelstürmer, wurde in Österreich auch nicht glücklich, schaffte den Durchbruch erst in Deutschland.

Feilhaber (im Übrigen gebürtiger Brasilianer), den Andreas Herzog einmal für die U21 wollte, hat sich aber klar für die 1. Heimat (die USA) und gegen die der Vorfahren (obwohl er noch einen Pass hat) entschieden. Ist auch logisch - denn die blöden antisemitischen Sprüche, die er sich hierzulande in Dumpfistan hätte anhören müssen, sind verzichtbar.

Die in der 2. Halbzeit neuformierten Amerikaner haben dann erstmals auch ein anderes Gesicht gezeigt. Zuerst war es ein sehr offensiv interpretiertes 4-2-3-1, dann in der Schlussphase gar ein 4-1-3-2.

Die verbesserte 2. Runde

Damit übernimmt man (endlich) das Kommando und kämpft sich wieder ran.
Auch weil Slowenien, wie schon im ersten Spiel, die Zügel aus der Hand gleiten lässt und deutlich zu wenig tut.
Das ändert sich erst nach dem Ausgleich und vor allem dem nicht gegebenen Siegestor für die USA. Da wirft Kek einen dritten Stürmer (statt Birsa) hinein - und siehe da: Slowenien könnte auch, zeigt man da, ein echtes 4-3-3 spielen.

Insgesamt passt das abwechslungsreiche und fast schon hektisch schnelle Spiel gut in die Reihe der bisherigen 2.Runden-Matches. Da geht wenig mit Abwarten (und die, die da nicht von selber was tun, gehn dann meist unter) wie im 1. Durchlauf, da wird gehandelt.

Wenn es dann auch noch gut ausschaut und selbst Mannschaften ohne eigene Glanz-Historie lässig ausschauen lässt, dann kommt das als quasi zuschauerfreundlicher Benefit zur ohnehin hochklassigen taktischen Grundkonstellation der meisten hier vertretenen Teams dazu.