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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

13. 6. 2010 - 21:32

WM-Journal '10-18.

Wie immer ein Zentrum des Interesses: das erste deutsche Antreten. Und: warum das so gut aussieht.

Seit 1. Juni erscheint dieses WM-Journal zum Turnier in Südafrika - mit einer Ausgabe pro Spiel.

Hier auch in der schönen Übersicht.

Das WM-Journal gibt es auch als Podcast. Heute aus technischen Gründen verspätet, sorry dafür!

Die Fakten zum Spiel Deutschland - Australien.

Alle FM4-Stories zur WM, alle Rundherum-Geschichten aus Südafrika, wie etwa Johnny Bliss' schöne Vorort-Reportage.

Offizielles: die FIFA-Seite und die WM-Spezial-Site der Sport-Kollegen.

Public Viewing beim FM4 WM Quartier im Wiener WUK.

Ein paar Gründe dafür, warum das deutsche Spiel bei dieser WM (wieder einmal) so gut aussieht.

Weil Gegner Australien eben nicht mehr die Qualität von 2006, eine zu alte Abwehr und aktuell auch keine starken Stürmer hat.
Weil das System mit einer Spitze eine hohe Qualität des Kombinations- und Flügelspiels forciert.
Weil dieses 4-2-3-1 den angeblich so altmodischen Spielgestalter (heute: Özil) beinhaltet.
Weil die Idee des Bayern-Blocks funktioniert hat - obwohl das nur Teil einer größeren Idee ist.

Und die, diese größere Idee ist das, was das Team Klinsmann/Löw seit Jahren bei konstanter Stärke auftreten lässt - denn so richtige Aussetzer gab es seit 2005 nicht mehr, man konnte sich, im Gegenteil, immer wesentlich weiter vorne orientieren, als es die eigentliche spielerische Qualität ermöglichen würde.

Die Idee: den Stamm finden, halten und stärken.
Der Stamm ist noch dazu jung. Das sind allesamt Leute, die von Klinsmann/Löw quasi erfunden wurden, die für sie also durchs Feuer gehen. Das sind Lahm-Mertesacker-Schweinsteiger-Podolski.
Zu denen kamen ein paar Ältere, die sich einfügten, Arne Friedrich oder Klose, da wäre auch Ballack dabei, den es - merklich - nicht braucht.
Und seitdem kommen immer neue Junge dazu, die sich dann in diese Hierarchie eingliedern.
Aktuell sind das Tormann Neuer (ebenso wie der verletzte Adler), Khedira, Özil, Marin, Kroos, Tasci, Boateng, Aogo - und vor allem die Bayern Badstuber und Thomas Müller.

Die deutsche Idee, und warum sie was hat

Die älteren Leistungsträger dieser Mannschaft spielen dann einerseits unabhängig von aktueller Form und erfolgen (weshalb auch Poldi und Klose auflaufen dürfen), die Newbies werden (fast) streng nach Leistung aufgestellt - weshalb die Bayern-Akteure momentan den Bonus haben.

Dahinter hat Löw noch Sicherheitsnetze wie den bärenruhigen Cacau, der dann einspringt, wenn Klose oder Gomez grade nichts bieten.

Kein Platz ist in diesem System, bei dieser Idee, für Nicht-Teamplayer wie Kuranyi, oder Ältere, die spezielle Rechte forderten, wie Frings.

Dieses Festhalten an seinem Stamm, an seinen Jungs, an seinen Getreuen, erfolgt nicht wie bei anderen Teams (nehmen wir als optimales Beispiel den heutigen Gegner: Australien) aus der Not heraus (weil die zum Beispiel keine jungen Kräfte zur Verfügung haben), sondern es erfolgt bewusst.
Auch im Bewusstsein, dass dieser Stamm (selbst wenn Ballack, Friedrich, Klose demnächst rauswachsen werden) noch jahrelang zusammenspielen kann.

Und weil einander Lahm-Merte-Poldi-Schweini so im Schlaf kennen, klappen dann auch Passes, Angriffe und Stafetten wie schon bei der Euro08 (ich sage nur: Portugal) oder dann eben heute hier.

Das ist warum.
Und es ist nicht schlecht so.

Ein paar taktische Anmerkungen noch:

Deutschlands Plan B, den Löw zu Testzwecken nach dem 4:0 ausprobierte, hat nicht so wirklich gut funktioniert. Das klassische 4-4-2 mit den offensiven Seitenspielern und zwei Stürmern hatte weniger Esprit als die Einser-Panier der Deutschen.

Wackel-Kandidat ist Holger Badstuber, der war ein wenig zu scheu - alle anderen haben sich mehr als empfohlen, auch Klose, dem nach einem Jahr Seuche der Knopf aufging.

Australien hingegen spielte, obwohl es keinen echten Stürmer am Platz hatte (Kewell ist noch verletzt, Kennedy durfte scheinbar nicht, also mussten Cahill und Garcia ran) genau den deutschen Plan B, ein sehr klares 4-4-2.
In der Halbzeit nahm Pim Verbeek einen der beiden defensiven Mittelfeldspieler und brachte Holman, auch keinen echten Stürmer, als Spitze um Cahill die Chance zu geben aus dem Rückraum zu kommen. Wie das funktioniert hätte, wissen wir wegen der etwas harten roten Karte nicht wirklich.
Immerhin gab Team OZ nicht wirklich auf, blieb bei einer Art 4-2-3 und stemmte sich der Niederlage entgegen.

Ihnen ist trotzdem die Überalterung anzumerken. Um Toni Pfeffer zu zitieren: Hoch werden sie die Gruppe D nicht mehr gewinnen.

Gruppe D, Runde 1, Fazit:

Deutschland ist ab jetzt (von den dortigen Medien) selbsternannter Top-Favorit. An der Ausgangslage hat sich aber nichts geändert.

Ghana hat sich mit dem wichtigen Sieg gegen den Konkurrenten um Platz 2 schon fast das Plansoll erspielt. Und dabei auch gut ausgesehen, was mehr ist, als vielen anderen Teams gelungen ist.

Serbien hat weit unter seinen Möglichkeiten agiert - das erinnert fatal an die Turniere der letzten Jahre; und muss mit mehr Mut gegen die nächsten Gegner abgestellt werden.

Australien wird die beiden anderen Teilnehmer sicher noch unangenehm zwicken.