Erstellt am: 13. 6. 2010 - 11:37 Uhr
Song zum Sonntag: Lone Wolf
Been picking up sticks to burn her enemies down.
I do what I can for her.
I slaughtered her a cow and I'm a vegetarian.
That's not man enough for her, not bloody enough.
I used my chemistry skills to bake her every pill she could swallow.
She prayed to god and she called me a sinner, science isn't the way to win her.
She gave me every disease under the sun before she ran for another town.
My body reacts to her.
How bodies react to her.
She's facing due north when she's facing due east,
She's got parking violations dating back to '63
She's got a ladder by the stairs,
She uses it to sharpen her teeth.
We fear for our lives around her.
We fear for our lives.
The demons are alive in her head that's why we have to make sense of every tiny word that she says.
She stole my twenties from me.
My face has never looked so thin.
I hide behind facial hair but people aren't stupid, they can see what I'm doing.
I'm trying to pretend I won this war between my brain and her brawn,
But this is a war I won't be coming home from.
Now I'm lying through my teeth again.
It's a trait she taught me well.
If truth had been told from the start I'd have never seen hell.
Will someone get a message to my father and say "Dad I won't be coming home I'm gonna take this all the way",
My kids will understand someday.
My kids will understand someday.
bellaunion.com
"Sie" macht ihn fertig, den Armen.
Er hat für "Sie" alles getan, aber "Sie" ist zu rücksichtslos, zu fordernd, zu blutrünstig - er kann sie nicht zufrieden stellen, er ist nicht Manns genug, nicht blutig genug. "Sie" ist die Quelle all seiner Schäden und seines Leidens, sein Körper reagiert direkt auf "Sie" und er muß ganz unmittelbar um sein Leben fürchten. Er hat geglaubt, er könne den Krieg gegen sie mit Vernunft, Ratio, "science", gewinnen - sein "brain" gegen ihr "brawn", der Konfliktklassiker von Odysseus bis Popeye - er kann es nicht. Er wird nicht mehr heimkommen von diesem Krieg, er muss ihn zu Ende bringen, "seine Kinder werden das eines Tages verstehen." (Ein Kriegstrauma - Sager, wie er bei Rupert Brooke stehen könnte)
Obwohl das wie ein "Torch Song" aufgebaut ist, obwohl er es mit einer "Gegnerin" zu tun hat - "Sie" kann keine Frau sein, zumindest - das sind wir ja von Pop/Folkmusik gewohnt - keine reale (außer Mutti). Der "normale" Geschlechterkrieg wird nicht mal von härtesten Misogynen in derart blutvolle Metaphern gehüllt - hier geht es um einen "echten" Krieg, mit gestohlener Jugend und Traumata, mit Abschied für immer und nicht wiederzubrignendem Verlust.
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Paul Marshall scheint bessesen vom Krieg. Auf seinem Debutalbum als Lone Wolf, "The Devil and I", sind gut die Hälfte der Songs schwermütige, klassische Anti-Kriegs-Lieder. Und der Krieg ist hier weniger eine modernes, gesichtsloses technologisches Intervenieren von Maschinerien um Interessensgruppen durchzusetzen. Er sieht nicht aus wie ein von "embedded" Sieges - und Freiheitspropaganda begleitetes Computerspiel. Der Krieg von Lone Wolf ist eine schwere, alte Metapher, datierbar zwischen Napoleons Rußlandfeldzug und dem Ersten Weltkrieg der Dolchstoßlegende, es ist Menschlichkeitsprotest und Traumaverarbeitung a la Brecht und Käthe Kollwitz.
Und er ist eine Metapher für alle Kämpfe, alle Ängste, alle Zwänge und alles Leiden - hiefür kann nun auch der beliebte "Kampf der Geschlechter" eingesetzt werden, der bei "This is War" als Vehikel benutzt wurde, um diese Abgründe zu illustrieren
www.helga-rockt.de
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
Die musikalischen Momente von "The Devil and I" sind nicht eben auf Innovation aufgebaut sondern vielmehr in Traditionen eingebettet: Die Gitarre - hier nicht, aber auf dem fast ganzen Rest der Platte- verbeugt sich vor Nick Drake und dem Richard Thompson von "Fotheringay" (das Lied, nicht die Band), die Harmoniegesänge vor CSN&Y und Simon & Garfunkel, vielelicht vermittelt über den kühleren, ditanzierteren Umweg der Labelmates Fleet Foxes. Und die hallige Produktion (vom Schwedern Kristofer Jönson von Jeniferever) mit Harmoniegesängen und fernen Kriegsbläsern aus den dichten Wäldern echot die kühle Stimmung des europäischen Nordens, von Mari Boine bis Röyksopp, von Sigur Ros bis Jan Garbarek.