Erstellt am: 5. 5. 2010 - 11:43 Uhr
One-Man-Show: Seayou Records
Seayou Records
Man stellt sich so einen Label-Alltag ja unglaublich spannend vor. Glamour, Blitzlichtgewitter und coole Stars, die ihre Demos vorbeischicken. Das Label-Dasein sieht zumeist aber ganz anders: Am Sofa sitzen, mehrere Dutzend E-Mails pro Tag schreiben, nebenbei immer mit einem Auge auf den Fernseher schielen, wo der Science-Fiction-Channel zur Untermalung läuft. Mit etwas Glück trifft man sich dann doch mal in der realen Welt mit Menschen, kommt raus, geht auf einen Kaffee. Modern Communication: Das ist das Leben von Ilias Dahimène von Seayou Records.
Der Glamour, den man sich da gern einmal vorstellt, weicht einer gesunden Portion Realismus und einem notwendigen Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge. Vom "Big Business" ist da noch gar keine Rede, wenn es um Einnahmen-Ausgaben- und GuV-Rechnungen geht. Für Ilias ist das Label-Geschäft nach eigenen Aussagen wie ein PC-Spiel mit verschiedenen Levels. Und für manche muss man eben auch Bücher über Wirtschaft büffeln.
Die Entertainment Company im Wohnzimmer
Foto: David Murobi / Nachbearbeitung: Sir Tralala
Seayou Records existiert seit knapp fünf Jahren und ist ein typisches Einzelunternehmen. Ilias macht eigentlich alles von seinem trauten Heim im zweiten Wiener Gemeindebezirk aus: Label- und Booking-Agentur vereinen sich zwischen Fernseher und Küchentisch. Und trotz der kleinen Infrastruktur ist dieses Konzept äußerst ergiebig und ertragreich.
Mit Seayou Records hat Wien einen Garant für innovative Lo-Fi-Musik mit elektronischen Einflüssen gefunden, sofern man solche Kategorisierungen mag. Aber der Erfolg und vor allem das musikalische Potential von KünstlerInnen wie Go Die Big City! (der ersten Veröffentlichung!), Sir Tralala, Vortex Rex (Ilias´ eigenem Projekt), Thieves Like Us, Holiday For Strings und The Pharmacy geben Ilias recht. Inzwischen sind nicht nur österreichische, sondern auch skandinavische und amerikanische Acts im Programm zu finden. In letzter Zeit steht über allem aber eine der talentiertesten jungen Songwriterinnen, die das Land zu bieten hat: Anna Kohlweis alias Paper Bird.
Von Singvögeln und optischen Täuschungen
anna kohlweis
Es ist natürlich unfair, einen Act aus dem illustren Backkatalog von Seayou Records auszuwählen, aber ich kann mich noch gut an die Aufnahmen zu "Thaumatrope" erinnern, bei denen ich als Mäuschen zusehen durfte. Anna hatte einen befreundeten Chor eingeladen, platzierte ihn in ihrem Wohnzimmer und drückte auf die "Record"-Taste. Im Chor natürlich auch Ilias und Andi Dvořák von Fettkakao.
Anna und Ilias lernten sich bereits vor Jahren kennen. Anna schrieb einen Blog, postete Fotos, Videos und eigene Songs. Ilias dachte sich: "Wow, das will ich machen". Und von "Peninsula" bis "Thaumatrope" ist das ganze eine Erfolgsgeschichte: Paper Bird gilt als innovative Soundtüftlerin mit melodischem Gespür.
Paper Bird ist nur eine von vielen KünstlerInnen, die sich bei Seayou Records gut aufgehoben fühlen. Der Grund liegt in der Atmosphäre des Labels verborgen. Ilias weiß, wie es ist, Musiker zu sein, seit mehreren Jahren spielt er mit Vortex Rex. Hinzu kommt, dass sich der umtriebige Netzwerker in anderen Ländern wie Großbritannien oder Deutschland umsieht und daraus lernt.
Seayou Showcase:
Am 9. Mai präsentiert sich Seayou Records gemeinsam mit Fettkakao im Wien Museum im Rahmen des Popfestes. Auftreten werden Vortex Rex und A Thousand Fuegos.
Paper Bird und Sir Tralala spielen bereits am 6. Mai im Wien Museum.
Von Anfang an war es Ilias' Ziel, ein Label aufzubauen, das die KünstlerInnen wirklich unterstützt. Und das dürfte funktioniert haben. Solange der Science-Fiction-Channel nebenbei läuft, brauchen wir uns keine Sorgen machen.
Das Gewinnspiel ist zu Ende
Gemeinsam mit Seayou Records haben wir 3 mal 2 CDs im Doppelpack verlost:
- Holiday For Strings - "Favourite Flavor"
- The Pharmacy - "Weekend"
Dazu musstet ihr folgende Frage beantworten:
Was ist ein Thaumatrop?
Wikipedia schreibt dazu: Ein Thaumatrop (griechisch thauma Wunder, trope Wendung, also Wunderscheibe) besteht aus einer Pappscheibe mit zwei Fäden, die an zwei sich gegenüberliegenden Punkten am Rand der Scheibe befestigt sind. Durch Verdrehen der Fäden und nachfolgenden Zug an deren Enden wird die Scheibe um die Achse der beiden Fäden in Rotation versetzt. Im Auge des Betrachters verschmelzen die Bilder auf den beiden Seiten der rotierenden Scheibe - eine optische Täuschung.
Die GewinnerInnen wurden per Email informiert.