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FM4 Science Busters

Martin Puntigam, Dr. Florian Freistetter, Prof. Helmut Jungwirth und die Welt der Naturwissenschaften. Gibts auch als Podcast.

18. 4. 2010 - 15:36

Science Busters: Eyjafjallajökull

Vor drei Wochen hat der Vulkan am isländischen Gletscher Eyjafjallajökull losgelegt, Asche auszuspucken.

Martin Puntigam, Prof. Heinz Oberhummer, Univ.-Lekt. Werner Gruber und die Welt der Physik.

Prof. Heinz Oberhummer hat aus aktuellem Anlass bei Claudia Unterweger im FM4 Studio vorbeigeschaut und gleich mal das Rätsel um den Namen Eyjafjallajökull aufgeklärt. Unter Wissenschaftern geht die Mähr, ein isländischer Geologe sei vor der Computertastatur eingeschlafen und hat damit diesen – ja, unmöglichen – Namen kreiert.

Zu den Fakten. Wir hören die ganze Zeit von Asche, aber, es ist gar keine Asche im herkömmlichen Grillaschen-Sinn. In der Vulkanasche, die beim Ausbruch entsteht, sind kleine Glaskügelchen. Die sind hart, härter als Stahl, aber - zumindest in unseren Breiten - mit freiem Auge nicht zu erkennen. Der Albtraum jedes Piloten sind Vulkanwolken, wenn diese kleinen Kügelchen in die Turbinenkammer kommen. Dort hat es über 1000 Grad, die Kügelchen schmelzen und legen sich an die Innenwände.

Die Vulkanwolkenausläufer, die in unseren Breiten unterwegs sind, haben wohl nur mehr einen kleinen Anteil an Kügelchen - trotzdem verständlich, dass die Austrocontrol eher auf Vorsicht setzt, obwohl die Airlines darauf drängen den Luftraum zu öffnen. Neben Testflügen sind vor allem spezielle Messflugzeuge wichtig, mit denen man die Dichte und damit die Gefährlichkeit der Vulkanasche für den Flugverkehr messen kann.

Wie's weitergeht, das weiß eigentlich niemand. Prof. Oberhummer hat aber drei Szenarien anzubieten:

  • harmlos: ein paar Tage dauert's noch, dann ist der Spuck vorbei
  • mittel: Eyjafjallajökull war bereits 1821 aktiv. Dann gleich bis 1823, also zwei Jahre lang und mit unterschiedlicher Intensität
  • schlimm: Ungefähr 30 km weiter von Eyjafjallajökull liegt ein anderer Vulkan, Katla, der gefährlichere. Die beiden Vulkane könnten zusammenhängen, Katla demnächst oder auch erst in ein paar Monaten ausbrechen – das letzte Mal war Katla 1918 aktiv.

In Sachen klimaverändernde Wirkung: Bisher hat Eyjafjallajökull noch zu wenig Asche ausgestoßen, um das Klima zu beeinflussen. Wenn dieser Vulkan aber länger aktiv ist oder auch Katla dazukommt, dann könnte eintreten, was schon vor knapp 200 Jahren passiert ist: Ein Jahr ohne Sommer. 1815 ist in Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen, geschätzte 150 km³ an Gesteinsmassen wurden damals in die Atmosphäre geblasen. Nach der etwa einjährigen Ausbreitungsphase des Staubschleiers um die Erde sind die Sommertemperaturen 1816 kühler ausgefallen, selbst in Österreich hat es in den Sommermonaten regelmäßig bis 800 m geschneit. Eine globale Abkühlung, die zwei bis drei Jahre anhalten kann.

Aschewolke

AP/Jon Gustafsson