Erstellt am: 26. 4. 2010 - 18:10 Uhr
Red Steel 2
Der monatliche Gang durch die gut sortierten Videospielregale des Elektrogroßmarkts lässt mich immer wieder staunen. Wie viele Ponyhof- und Yoga-Spiele kann der Markt eigentlich tragen? Aber auch die vierunddreißigste Minispielsammlung scheint sich zu verkaufen und, heißa, da ist ja noch ein lustiges Schirennen für das Wii Balance Board!
You have to swing
Bald ist es vier Jahre her, dass die Wii mit ihrer Bewegungssteuerung die Games-Welt revolutioniert hat. Doch erst seit kurzem basteln die konservativer agierenden Mitbewerber von PlayStation und Xbox an Konkurrenzprodukten. Der große Zeitvorsprung auf der Wii wurde dennoch nur bedingt ausgespielt. Nintendo ruht sich bequem auf dem irren Erfolg von "Wii Sports", "Wii Fit", "Brain Training" und dessen Derivaten aus, veröffentlicht hin und wieder die obligatorischen Marios und Zeldas und zeigt der PS3 und der Xbox 360 die lange Nase.

Ubisoft
Für den nach Innovation gierenden Wii-Gamer ist das eine herbe Enttäuschung. Schon vor rund zwei Jahren haben sich die ehemaligen Fangirls und -boys erbost von Nintendo abgewandt und die alten Gamepads wieder aus der Lade geholt. Wir warten immer noch auf wirklich gute, neue Herumfuchtel-Games, bei denen die Spielsteuerung mehr ist als ein nettes Gimmick, das fünf Minuten lang lustig ist.
Dass ausgerechnet der Spiele-Verlag Ubisoft, der momentan ohnehin nicht die beste Presse einheimst, einen Flop aus Ende 2006 wieder aufgreift und dazu einen zweiten Teil veröffentlicht, ist höchst verwunderlich. Aber auch erfreulich, denn bei der Entwicklung zu "Red Steel 2" wurde offensichtlich aus den harschen Kritiken des Vorgängers gelernt. Aus dem optisch und spielerisch belanglosen Original ist ein schöner Schwan geworden, der sich in schicker Cel bzw. Toon Shading-Technik präsentiert und somit wie ein Comic aussieht. Schon die Introsequenz ist mitreißend: Unsere Arme sind verknotet und an ein Seil gebunden, das an einem rasenden Motorrad hängt. Gut, dass wir unsere Knieschützer tragen.
Leider haben wir weder ein erkennbares Gesicht, noch einen Namen. Wir sind ein Kusagari, und die Jackals unsere Feinde. Was das bedeuten soll, weiß das Spiel selbst nicht, es ist aber eh egal. Hauptsache, es gibt Grund genug, Knarre und Katana zu schwingen. Aber bitte, zuerst die Waffen vorbereiten! An die Wii Remote kommt die Wii MotionPlus und daran dann das Nunchuk. Kleine Übungsvideos zeigen uns, wie wir richtig ausholen. Mit minimalistischen, lässigen Bewegungen aus dem Handgelenk lässt sich die starke Rüstung der Jackals nämlich nicht durchbrechen. Deshalb: Voll ausholen.

Ubisoft
"Red Steel 2" ist herrlich blöd und höchst unterhaltsam. Schon nach wenigen Minuten ist man mitten im Spiel drinnen und lernt Zug um Zug neue Schwertschläge vom Sensei. Zwischendurch treffen wir auf Freunde und Bekannte, die uns mit Missionen versorgen. Haben wir die gelöst, verfluchen uns die erledigten Bösiane.
"Red Steel 2" ist bereits für Wii erschienen und kostet rund 40 Euro.
Die Designer von "Red Steel 2" haben genau gewusst, wo sie hinwollen und die Rechnung ist voll aufgegangen. Das Gameplay ist eine Adaption der aufwändigen Light gun shooter aus der Spielhalle ("House of the Dead", "Time Crisis"). Der Schwertschwinger-Slapstick funktioniert dank affiger Story und den überzogenen Charakteren perfekt. Die Bewegungssteuerung ist gut umgesetzt, auch wenn die Präzision im Eifer des Gefechts oft mal verloren geht. Aber daran ist wohl auch unsere eigene Begeisterung schuld. Wer hat schon damit gerechnet, dass uns die Wii vier Jahre später doch noch zum Schwertmeister machen würde?