Erstellt am: 31. 5. 2010 - 13:46 Uhr
Frühlings Erwachen in Barcelona
Alexandra Augustin
Wir waren am Primavera, dem vielleicht besten Festival der Welt. Ja, es war großartig. Wir haben viel gesehen, gelacht und getanzt. Wir haben mit Yeasayer getrunken und sind mit Stephen Malkmus U-Bahn gefahren. Das hat uns darüber hinweg getröstet, dass wir uns unser FM4 Equipment gleich am ersten Tag in Barcelona erfolgreich klauen lassen haben. Aber keine Sorge. Wir haben trotzdem viele Interviews im Kasten und außerdem haben Sophia Weyringer und ich euch auch etwas mitgebracht. Wir sind ja nette Menschen. Hier vorab ein paar Souveniers für euch aus Barcelona. Keine Salami und auch kein Sand vom Strand im Glas, sondern viel besser.
Wenn ihr etwas davon abhaben wollt, dann schickt uns im Gegenzug eine Postkarte aus eurem Urlaub mit einem Musikwunsch! (Karten an FM4 Morning Show, 1136 Wien)
alexandra augustin
Wir sitzen wieder daheim, die Knochen sind noch geschunden und der Kopf immer noch etwas wackelig auf den Schultern. Und doch schleicht sich das Gefühl ein, so viel verpasst zu haben.
Alexandra Augustin
Das Programm des Primaverafestival klang vorab nämlich schon nach einem musikalischen Supergau. Mit der Liste der Musiker und der Auswahl der Konzerte verhält es sich wie beim Ordern von Gängen von einer französischen Speisekarte. Teures Futter für die Seele, wohlüberlegt in der Kobination der einzelnen Zutaten:
Heavy Metal-R'n'B-Gebräu von den Sligh Bells oder doch lieber die guten, alten Pavementmänner? Beach House und danach Coco Rosie? The Drums, Matt & Kim und danach die Antlers? Scoutt Niblett und danach weiter zu Low? Und Wire und Panda Bear sind auch noch da, die Pet Shop Boys auch, Hilfe, Tilt! Und dann noch dazu ständig dieser Meerblick. Wohin soll man seinen Kopf und seine Ohren also bittesehr richten?
Alexandra Augustin
M. erzählt beim Heimflug, sie hat 36 Bands geschafft. Hut ab. Ich vielleicht 21. Wie viele Bands kann man bei einem Festival bei dem über 200 Bands spielen denn eigentlich anschauen? Man nehme also die durchschnittliche Dauer einer Bühnenshow, sagen wir grob 80 Minuten und mulitpliziere das mit 206. Das ergibt 16480 Minuten. Knapp 278 Stunden. Man müsste also zwei Wochen nur vor einer einzigen Bühne hocken, Tag und Nacht und ohne zu schlafen, zu essen, ohne Bier zu holen, dann hätte man vieleicht alles, wirklich ALLES gesehen. Wir hatten nur drei Tage. Und die bestanden daraus die große Zerreißprobe zwischen Bühne A, B, C, D, E und X zu bestehen und zu wandern, bis wir Blasen an den Füßen hatten.
Vale, Vale, Vale! Si, Si, Si! Ein ganzes Set am Stück sehen? Mon Dieu! Ein Ding der Unmöglichkeit. Was bleibt also im verwirrten, vom Schlafentzug gebeutelten Kopf über?
Hier ein kleines Resümee der drei Tage:
SO HOT + + +
X) Beach House, ihr sind das beste was es live momentan gibt. Eure Show war atemberaubend. Ihr habt zwar kaum mit dem Publikum geredet, aber das war auch gar nicht nötig. Ein lasziv ins Mikrophon gehauchtes
"We hope your night is romantic" mit Blick auf das Meer und den Vollmond und dahin ziehene Schiffe am Horizont, kombiniert mit euren Dream Pop Melodien - das hat gereicht um bei uns sämtliche Synapsen zu kappen. Beach House, die Band zu der sich um fünf Uhr Früh im längst verlassenen Club weinende Männer in die Arme fallen und Menschen vor der Festivalbühne magische Momente für die Ewigkeit zelebrieren.
Alexandra Augustin
X) Liebe The XX, ihr seid auch sehr, sehr super! Leider haben wir nur einen Track von euch mitbekommen.
Inma Varandela
Oh, ein Video von euch gibt es auch!
X) Lieber Bradford Cox alias Atlas Sound: Du musstest schon um 7 Uhr Abends auftreten. Spätere Zeiten stehen dir aber besser.
Trotzdem: Alle waren da, um dich nur mit Akustikgitarre und minimalsten Elektronikfrickeleien bewaffnet zu sehen und der Applaus war ohrenbetäubend. Und da Beach House deine Kumpels sind, die du ja freudigst am Nachmittag umarmt hast, wünschen wir uns ein Duett von euch. Legt eure Reverb-Pedale und Stimmbänder auf einen Haufen, das könnte großartig werden.
Alexandra Augustin
X) The Bundels, ihr seid die beste, persönliche Neuentdeckung überhaupt. Findet auch Owen Pallett, der hinter uns gestanden ist. Eigentlich dachten wir, Kimya Dawson wäre mit von der Partie, aber zumindest hattet ihr ihre Stimme auf Band und die dann zu euren Songs gemischt. Ihr seid würdevolle Erben der Moldy Peaches.
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
X) Hey Pavement, Broken Social Scene und Owen Pallett:
Danke für euer gleichzeitiges Supergroup-Singsang auf einer Bühne. Zuerst Spiral Stairs und Owen Pallett als Gäste bei der Show von Broken Social Scene, dann Kevin Drew im Duett mit Stephen Malkmus! Ein wahrgewordener, feuchter Indietraum.
Alexandra Augustin
Dani Canto
X) Lieber Taxifahrer in Barcelona: Deine Tom Waits CD hat die Heimfahrt gerockt.
Alexandra Augustin
X) Hey Scout Niblett, Health, Fuck Buttons, Yeasayer und Wild Beasts:
Ihr habt wirklich jeden Blödsinn mit uns migemacht. Zuerst haben wir euch Kinderinstrumente in die Hand gedrückt, damit ihr uns zeigt, wie man so tolle Lieder wie ihr schreibt, dann habt ihr uns freimütig unsere Off-Topic-Fragen über euren schlimmsten Hangover, geheimste Geheimnisse und die erste große Liebe beantwortet. Und am Schluß noch unsere Goodies kunstvoll verschönert. Merci!
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
X) Danke, schönes Wetter: Es hat doch fast gar nicht geregnet. All die Sorge war umsonst!
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
X) Liebe Dixi-Klos: Mit Meerblick macht Anstehen bei euch viel mehr Spaß!
Marion Füssl
SO NOT - - -
Alexandra Augustin
X) Lieber Dieb aus Barcelona! Es ist einfach uncool, den Radioleuten ihr Zeug zu klauen! Wie soll man denn da Interviews mit den ganzen wichtigen Bands machen? Mei, du hast uns den letzten Nerv geraubt. Falls irgendjemand was gesehen hat, so möge er ehrlich unseren Laptop returnieren! Bitte, Danke!
X) Lieber Marc Almond: Das Thema des Abends lautete "Primavera" nicht "Donauinselfest". Und lass die dir bitte die Wangenimplantate und die Gesichtsstraffer wieder entfernen. Du siehst gar nicht mehr gut aus. Zurück ins Glitzeroutfit, Tschüss Big Band und dann klappts auch wieder mit dem Publikum.
X) Liebe Pixies: Auf CD seid ihr wirklich besser als live. Ihr ward einfach langweilig. Jedes Lied halb so schnell wie es sich gehört, ein Best-Of der ödesten Sorte.
Inma Varandela
X) Grizzly Bear, zurück in den Club mit euch! Eine große Bühne steht euch nämlich nicht, trotz Meerblick!
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
X) Beach House, eure Bühnendeko ist wirklich eigenartig. Was war denn das? Überdimensionaler Blinke-Spargel? Verendete, weißbemahlte Palmen? Wir wissen es nicht.
X) Liebe Blümchenkleider und Karohemden: Prinzipiell seid ihr tolle Kleidungsstücke. Aber wenn ihr uns zu tausenden unter die Augen kommt, kombiniert mit bunten Stofftascherl, Ballerinas und Vollbart, dann dürft ihr euch nicht wundern, wenn wir uns daran schnell wieder sattgesehen haben. Ab zurück in den Schrank mit euch, reden wir 2020 beim nächsten Grunge-Revival weiter. Und Krankenkassenbrillen waren auch schon 2006 wieder uncool!
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
Alexandra Augustin
X) Danke Primavera, du warst einfach spitze. Wir kommen wieder nächstes Jahr. Versprochen! Si, Si, Si!
Alexandra Augustin