Erstellt am: 17. 6. 2010 - 07:10 Uhr
Oh! Netzwerknostalgie
Oh! - Irritationen im Alltag
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Exotische Zeilen finden sich im Postfach meines Fressenbuchs.
"Hi Ma'am Beth!" schreibt ein gewisser Ricardo.
"Have you been to Camiguin Island, in the Philippines, way back 30 years ago? Just want to know if you're the teacher Elizabeth we befriended in Yumbing."
Schön öfter hatte ich den Verdacht, dass mein Profilfoto aussieht, als hätte sich die ältere Schwester von Carmen Nebel die Haare gefärbt. Zu viel Schal, zu viel streng, zu wenig scharf. Ein Foto, das verzweifelte Philippiner glauben lässt, ich wäre ihre verschollene Urlaubsliebe, gut erhalten nach dreißig (!) Jahren Tafelwischen.
elisabeth gollackner, fm4
Dem armen Kerl vorzuwerfen, er wäre bereits so schasaugert, dass er nicht mal mehr eine Dreißigjährige von einer mindestens Fünfzigjährigen unterscheiden könne, ist auch nicht fair. Denn spätestens seit Madonna "The Bizeps" Ciccone ist Alter keine Frage des Aussehens mehr, sondern lässt sich - ähnlich wie bei Bäumen - an der Anzahl veröffentlichter Scheiben ablesen. Und nicht zu vergessen natürlich das "Photo-Face", diese Mischung aus Mimik und Körperhaltung, mit der mediengeübte Menschen leicht noch mal ein halbes Jahrzehnt rausholen.
Ich selbst schwanke zur Zeit zwischen dem intellektuellen Hand-vors-Kinn und dem verwegenen Haare-quer-durch. Aber nicht zu viel Haar, denn scheinbar verlangt der Sommer, auch auf Facebook, mehr Haut zu zeigen. Respektive: Hals. Außerdem wäre auch wieder mehr Netzaktivität von mir gefragt, sagt man. Ich sei nachlässig, sagt man. Alle zwei Wochen mal reinschauen und Friends bestätigen, da schlafen den Friends die Füße ein. Ma'am Beth in ihrer Frühpension sei da noch aktiver als ich.
Und bevor ich es endlich mal schaffen würde, ein neues Profilfoto hochzuladen, seien Ricardo und seine Beth schon wieder glücklich vereint irgendwo am Strand auf Camiguin Island und befrienden andere Pensis. Vermutlich per Smartphone, diese Streber.