Erstellt am: 6. 6. 2010 - 16:00 Uhr
"In den Townships regt sich niemand auf"
Text: Christian Lerch
name*it
Kaptransmissions ist ein Projekt der Agentur name*it, bestehend aus den JournalistInnen Thomas Haunschmid, Christian Lerch, Monika Kalcsics und Peter Waldenberger (v.l.n.r.) und dem Ökonomen Clemens Foschi (hinten).
Schon im Jahr 1985 entstand mit Black Noise aus Cape Town Südafrikas damals bekannteste Hip Hop- und Graffiti Crew. Wie zuvor in den Ghettos der US- Metropolen an der West - bzw. Ostküste waren in den 1980er Jahren auch in Südafrika sozioökonomisch benachteiligte Townships an den Stadträndern die Brutstätten der Hip Hop Culture. Unter dem Apartheidregime waren öffentliche Versammlungen wie Tanz- und Musikveranstaltungen für Schwarze verboten. Auftritte bzw. Konzerte waren in den Townships nur in Privathäusern bzw. Shebeens, illegalen Trinkhallen, möglich. Hip Hop Culture wurde trotz der polizeilichen Restriktionen zur Artikulation von politischem Widerstand gegen das weiße Apartheidregime verwendet. Bedeutend waren der Austausch von widerständigen Mixtapes und das Sprayen von politischen Parolen an die Außenwände von Polizeistationen und anderen Institutionen des Unterdrückungsregimes.
rasik
Dennoch, das Genre zum Regimewechsel im Jahr 1994 war nicht Hip Hop sondern Kwaito, eine auf House Beats und traditionellem Sprechgesang basierende Musik aus den Townships. Mit dem Regimewechsel und der Demokratisierung des Landes öffnete sich Südafrika auch kulturell dem Westen, und der Einfluss US-amerikanischer Popkultur wuchs stetig. Heute gehört Hip Hop in Südafrikas Clubs, im Radio und TV zum Mainstream und Graffiti Artists wie Rasik aus Orlando, zeichnen – vollkommen legal – für die Regierungspartei, den ANC, politische Werbung in die Straßen Sowetos. Für Rasik ist die politische Kraft der Hip Hop Culture dennoch nicht verblasst.
Video: Benjamin Urbanek, zu sehen auch auf kaptransmissions.org
Homebase Spezial
Die FM4 Homebase (19-22) blickt am 7. Juni 2010 schon vorab Richtung Süden und hört in die Klänge von Capetown, Johannesburg und Durban rein. Neue elektronische Musik von z.B. DJ Mujava wird dabei ebenso zu hören sein, wie die vielfältigen lokalen Ausprägungen von Hip Hop oder noch unter dem Apartheid-Regime entstandene Funk- und Soul-Aufnahmen aus Soweto. Im Gespräch beschreiben die Musikerinnen und Musiker ihre Szenen und Alltage. (Von und mit Natalie Brunner, Florian Obkircher, Alex Hertel und Stefan Trischler)