Erstellt am: 21. 4. 2010 - 11:20 Uhr

Zu Besuch in den Greenhouse Studios

Islands aktivster Produzent Valgeir Sigurðsson hat FM4 in seinem Studio in Reykjavík empfangen und mit uns über sein Label und den nervigen Island-Topf gesprochen.

Die isländische Hauptstadt Reykjavík ist so klein, dass man alles zu Fuß erreichen kann. Zumindest wenn man in in den inneren Bezirken beheimatet ist. Doch wenn man wie Valgeir Sigurðsson in 109 Reykjavík lebt, ist man auf den Bus angewiesen, am Osterwochenende aber vor allem auf ein eigenes Auto, denn da muss/darf in Island niemand arbeiten, auch die BusfahrerInnen nicht. Unser Interview-Termin findet am Gründonnerstag statt, gottseidank, weil das bedeutet der Bus fährt noch, wenn auch viel seltener als sonst. Die Straßen sind leer, der im Reiseführer angepriesene typische Isländer versteckt sich in seinem Haus vor dem kalten Wind, isst Schafsköpfe und trinkt Brennivín zum Runterspülen.

Nicht so Valgeir Sigurðsson. Der ist zwar auch daheim, trägt Pantoffeln und Schlabberhose, aber arbeitet. "So ist das nunmal, wenn man im selben Haus wohnt, wo sich auch der Arbeitsplatz befindet", lächelt der 39jährige Produzent und Musiker. Und auch wenn es natürlich wirklich Arbeit bedeutet mit so speziellen Künstlern wie Coco Rosie, Björk und Bonnie 'Prince' Billy zusammen arbeiten zu "müssen", so kommt dieses Lächeln aus ganzem Herzen. Valgeir macht was er will und verdient auch noch seinen Lebensunterhalt damit. Und das merkt man seinem entspannten Gemüt an.

Julia C. Kunz

Arpeitsplatz und Wohnhaus zugleich: die Greenhouse Studios.

Julia C. Kunz

Valgeir Sigurðsson erklärt die Welt.

1997 hat Valgeir zusammen mit seinen Freunden und Musiker-Kollegen Nico Muhly und Ben Frost ein eigenes Label gegründet, Bedroom Community, das aus nur fünf fixen Mitgliedern besteht. Neben den drei Gründern, die auf ihrem Label auch ihre eigene Musik veröffentlichen, sind noch Sam Amidon und Daniel Bjarnason mit von der Partie. "Wir sind kein Label, das in verrauchten Clubs herumirrt, um neue junge Bands zu signen. Dafür bleiben wir bei unseren Künstlern, selbst wenn diese den Sprung nach Amerika oder Zentraleuropa schaffen. Das unterscheidet uns von allen anderen isländischen Labels", berichtet Valgeir stolz. Aus Unzufriedenheit über die Möglichkeiten in Island habe er dieses Label gegründet, hier läuft alles so, wie er und seine Freunde sich das wünschen.

Whale Watching am Donaufestival

Wie eine kleine, perfekte Familie sei die Bedroom Community in seinen Augen. Mit allem was dazugehört: schwierigen Persönlichkeiten, unterschiedlichen Meinungen und viel Diskussionsraum.

Christian Pausch / FM4

Am 06.05. werden fast alle Familienmitglieder gemeinsam (!) beim Donaufestival in Krems aufgeigen; unter dem Namen "Whale Watching Tour". "Einerseits deshalb, weil es viel zu aufwendig gewesen wäre immer all unsere Namen zu nennen und andererseits, weil das Whale Watching das beliebteste und wichtigste Tourismus-Geschäft in Island darstellt." Außerdem sind sie während der letzten Tour in einem großen weißen Nightliner namens Moby Dick durch Europa gereist. Sie sind also die isländischen Wale, die man am Donaufestival bestaunen darf.

Immer dieser Island-Topf

Als Valgeir vom Donaufestival-Schwerpunkt "Iceland Hits Danube" gehört hat, musste er erstmal schlucken. "Das nervt irgendwann. Wenn man immer in diesen Island-Topf gesteckt wird. Es gibt so viele verschiedene KünstlerInnen und Musikrichtungen in Island, so einfach kann man uns alle, meiner Meinung nach, nicht zusammenfassen." Aber die Freude darüber, am Donaufestival spielen zu dürfen, hat dann doch überwogen und so bereitet sich die Bedroom Community auf ihren Auftritt vor, auch wenn die ersten Konzerte der Tour in Berlin und Gent aufgrund des Vulkanausbruchs bereits abgesagt bzw. verschoben werden mussten.

Julia C. Kunz

Valgeir bei der Arbeit.

Das Interview und ein Gästezimmer mit Valgeir Sigurðsson gibt es am Mittwoch 21.04. in der Homebase (19-22) zu hören.

Gästezimmer mit Valgeir Sigurðsson