Erstellt am: 13. 5. 2010 - 10:03 Uhr
24 Stunden Comics gegen rechts
24h Stunden Comics Gegen Rechts in der Fleischerei, Kirchengasse 44, 1070 Wien. Die Ausstellung ist an den Tagen Freitag, 14. Mai (16-19 Uhr) und Samstag, 15. Mai (14-17 Uhr) zu sehen.
Es ist ein geselliger Marathon, bei dem Radiergummi, Ausdauer und Konzentration der TeilnehmerInnen in ähnlichen Maßen strapaziert werden. Das Format des 24-Stunden-Comics wurde Anfang der 1990er Jahre vom US-amerikanischen Zeichner und Comic-Theoretiker Scott McCloud ins Leben gerufen: Innerhalb 24 Stunden werden 24 Seiten eines Comics angefertigt. Punkt.
daniel eberharter
Die österreichische Initiative Comics Gegen Rechts rund um Harald Havas hat sich diesen Formats angenommen und veranstaltete in Wien ein Treffen, bei dem KünstlerInnen egal welchen zeichnerischen Levels Comicstrips produzierten, die eine klare politische Aussage transportieren.
daniel eberharter
Harald Havas gründete gemeinsam mit Michael Wittmann und anderen Genre-KollegInnen die Plattform Comics gegen Rechts. Ausschlaggebend war HC Straches Blauer Planet, ein 62-seitiger Werbecomic, in dem ein Hero-Strache "für Freiheit gegen eine zentrale EU" (O-Ton!) kämpft. Dieser Comic wurde im Juni 2009 im Rahmen der EU-Wahlen in einer Auflage von 500.000 Stück als Postwurfsendung an österreichische Haushalte versandt und ist heute noch auf der FPÖ-Seite als PDF zu finden.
Gegen derart Propaganda im ach-so-coolen Comicstrip-Stil wollte Havas ein Zeichen setzen. Die Website von comicsgegenrechts.at umfasst derzeit 212 Seiten verschiedenster Strips, die sich mit den Themen Migration, Toleranz und Ausländerfeindlichkeit befassen.
Das 24 Stunden lange Zeichnen ist als Teil dieser ständig wachsenden Aktion zu sehen. Dieses Anti-Nazi-Le-Mans ging am Wochenende von 8. bis 9. Mai über die Bühne. Die fertigen Produktionen (nicht alle sind strikt 24 Seiten lang, man muss ja nicht alles so eng sehen) wurden am 11. Mai bei einer Vernissage vorgestellt und sind noch an zwei weiteren Tagen ausgestellt. Man sollte sich für den Besuch durchaus Zeit nehmen - es ist viel Text dabei. Hier werden typische Comic-Klischees abgebaut.
daniel eberharter
Zu sehen sind Arbeiten ua. von Christoph Stanits, Michael Wittmann, Bert Könighofer, Klaus-Werner Lobo, Rudi Klein, Jana Herwig, Harald Havas und vielen mehr. Nicht alle Beteiligten sind Zeichenprofis; mitunter erinnern die Strips manchmal an die Präsentation eines SchülerInnenprojekts, aber das ist nicht das Kriterium, mit welchem diese Ausstellung, diese Aktion, bemessen werden sollte. Hier geht es um Kreativität, ums Zeichnen, um Ideen und um Courage. Weiters - und diesen Aspekt sollte sich niemand mit Interesse am Zeichnen entgehen lassen - erhält man einen tiefen Einblick in die österreichische Comicsszene.