Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Elefant sucht Liebe, Manuel macht Mut"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

25. 4. 2010 - 03:45

Elefant sucht Liebe, Manuel macht Mut

Zwei junge österreichische Songwriter gehen menschlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten auf den Grund.

Es ist ein höchst verunsichernder Gedanke, dass ein Großteil des Unheils und der Ungerechtigkeit unserer Welt mit menschlichen Schwächen, persönlichen Traumata, charakterlichen Mankos und unbefriedigten Bedürfnissen eng im Zusammenhang steht. Hätten alle Fädenzieher repressiver Regimes, skrupelloser Konzerne und religiösen Fanatismus' eine behütete Kindheit und verantwortungsvolle Eltern gehabt - wären sie dann die selben? Was passiert mit Menschen, die nie tief geliebt werden, keine sexuelle Erfüllung erfahren, ihren Kummer nicht kommunizieren können?

Kraft der Liebe

Die Wiener Band Kommando Elefant konfrontiert ihre Hörer nicht mit derlei tiefgründigen psychologischen Fragen. Das gesamte Werk von Mastermind Alf Peherstorfer beschäftigt sich dennoch stets mit dem selben Grundthema: Die Liebe in all ihren Facetten und die Kraft, die sie auf Menschen und ihre Handlungen ausübt.

Das neue Album "Kommt wir hauen Granaten rein. Das kleine bisschen Leben" spart nicht mit Kitsch und Sehnsucht, wenn es darum geht, die ewige Liebe, den personal soulmate und das Füreinander-Dasein zu beschwören. Ebenso wie das temporäre Eintauchen in Abgründe und Abschlüsse zelebriert wird und das Ende und die Depression nach der Liebe gefeiert werden - zumindest so lange, bis der nächste Song beginnt.

Wir sind unsere Favoriten,
mit uns ist alles klar und leicht.
Durch uns, da sind wir das, was wir sind,
Ich lieb' dich seit Anbeginn aller Zeit.

("Favoriten")

Die Wiener Popband Kommando Elefant.

Ingo Pertramer

Kommando Elefant: Alf Peherstorfer, Bernhard Luis Pasching

Nach der Ironie

Warum der Pathos nicht nervt und vorgegebene, heftig ausgetretene Pfade auf eine Weise betreten werden, als ob wir das alle zum ersten Mal hören würden, lässt sich analytisch nicht beantworten. Peherstorfer schreibt wohl einfach gute Songs. Er zieht die Kraft für seine Lieder aus einer hörbaren Leidenschaft für den Schlager und deutschsprachigen Singer-/Songwriter-Pop.

Es liegt nahe, Kommando Elefant bloß ironisches Gekicher aus dem Aufnahmeraum zu unterstellen, wenn man das musikalisch mitunter gewagte Potpourri aus Sportfreunde Stiller, Jens Friebe und L'amour-Hatscher zum ersten Mal hört. Anderseits bleibt dann die Frage, wo die Inbrunst herkommt und die Verletzbarkeit, der sich Alf Peherstorfer mit vielen seiner Texte aussetzt. Hintertüren gibt es oft einfach keine.

All die Jahre gehen vorbei,
blasse Erinnerung, die bleibt.
Mit einem Lächeln oder nicht,
erinnerst du dich dann an mich.

("In all den Jahren")



Was ist schon normal?

David Haider alias Der oberösterreichische Dialektrocksänger Manuel Normal.

mooshunter

Ausloten der Grenzen

In manchen seiner Stücke wagt David Haider auch Texte, die selbst bei aufmüpfigen Gemütern zunächst ein "Ui, der traut sich was - ob das gut geht?"-Gefühl hervorrufen. Vor allem der USA- und Obama-kritische Song "Yes Us" lotet Grenzen aus, jedes Wort kann das Experiment zum Kippen bringen. Auch das tatsächlich bloß zufällig namentlich zur Bundespräsidentenwahl passende Lied "Rosnkraunz" geht mit der mantramäßigen Wiederholung einer zur Vergeltung dienen sollenden Gewaltfantasie weiter als andere Stücke.

Das FM4 Soundpark-Interview mit Manuel Normal gibt es auf fm4.ORF.at/ondemand zum Nachhören (Teil 1/5, ca. ab dem ersten Drittel).

Bei all den expressiv und aggressiv vorgebrachten Beschwerden überwiegt bei Manuel Normal trotzdem die Ermutigung und die mitschwingende Motivation, sich selbst wieder mehr zu spüren und laufend den Bezug zur Welt zu hinterfragen. Der starke Wille, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln und manche Dinge zum Positiven zu verändern, kann ebenso viel Kraft ausüben wie es menschliche Bedürfnisse tun.

stö di ned so bled, du bewegst di jo gor ned.
wir miassn aufmuckn und endlich bluatspuckn,
ned oiwei so owibuckn, du supa marionettn puppn.

("Marionettn")