Erstellt am: 14. 5. 2010 - 12:54 Uhr
"Eine Farce"
Wenn du in deine Suchmaschine die Worte Krieg, Diplomatie und Fortführung eintippst, kommen zirka 1000 Abwandlungen von irgendeinem Feldherrenzitat, die dir erklären wollen, Krieg und Politik wären im Prinzip dasselbe, nur die eingesetzten Mittel halt andere. Oder so.
Die Uniproteste auf FM4:
Insofern sollte es auch schon wieder egal sein, ob jetzt Hörsäle besetzt werden oder Besprechungszimmer. Und ob der so genannte Hochschuldialog jetzt im vom Ministerium gewünschten Rahmen oder in besetzten Hörsälen stattfindet, sollte nichts zur Sache tun.
Trotzdem wirft es erneut ein schiefes Licht auf die Unipolitik in Österreich. Denn der Ex-Minister Johannes Hahn von der ÖVP hat Studierenden mit der Ankündigung eines breit geführten Hochschuldialogs damals Hoffnung gemacht.
Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an den letzten Herbst; an TV-Sondersendungen live aus dem besetzten Audimax und an fieberhaftes Twittern; an geschäftige Arbeitsgruppen zu allen möglichen und unmöglichen Themen und an Anstecker mit brennenden Gebäuden drauf.
Die Besetzungen waren gegenüber der breiten Masse der irgendwie unzufriedenen Studierenden ab dem Zeitpunkt des Hochschuldialog-Moments nicht mehr ganz so leicht zu argumentieren. Weil da steht der zuständige und viel gescholtene Minister und bietet Gespräche an. Das ist ja schon was, hat man geglaubt.
Wars aber nicht. Die Studierenden berichten von Desinteresse und mangelnder Gesprächsbereitschaft - vor allem auf Seiten des Ministeriums. Beatrix Karl, die Hahn-Nachfolgerin, hätte sich persönlich kaum blicken lassen. Trotz laufender Gespräche hätte man dann über die Medien von den neuen Knock-out-Studieneingangsphasen erfahren, die für viele Studienrichtungen ab dem kommenden Semester auf dem Studienplan stehen.
APA/Neumayr
Zurück an den Start
Jetzt ist die Protestbewegung also freiwillig wieder zurück an den Start gegangen. Kein Hochschuldialog, der diesen Namen verdient; keine Aufmerksamkeit der zuständigen politischen Gremien; keine Partizipation an wissenschaftspolitischen Entscheidungen.
Dabei war der Hochschuldialog ohnehin nicht als faktisch mitentscheidende Distanz konzipiert. Es war mehr ein think tank, in dem sich Studierende, Lehrende, das Ministerium, Sozialpartner, Fachhochschulen, Parlamentsfraktionen und Co. zum Austausch treffen.
Aus den fünf Arbeitsforen haben sich zunächst schon die Rektoren ausgeklinkt. Jetzt steht Ministerin Beatrix Karl vor einem Problem, dass sowohl die Rektoren als auch Studierende lieber daheim bleiben. Die Rektoren sind im Rahmen der Uni-Autonomie wichtige Partner, ebenso wie die Studierenden, auf deren Drängen der Hochschuldialog überhaupt erst zu Stande gekommen ist.
Der so genannte Hochschuldialog wird in Zukunft wohl mit "Ministerium, Industriellenvereinigung und wer da sonst halt noch dabei ist" weitergehen, wie Sigrid Maurer sagt. Beatrix Karl hat sich auch bereits zu Wort gemeldet, das Projekt soll noch bis Juni in der derzeitigen Form weitergeführt werden. Eine der wichtigesten Errungenschaften, die studentische Partizipation an einem Hochschuldialog, ist jedenfalls seit heute Geschichte.
APA
Nadine Schmid-Greifeneder
Wie gehts jetzt weiter? Was hat der Hochschuldialog gebracht? Haben die Studierenden da zu hoch gepokert? Geht studentische Politik jetzt wieder auf Straßen und Hörsälen weiter?