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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

25. 5. 2010 - 14:56

Fußball-Journal '10-21.

Aus Anlass der heute startenden EM-Qualifikation der U19-Nationalmannschaft des ÖFB - wie ein nationaler Verband so "arbeitet"; oder: das Prinzip "Zufall und eh wurscht". Ein tragische Posse ohne mögliches Happy-End; oder: warum David Alaba der bessere U19-Coach wäre.

Poster "sfbuch" schickt mir heute mittag ein Mail. Ob ich das Andi Heraf-Interview im Kurier gelesen habe.
Der sage dort, dass die medial groß herausposaunte Teilnahme des Jungstars David Alaba an der heute beginnenden EM-Quali des U19-Teams eigentlich einem Zufall zu verdanken wäre. Man habe nicht mit einer Freigabe seines Clubs (Bayern München) gerechnet und deswegen auch nicht angefragt.

Umgekehrt hätte Alaba gar nichts vom anstehenden Turnier gewusst und das erst durch seinen einberufenen Kumpel Marco Djuricin (zuletzt mit Hertha im Finale der deutschen U19-Meisterschaft) erfahren.

Ich glaube zuerst der gute sfbuch (mit dem ich in früheren Zeiten einige Posting-Sträuße ausgefochten habe, ehe wir uns bei der legendären Abriss-Party am Südbahnhof kennengelernt und unsere Beziehung normalisiert haben) will mich höscherln. Weil er ja auch ein Andreas ist vielleicht, oder weil gerade die Sonne scheint oder wasweißich. Weil mir das alles zu wild klingt.

Nebenbei gibt er ganz offenherzig seine drastische Fehl-Einschätzung im Fall Bahadir zu. Und glaubt auch dass Mehmet Scholl, der am 30. 4. das Amt aufgab, noch Trainer der Bayern Amateure ist.

Aber nein.
Ich schau mir das entsprechende Kurier-Interview an.
Und alles stimmt.
Und Schlimmeres (siehe nebenstehende Details) mehr.
Ich hatte eigentlich gedacht, dass mich nichts, was ÖFB-Coaches der Marke Zsak/Heraf/Stadler von sich geben, jemals mehr emotionalisieren könnte.
Ich habe mich geirrt.
Dramatisch geirrt.

Herafs Selbstaufgabe

Denn wenn sich ein ÖFB-Trainer in aller Öffentlichkeit selber der Unfähigkeit und Inkompetenz bezichtigt, dann schockiert mich das tatsächlich.

Nochmal, langsam, zum Mitschreiben: der beste Spieler seiner Altersgruppe wurde vom ÖFB und dem zuständigen Coach (Heraf) nicht für das wichtigste Turnier dieser Altersgruppe angefragt.
Mehr noch: der beste Spieler seiner Altersgruppe wurde vom ÖFB und dem zuständigen Coach (Heraf) nich nicht einmal von der Existenz dieses Turniers informiert.

Weil der beste Spieler seiner Altersgruppe ein schlauer und aufgeweckter und gut vernetzter Kerl ist, und er nicht nur gern mit Frank Ribery weggeht, sondern auch das moderne Leben auscheckt, erfährt er es von seinen Kumpels via Facebook und kümmert sich dann eigenhändig und eigenständig drum.

Alaba fragt bei den Bayern um seine Freigabe gleich nach dem CL-Finale und meldet sich eigenständig beim ÖFB an. Checkt seine Teilnahme also in Eigenregie. Auch weil er da wohl bereits seine Erfahrungen mit dem lahmen Apparat gemacht hat.

Es wird von ÖFB/Heraf-Seite also nicht nur nicht gearbeitet und nicht nur nicht überlegt die bestmögliche Mannschaft zusammenzustellen - man verzichtet auch auf die Basis-Kommunikation der Termin-Eckdaten.

Gespräch mit U19-Kapitän Michael Schimpelsberger.

Wohl weil sowas wie die Versendung einer Mail "an alle" die technischen Fähigkeiten der ÖFB-Nachwuchs-Abteilung um ein Vielfaches übersteigt.

Alaba soll Heraf nachfolgen - er macht es deutlich besser

Dort schaut man mit großen Augen und sagt dann "Leiwand!", in der Gewissheit, dass einem trotz keinerlei Abrufen einer Managment-Leistung und keiner Investition einer eigenständigen Denk-Leistung ein Ass in den Schoß gefallen ist.
So weit, so österreichisch.

Und so armselig wie in Herafs Aussagen hat sich dieses System (man könnte es fast ein Prinzip nennen...) der Nicht-Beschäftigung und der Kommunikations-Dürftigkeit noch nie manifestiert.

Wären nicht diese Woche drei Spiele der U19 gegen schwere Gegner wie die Schweiz (heute), Serbien (Donnerstag) und Dänemark (Sonntag) - Andreas Heraf müßte von einer ÖFB-Führung, sofern die sich nicht der kompletten Lächerlichkeit preisgeben und damit ihre totale Erpreßbarkeit durch die Ex-Spieler-Lobby demonstrieren will, sofort freigestellt werden.

Man kann ja David Alaba als neuen Coach bestellen.
Der hat durch sein praktisches Handeln mehr Team-Fährigkeit und besseres Management bewiesen. Und die ÖFB-Aufgabe als Nebenjob durchzuziehen wäre auch nix Neues: So betrachtet Sky-Experte Heraf das ja seit geraumer Zeit eh schon.

Fakten, Daten, Zahlen...

Das U19-Turnier zur EM-Qualifikation in Tirol. Der Gruppensieger fährt zur Euro in Frankreich (18. – 30. Juli)

Dienstag, 25. Mai, 16 Uhr, Hall: Serbien - Dänemark
Dienstag, 25. Mai, 19 Uhr, Schwaz: Österreich - Schweiz

Donnerstag, 27. Mai, 16 Uhr, Hall: Dänemark – Schweiz
Donnerstag, 27. Mai, 19 Uhr, Schwaz: Österreich - Serbien

Sonntag, 30. Mai, 17 Uhr, Schwaz: Schweiz – Serbien
Sonntag, 30. Mai, 17 Uhr, Hall Österreich - Dänemark

Der Kader (Jahrgang 91 und jünger):

Tor: Georg Blatnik (Kärnten), Philip Petermann (Austria)
Auf Abruf: Günther Arnberger (Austria), Lorenz Höbarth (LASK).

Abwehr: Mahmud Imamoglu (Vienna), Michael Schimpelsberger (Twente Enschede/NED), Lukas Rath, Patrick Farkas (Mattersburg).
Auf Abruf: Christian Bubalovic (Energie Cottbus/DEU).

Mittelfeld: David Alaba, Christoph Knasmüllner (Bayern München/DEU), Christian Klem (Sturm Graz), Raphael Holzhauser (VfB Stuttgart/DEU), Tobias Kainz (Heerenveen/NED), Emir Dilaver (Austria), Marco Meilinger, Georg Teigl (RB Salzburg), Robert Gucher (FC Genua/ITA).
Auf Abruf: Marcel Büchel (Siena/ITA), David Jelenko (Rapid).

Sturm: Andreas Tiffner (BW Linz), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG), Marco Djuricin (Hertha BSC/DEU).
Auf Abruf: Markus Pink (Kärnten), Alexander Aschauer (RB Salzburg).

Das sieht, so gut besetzt die Offensive auch ist, in der Abwehr recht mager aus. Das ist für alle, die hier Journale über die Nachwuchs-Mannschaften des ÖFB verfolgen nichts Neues. Diese Schwäche zieht sich durch. Oft (und bis in die U21 hinauf) müssen Mittelfeldspieler Abwehrpositionen einnehmen, weil die Selektionäre offenbar nicht genug Verteidiger kennen oder einberufen.

Verletzt ist Bernhard Janeczek von Gladbach.
Verzichten tut Heraf auf die Abwehrspieler Kevin Krisch (Werder Bremen) und Philipp Geiblinger (St.Gallen) sowie auf dessen Teamkollegen Manuel Sutter.

Ervin Bevab hat man, eine Parallele zum Fall Bahadir, an Bosnien verloren.

Supertalent Stefan Hierländer (Kärnten) fehlt ebenso wie Marcel Ziegl und Philip Huspek (Ried), Muhammed Ildiz von Rapid oder Luca Tauschmann (Sturm) auch ein Innenverteidiger, von denen letztlich nur einer im Kader steht...
Tauschmann spielte am Wochenende Regionalliga, wie auch Michaelk Petrovcic vom GAK, freigestellt wurde nur Tiffner.