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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

18. 4. 2010 - 12:43

Sternstunden der Belanglosigkeit

Müde Witze, lahme Pointen, verschenkte Talente. Ein paar Zeilen zu "Date Night" und "Cop Out".

Es gibt Filme, die haben kein Problem mit ihrer eigenen Belanglosigkeit, sie zelebrieren sie sogar. Weil sie bewusst nichts wollen. Weder dich vor Spannung im Kinosessel hochreißen, wie es gutes Popcornkino versucht. Noch Lachkrämpfe bei dir verursachen. Schon gar nicht bemühen sie sich, dich zum Mitleiden oder gar Heulen zu bringen oder auch nur ein klitzekleines bisschen deine Befindlichkeit zu erschüttern.

Natürlich ist die Welt voll von solchen Streifen. Besonders schade ist es, wenn nicht die üblichen Stars aus der Wurschtigkeits-Liga mitspielen, ich werfe jetzt mal Ryan Reynolds oder Jennifer Aniston in den Raum, sondern echte Talente.

Nehmen wir beispielsweise zwei der populärsten, aber auch scharfzüngigsten Comedystars Amerikas. Die Rede ist von Tina Fey, die durch ihre bitterbösen Parodien in der "Saturday Night Live"-Show ebenso aufgefallen ist wie durch die ironische Sitcom "30 Rock". Steve Carell wiederum ist dem US-Publikum, neben diversen Fratpack-Meilensteinen, vor allem durch die Hauptrolle in der sarkastischen Serie "The Office" vertraut.

Jetzt treffen Fey und Carell im Kino aufeinander. In "Date Night" spielen sie Phil und Claire Foster, ein typisch fadgasiges Paar aus den beschaulichen New Yorker Vororten. Ihre Jobs sind mühsam, die Kinder lästig, die Einschlafgespräche versacken in Floskeln, Sex findet kaum mehr statt.

Zeit für einen kleinen Ausbruch zwischendurch, finden die Fosters. So ein richtig aufregender Abend in Manhattan, inklusive Nobeldinner und Cocktails, soll die Eheroutine auflockern.

Date Night

Centfox

Aber wir wissen aus verwandten Filmen, wie beispielsweise den modernen Klassikern "After Hours" und "Into The Night", dass der befreiende Eskapismus Typen wie Phil und Claire Foster nicht vergönnt ist.

Durch eine Verwechslung wird das biedere Pärchen in einen Kriminalfall hineingezogen. Mafiosi und Polizisten hängen sich an ihre Spur, die "Date Night" wird zur panischen Verfolgungsjagd im Großstadtdschungel.

Wer die besten Rollen von Tina Fey und Steve Carell kennt, weiß, welches anarchische Potential die beiden besitzen. In dieser lauwarmen Groteske von Shawn Lewy ("Night At The Museum") sieht man bestenfalls einen Hauch davon aufblitzen. Viel zu sehr bemüht sich der Regisseur, die Zielgruppe nicht zu verstören - und das sind wohl langweilige Vorstadt-Ehepaare wie die Fosters.

Die einzig sehenswerten Momente verdankt "Date Night" den Gastauftritten. Mark Wahlberg ist als Gigolo mit dauerhaft nacktem Oberkörper in komödiantischer Topform, Mila Kunis und James Franco stehlen als verhuschtes Gangsterpärchen den ganzen Film.

Date Night

Centfox

Kommen wir zu Kevin Smith, dem Saubartel des amerikanischen Indiekinos, einem Spezialisten für derbe, lebensnahe, witzige Dialoge. Der knöpft sich nun mit "Cop Out" das Genre des Polizistenthrillers vor und holt sich dazu niemanden Geringeren als das alte Action-Rauhbein Bruce Willis vor die Kamera.

In der Theorie hört sich das nach einem unterhaltsamen Kinoabend an. Dabei macht schon ein Blick in die Credits stutzig: Erstmals bringt der strikte Autorenfilmer Smith ein fremdes Drehbuch auf die Leinwand. Und das ist leider katastrophal.

Wir werden mit der ältesten Geschichte der Welt gequält, der Story von zwei gegensätzlichen Bullen, die durch ihren Job zusammengespannt sind und von einem Fettnäpfchen ins nächste treten. Bis sie plötzlich in den gefährlichsten Fall ihrer Karriere verwickelt werden und sich bewähren müssen.

Wer sich eine Demontage sämtlicher Polizistenfilmklischees erwartet, muss wohl noch etwas länger warten heuer. Kevin Smith genießt die Konventionen viel zu sehr, liefert bloß ein weiteres Buddymovie, gespickt mit müden, lahmen, postpubertären Witzchen.

Die Darsteller machen die Sache auch nicht besser. Bruce Willis als eine Hälfte des ungleichen Duos spielt viel zu offensichtlich augenzwinkernd für eine deftige Selbstpersiflage. Tracey Morgan als sein tollpatschiger Partner versammelt sämtliche nervtötenden Stereotypen zum Thema "Afroamerikanische Cops in Hollywood".

Inmitten der Hochblüte des amerikanischen Comedykinos der letzten Jahre wirkt "Cop Out" wie ein peinliches Überbleibsel aus den Achtzigern.

Cop Out

Warner Bros