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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

8. 5. 2010 - 13:11

Von Semmelknödel bis Drachenbekämpfung

Zwei gruslige und lustige Riesen-Schnitzeljagden, nächstes Wochenende in Wien.

Die ersten, die die Regeln der Stadt gebrochen haben, waren die Skater. Architektur als Vorschlag für den Umgang mit der Schwerkraft.

Nun sind die Spielerinnen dran. In großen Games quer durch die Stadt wie hunTU oder Journey to the end of the night werden kommendes Wochenende alternative Realitäten aufgeklappt.

Wienkarte

MuE / soup.journeyvienna.at

Journey to the end of the night

Die Journey to the end of the night ist eine Jagd durch Wien bei Nacht. Da können an den Checkpoints schon einmal seltsame Gesellen mit Aufgaben auf euch warten. Bei der letztjährigen Journey zum Beispiel dieser offiziell aussehende Herr mit einem Krug voller Theaterblut auf einem Platz in Wien Leopoldstadt.

<wiener slang on>

"Grüß Gott, Beppo Wislotschek vom Magistrat für Drachenbekämpfung und paranormale Aktivitäten. Wir haben ein Problem. Wir sind hier auf einem Platz mitten im zweiten Bezirk und unsere Forschungen und Augenzeugenberichte haben ergeben, dass wir uns hier auf einem ehemaligen Keltenfriedhof befinden.
Die G'schicht is die: Das muss einfach ein wenig entschärft werden. Sonst kommen die Geister raus, und nachher hamma an Bahöö (=Aufruhr, Anm.).
Also, wir hätten hier Drachenblut. Bitte, nehmen Sie einen Schluck. Und jetzt bitte gurgeln. Gurgeln! G'scheid - runter damit. Gemma.
Und jetzt bitte auf den Boden spucken. Das beruhigt!
Das beruhigt und entschärft die Situation. Bitte. Dankeschön.
Hier haben Sie Ihre Unterschrift. Und immer schön aufpassen, gell?"

Blutverschmierter Zombie und vermummte Mitspielerin bei Journey to the end of the night

MuE / soup.journeyvienna.at

Die Reise ans Ende der Nacht kostet Kondition, erzählen Lukas Fittl und Markus Hametner vom Organisationsteam der Journey. Immer weiter von Aufgabe zu Aufgabe, mit einem Plan in der Hand, zu Fuß oder mit Öffis, immer die Jäger im Nacken. Wird man erwischt, wird man selbst zum Jäger.

"Wenn du um die Ecke gehst und jemanden mit einem roten Band am Arm lauern siehst, wirst du auf jeden Fall laufen. Mit etwas Glück auch nur gehen. Viele Leute überlegen sich sehr trickreiche Varianten. Bei der letzten Journey haben ein paar Abkürzungen durch den Nordbahnhof genommen, was ich nicht empfehle, zu gefährlich, oder quer durch Häuser durch. Nicht vergessen, Autos sind auch im Spiel echt, sagen wir immer."

Von Tanzen bis Beichten ist drei Stunden lang für jeden was dabei. Zum Beispiel fand man einen einmal vorm Arsenal (eine wahrhaft gottverlassene Gegend in Wien, wenn die Schulklassen fehlen, die sonst dort tagsüber ins Heeresgeschichtliche Museum geschleust werden) einen heruntergekommenen betrunkenen Schlagerstar auf dem Boden liegen. Tanzte man für ihn, begann er zu singen, und man konnte mit seinem Autogramm weiterziehen zum nächsten Checkpoint.

"Oder seine Sünden beim Kult der Verdammten beichten und weitergehen." - "Unser selbst organisierter Kult der Verdammten natürlich!" - "Die hatten in der Favoritenstrasse ein Höllenfeuer vor einem Büro projiziert, dazu eine Kirchenbank, schwarze Mäntel usw."

Wie viel Angst hat man bei der Journey?

"Idealerweise sehr viel! Optimalerweise rennst du durch die Stadt und denkst dir, oh mein Gott, sie sind hinter jeder Ecke!"

Die ganze die Journey ist erstaunlicherweise selbst nur eine Aufgabe - in einem noch größeren Spiel: Der hunTU-Jagd, veranstaltet von Studierenden der Technischen Uni Wien.

Polizist hält Nuclear Emergency Unit auf - Schnitzeljagd

MuE / soup.journeyvienna.at

hunTU

Dabei hat man etwas mehr als drei Tage Zeit, um im Team eine hunderte Posten lange Liste mit Gegenständen und Aktionen abzuarbeiten. Letztes Jahr waren das beispielsweise:

  • Ein gekochter Semmelknödel, in dem sich ein ganzes unzerkochtes Stück Würfelzucker befindet. 45 Punkte.
  • Ein Foto von einem Gabelstaplerfahrer namens Klaus. 30 Punkte.
  • Ein aufrecht stehendes Hühnerei. Keine Hilfsmittel außerhalb des Eis erlaubt. 5 Punkte.
  • Eine Person im Besitz einer gültigen Kontrollkarte der MA 15, die zur Ausübung der Prostitution in Wien berechtigt. 69 Punkte.

Moritz und Valentin kamen letztes Jahr mit ihrem gemischten achtköpfigen Team auf den zweiten Platz der hunTU Jagd.

Weitere Rießen-Schnitzeljagden in naher Zukunft:

  • Die Jagd nach Mr. X

Im Juni stellen die Wiener Verkehrbetriebe das beliebte Brettspiel in ihrem Verkehrsnetz nach. Teilnehmende können bis zu 26 Jahre alt sein, mehr Infos auf rideontime.at

  • Schwellenland

Zehn Tage lang das Leben als Flüchtling leben, am Ende vielleicht eine Staatsbürgerschaft gewinnen. Anmeldung zur Alternate Reality der Wiener Festwochen zwischen 3. und 13.6.2010 auf schwellenland.at

"Das war sehr chaotisch. Einmal sind wir am selben Tag erst ins Burgenland gefahren für ein Foto vor einer zweisprachigen Ortstafel und am selben Tag weiter nach Hollabrunn, um dort einen uralten Betamax-Videorekorder aufzustellen.Wir haben natürlich auch Facebook und diverse Social Networks genutzt, um Leute zu kontaktieren, die uns helfen konnten. Die Geschichte mit der Sexworkerin ist definitiv in Erinnerung geblieben. Wir haben in einem Forum gepostet, dass wir jemanden suchen. Überraschend haben die sich dann gemeldet und waren sehr offen und hilfsbereit. Eine andere Sache war das Lego-Auto, das wir bauen mussten. Hat super funktioniert. Bis auf ein Manko. Es konnte nicht geradeaus fahren. Beim Rennen ist es furchtbar in die Wand eingeschlagen. Und eine Aufgabe war ein Foto eines Teammitglieds in Shibari. Google hat uns verraten, dass das die japanische Fesselkunst ist. Aber auch da haben wir zufällig eine Kollegin gekannt, die sich damit auskennt."

Tut das weh?

"Nein, überhaupt nicht." - "Nur, wenn man will."

Eckdaten & Teilnahme

Journey to the end of the night: 15.Mai 2010, 19 - 23 Uhr, danach Party im Weberknecht. Eintritt frei, Anmeldung vie Email. Weitere Informationen unter journeyvienna.at oder auf der Facebook-Seite (Facebook-Account vorausgesetzt).

hunTU: Teilnahme gratis, als Team anmelden bis inkl. Sonntag, 9. Mai 2010 um 23.59 Uhr. Im Team können bis zu acht Personen mitmachen, kein Alterslimit, mindestens einE StudierendeR der TU sollte allerdings dabei sein. Weitere Infomationen unter huntu.at.