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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

25. 5. 2010 - 17:18

Matsch-Sound

Im Gasometer ist der Sound schlecht, lautet eines der gängigsten Urteile über die BACA-Konzerthalle.

„Ich bin so froh, dass die Thievery Cooperation jetzt in der Arena statt im Gasometer spielt“, hörte ich den guten Freund H. gestern sagen.

Und irgendwie hält sich die gefühlte Meinung über den manchmal etwas enttäuschenden Sound in der Bank Austria Halle im Wiener Gasometer beharrlich. Mindestens so beharrlich wie das Gerücht, die Deutschen wären eine „Turniermannschaft“.

Doch was steckt hinter dieser Befindlichkeit? Eine kolportierte "Urban Legend", wie die Behauptung, Marylin Manson hätte in „Wunderbare Jahre“ mitgespielt oder doch eine Äußerung fundierten Unbehagens?

Fakt ist, dass in den letzten Jahren die Liste der internationalen Acts die im Gasometer spielten endlos war und ist. Von Arcade Fire über die Smashing Pumpkins bis zum morgigen Konzert von Gentleman: Die Halle hat einfach größenmäßig eine gewisse "Missing link"-Funktion.
Alles was für die Stadthalle zu klein und für die große Halle in der Arena dann doch zu groß ist, findet in Wien kaum eine Alternative.
Weder das WUK, noch die Szene Wien und schon gar nicht die charmanten Gürtel-Locations. Umso dringlicher scheint das Anliegen um einen adäquaten Sound.

"Dinosaurier-Niere"

Fakt ist aber auch, dass eine runde Halle rein technisch schwieriger abzumischen und auszusteuern ist als eine "normale" Konzerthalle.
Die spezielle Herausforderung liegt darin, überall im Raum einen gleichmäßig guten Sound hinzubekommen. Daher wurden im Zuge des Umbaus etliche Bemühungen und Anstrengungen getroffen, die Voraussetzungen zu optimieren.

Der damalige Koordinator und Tontechniker Andreas Strohmayer meinte dazu: "Wir haben die ganze innere Halle nochmals durchrechnen lassen. Mit Akustikern gemeinsam sind die Einstellungen und alle Einbauten nochmals neu adaptiert worden“.

Für Karl Fluch, Musikkritiker im "Standard", ist das Ergebnis aber dennoch nicht zufriedenstellend.
Er hat in den letzten Jahren etliche Konzerte im Gasometer besucht und kommt zu folgender Beurteilung: "Dieses Rondeau, diese betonierte Dinosaurier-Niere, lässt offenbar nicht an allen Stellen einen gut ausbalancierten Sound zu. Was dazu führt, dass man etwa bei Arcade Fire das Vergnügen hatte, wenn man dort stand wo ich gestanden bin, zwei Stunden lang die Bläser zwar zu sehen aber nicht zu hören. Bei der Preisgestaltung der Konzerte und bei dem Geld, das wahrscheinlich in diese Konzerthalle geflossen ist, ist das zumindest fragwürdig. Das trübt jetzt nicht nur meinen subjektiven Konzertgenuss, sondern auch den von vielen Leuten, wie man in Gesprächen hört oder in diversen Online Foren immer wieder lesen kann."

Verantwortung bei Bands oder Technik

Martin Sobotnik ist der Leiter der Bank Austria Halle und kann diese Kritik nicht nachvollziehen.Für ihn liegt die Verantwortung für einen guten Sound eher bei den Tontechnikern der jeweiligen Bands selbst, als bei der Halle.
"Klar hat jede Halle einen speziellen Sound, aber im Prinzip sind zu 90 Prozent Tontechniker der Bands am Werk, das heißt der Techniker macht den Sound den die Band haben will." Außerdem, so Sobotnik, ist die besondere Herausforderung einer runden Arena in den USA etwa häufiger anzutreffen, Tontechniker hier haben aber offenbar weniger Erfahrungen damit.

"Das ist eben genau der Punkt, es ist genau wie die Musik selbst vom Menschen abhängig. Wenn ein Gitarrist einen schlechten Tag hat, kann es passieren, dass das eine oder andere Solo nicht so toll ist. Wenn der Techniker einen schlechten Tag hat, kann es passieren, dass der Sound eben nicht so toll ist. Dass im Gasometer aufgrund der runden Bauform alles ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, fängt ja schon an, wenn man die Toiletten sucht. Das ist eben alles ein wenig schwieriger. Es ist immer eine Frage der Gegebenheiten und wie man sich darauf einstellt."

Da bleibt nur mehr zu hoffen, dass sich alle Techniker künftig möglichst gut auf die Gegebenheiten einstellen und möglichste wenig schlechte Tage erwischen. Damit die Kritiken bei Highlights wie eben "Arcade Fire" in den nächsten Jahren nicht mehr so ausfallen, wie jene von Karl Fluch bei deren letztem Konzert im Gasometer. Da fand er den Sound nämlich schlicht und einfach "matschig".