Erstellt am: 28. 5. 2010 - 19:14 Uhr
Déjà-vu
Lady Gaga war ein Musikwunsch für die Eröffnungsmodeschau, doch den wollte Rainer Binder-Krieglstein nicht erfüllen. Hätte auch so gar nicht zu den Kollektionen gepasst, die gestern Abend im großen Foyer der Grazer Messehalle zu Beginn des Designfestivals Assembly präsentiert wurden. Brave Kleider, eh schön, Overalls mit Ausschnitten bis zum Bauchnabel und Zugbändern, Vivienne hallo, und gestreifte Männerhosen und passende Oberteile, die ich für Pyjamas hielt. Danke, die Sarouel-Hosen haben wir schon an und auch die ausgestellten Tulpenröcke hängen im Kleiderschrank.
Moden zitieren sich implizit, no na. Doch das, was bei der Assembly-Modeschau zu sehen war, das kannte ich bereits zum Gutteil aus dem Vorjahr von denselben Designerinnen. Die Assembly beschließt den Designmonat, der unter der Schirmherrschaft von Creative Industries Styria bündelt, was sich im Wonnemonat in Graz tut und im weitesten Sinne unter "Design" abheften lässt. Lendwirbel, Springfestival, Assembly. Die Kreativwirtschaft wird gehypt, ein Straßenabschnitt nach dem anderen als zukünftiges Zentrum für Ateliers und Studios anvisiert. Bei all diesem Wollen wird das Sein übersehen. Über die Diskrepanz zwischen der Präsentationsform und der Mode, die da mit den Models über die Rolltreppe direkt auf den langen Laufsteg samt Vidiwalls getragen wurde, lässt sich nicht hinwegsehen.
Krampfhaft wurde die Vorstellung einer Haute Couture-Schau imitiert. Wenn Karl Grünling aus seiner Moderatorenrolle schlüpft, nicht Pressetexte vom Blatt liest und rätselt, ob noch ein Designer gezeigt wird oder nicht, sondern mit dem Megaphon eine seiner Sekundenaktionen macht, für die man ihn kennen könnte, rutscht die Veranstaltung vom Komischen tiefer, ins Tragische. "Nur die Mode kann die Welt retten!", rief Grünling. Soviel fremdschämen könnte Magenkrämpfe verursachen, so ducken wollte ich mich da neben Kollegin Eva Brunner.
Zurück in die Autowerkstätte des Vorjahres mit der Eröffnungsschau! Oder hinaus in den öffentlichen Raum mit der Mode und den Dingen dieser kleinen Labels. Schade, dass die Street Fashion-Schau auch im Festival-Haus "Wilder Mann" in der Jakoministraße stattgefunden hat und nicht wie angedacht im Freien, rund um den Springbrunnen am Eisernen Tor. So zieht sich die Schleife enger, die man um das Designpaket schnürrt, dass die UNESCO als "City of Design" würdigen soll.
Am Festival, das im Grunde eine mehrtägige Schau- und Verkaufsmesse ist, geht es auch dieses Jahr bunt zu. Doch weitere Déjà-vus bleiben nicht aus, woher auch jedes Jahr neue DesignerInnen nehmen? Die Assembly muss aufpassen, dass sie nicht zum Bastel-Markt verkommt. Sonst verabschieden sich weitere ernstzunehmende DesignerInnen. Still und leise, wie jene des Brillenlabels Andy Wolf.
Die Assembly kann noch bis inklusive 30. Mai bei freiem Eintritt besucht werden.

ni-ly
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Heute und morgen Abend lädt die Assembly zur Nightline mit DJs, im Keller des "Wilder Mann" wird Samstagabend Didi Bruckmayr mit DJ Mussurunga einkehren.