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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

14. 5. 2010 - 21:04

Fußball-Journal '10-15.

Ein Kärnten mit Ende.

Das fussballjournal10 erscheint anlassorientiert.

Der heutige ist der der Lizenzverweigerung für Austria Kärnten.

Ich habe es in Journal 14, der Saisonbilanz vor der letzten Runde, bereits angedeutet: Zu Austria Kärnten lässt sich erst im Lauf der Lizenzierungs-Entscheidung noch etwas sagen.

Nämlich Bitteres.
Aufmerksame Beobachter werden bemerkt haben, dass ich in den letzten Monaten, ja fast die gesamte Frühjahrssaison kaum etwas zur Kärnter Misere vermeldet habe.

Das war Absicht.
Und es passierte nicht deshalb, weil mein Radiodirektor immer so litt, wenn er scharfe Worte über "seine" Mannschaft lesen musste und mich dann mit einem optimitischen Wortschwall vom Gegenteil zu überzeugen suchte, weil er, der da mit dem vollen Herzen dabei war, nicht anders konnte.
Auch nicht, weil der Management-Wahnsinn, Politintrigen-Sumpf und die Ansammlung geballter sportlicher Inkompetenz in den letzten Monaten weniger wurde. Im Gegenteil: Es kamen auch noch pampige persönliche Beleidigtheiten zu diesem unappetitlichem Mix hinzu.

Aber: Auf einen am Boden Liegenden, mit dem's zu Ende geht, auch noch dauernd einzutreten, ist irgendwie grauslich.

Das Ende, das ist heute besiegelt worden.

Das Protestkomitee der Bundesliga hat dem Retortenclub die Lizenz verweigert. Ebenso wie dem sportlich eh schon aus der 2. Liga abgestiegenen FC Dornbirn. Es bleibt zwar noch die Möglichkeit des Gangs vors Ständige Neutrale Schiedsgericht - aber das sieht schlecht aus. Denn im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo der Verein immer durchgewunken wurde, obwohl er die Auflagen weit verfehlt hatte, war der Geduldsfaden heuer gerissen.
Weil alle die Nase voll haben, weil selbst die eselsgeduldigen Liga-Verantwortlichen die Sperenzchen und Machinationen der Kärntner nicht mehr ertragen.
Weil das hysterische Zickzack nach Haiders Tod immer unerträglicher wurde, weil Gelder und Garantien immer nur angekündigt wurden. Austria Kärnten war auch schon zu Lebzeiten seines Erfinders, des vormaligen Landesvaters, ein einziger politischer Schachzug ohne sportliche Substanz, nachdem die Sonne vom Himmel gefallen war, brachen aber die letzten Dämme. BZÖ gegen FPÖ, FPÖ gegen FPK, Canori gegen Dörfler, alle gegen Petzner, Klagenfurt gegen Kärnten, alle gegen alle, wenn Wahlen anstanden, und alle auf Tauchstation, wenn es um die Finanzen des EM-Stadions ging.

Die Lokalposse aus der Retorte

Dass die aus den angeführten lokalpolitischen Gründen unendlich amateurhafte Vereinsführung auch rein sportlich alles versaubeutelte, was möglich war, versteht sich. Was wiederum für den endgültigen Todesstoß sorgte: Mit dem Image des Klassenletzten lässt sich ein Verein, der zur reinen regionalpolitischen Repräsentation dient, nicht einmal in der Stadtpolitik verkaufen. Ein Loser-Image will keiner der Player.

Dass mehr als nur Berechnung und das Kalkulieren auf Distinktionsgewinn nötig ist, um einen Klub aus der Taufe zu heben, zu etablieren und zu stabilisieren, das hat in Kärnten leider keiner kapiert. Besser gesagt: keiner der Verantwortlichen, die eben nicht das Herz meines Direktors haben, sondern ihre politischen und populistischen Süppchen kochen wollen.
Und das alles mit in jeder Hinsicht untauglichen Mitteln.
Weshalb Kärnten jetzt ein tolles Stadion hat, aber womöglich von der Fußball-Landkarte verschwindet. Regionalliga-Meister Wolfsberg/St. Andrä muss sich, wie's derzeit aussieht, mit dem SV Horn matchen, sonst bleibt die 3. Leistungsstufe (in diesem Fall die Regionalliga Mitte) als Stelldichein der besten Kärntner Vereine übrig.

Der Polit-Club kommt durch die Politik um

Die Mannschaft wird zerfallen, die zuletzt eingesetzten jungen Amateurspieler werden das neue Gerüst bilden, die besten Spieler sind entweder eh schon weg oder werden sich jetzt neu orientieren (Blatnik, Sollbauer, Salvatore, Gramann, Hinum, Kaufmann, Hierländer, Mario Kröpfl und Pink wären meine Empfehlungen).

Auch das Ende eines aus niederen Beweggründen aus der Taufe gehobenen Retortenclubs, der ausschließlich politischer Ornamentik diente, ist traurig. Weil auch hier, abseits der Instrumentalisierer, wichtige Arbeit geleistet wurde und wird, im Nachwuchs-Bereich, weil Hoffnungen projiziert und Gefühle verkauft wurden. Und damit meine ich nicht Profi-Kroko-Tränen-Drücker wie Frenk Schinkels, der jede Sekunde lang wusste, mit wem er sich da ins Bett legt und deswegen kein Mitleid für seine Sackratten bekommt.

Konsequenz wird dieser Niedergang auf Ansage keine haben. Ein Verkauf, wie er von Franz Grad in Pasching durchgeführt wurde, ist nach den heutigen Richtlinien (die zu spät eingeführt wurden) nicht mehr möglich, und vor Populisten, die mit wenig freiwilligen Bank-Garantien und politischen Gegengeschäften agieren, ist man gewarnt. Was nicht heißt, dass die Liga nicht schon nächste Saison auf den nächsten verkleideten Scheich reinfällt.

Draus lernen wird keiner was

Es wird also wenig bis gar nichts überbleiben von Austria Kärnten. Ich schätze, dass man sich in der Regionalliga irgendwann wieder in Austria Klagenfurt umbenennt.
Und ich hoffe, dass man das Schicksal des Clubs, den Haider vor Austria Kärnten erfunden und genauso in den Untergang geführt hatte, des FC Kärnten nämlich, vermeidet.
Der hat sich nämlich komplett in Luft aufgelöst.