Erstellt am: 16. 4. 2010 - 16:00 Uhr

Something For The Weekend

Tanz auf dem Vulkan: Welche Partys finden trotz Aschewolkenwahnsinns und am Flughafen feststeckender DJs statt?

Kommunikation ist keine Einbahnstraße.

Das ist nicht nur ein Vorwand für Staubsaugerhersteller, dir ihre Vertreter an den Hals bzw. die Haustür zu hetzen, sondern eine alte Psychologenweisheit, die jeder Kommunikationswissenschaftsstudium-Abbrecher im Stammbuch stehen hat.

Moderne Transportmittelerfahrung scheint die Theorie mit der Einbahnstraße aber zu erschüttern. Im Nachtbus zum Beispiel, wenn sich mit punktgenauer Treffsicherheit redselige Zombies immer genau neben dich setzen. Deren Kommunikation hat nicht nur alle Eigenschaften einer Einbahn, sondern auch einer Sackgasse. Dass der untersetzte Sitznachbar eine viel oldschooligere ausgewaschene Jeansjacke trägt als du, imponiert dir zwar - seine durchaus uninteressanten Reminszenzen von seinen Unterhaltungen mit dem Peppi ("...sogt der Peppi...") in seinem Stammlokal ("...drauf i..."), die sich um eine nicht näher definierte dritte Person mit dem Rufnamen "Oide" drehen, brauchst du aber dann auch nicht unbedingt. Vor allem, wenn es dich im Nachtbus in den Kurven immer so hin und her reißt und du dich ohnehin darauf konzentrieren musst, dass nicht alles um dich herum wegkippt, weil es sich so garstig dreht.

Und während du überlegst, ob es sinnvoller ist, beim Fenster hinauszuschauen (wo die vorbeifahrenden Autos deinen Blick ablenken und sich der Strudel vor deinem inneren Auge immer schneller dreht), oder einen Punkt im Inneren des Busses zu fixieren (wo du dich dann dem Jeansjackenträger zuwenden müsstest), fällt es dir wie Schuppen von den Augen: Man kann nicht nicht kommunizieren.

Noch so eine Psychologenweisheit, die dich aber diesmal wirklich flasht. Scheinbar gibst du dem Jeansjackenträger nämlich nonverbal zu verstehen, du würdest mit ihm sprechen wollen. Beziehungsweise gern regungslos seinen Geschichten zuhören wollen. Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Aber du dafür wirklich am Sand.

Die Erklärung dafür ist auch klar. Denn höchstwahrscheinlich kommunizierst du gar nicht selbst, weil in diesem Moment die gefährlichen Getränkgeisterchen die Kontrolle über dich übernommen haben. Parasiten, die dich als Wirtskörper verwenden, um mit den Getränkgeisterchen des Jeansjackenträgers Kontakt aufzunehmen. Du selbst bist nichts anderes als ein ferngesteuertes Instrument einer paranormalen Macht.

Und obwohl es noch zwei Stationen sind, bis du aussteigen musst, beschließt du, über den Jeansjackenträger drüberzusteigen und den Bus des Grauens zu verlassen.

Huch.

Schweißgebadet wachst du auf und überlegst, ob der Albtraum mit deinem derzeitigen Lebenswandel oder mit der Wahl des Verkehrsmittels zu tun hat.

Fällt deine Wahl für den Nachhauseweg in Wien diesen Sonntag in der Früh auf die U-Bahn, wo schon die ehrgeizigsten der Marathonläuferinnen und -läufer unterwegs sind, würde dir das nicht passieren.

Und im Flugzeug auch nicht, allein schon weil keines fliegt. Gut möglich auch, dass dieses Wochenende der eine oder andere DJ seinen Weg nach Österreich nicht finden wird. Insofern gibts hier Termine, die schon als gesichert gelten.

Ingo Pertramer

Mit einem aktuellen FM4 Album der Woche wärmstens empfohlen: Die Sofa Surfers läuten die Soundcity mit ihrem Gig im Treibhaus ein.

Freitag / Soundcity / Jahcoozi live / Stadtcafe / Innsbruck

fuck the icelandic volanic cloud! Austria we're coming !

Jahcoozi geben via Facebook schon Entwarnung. Dabei sind derbe Ausdrücke, die sich gegen Vulkane richten, im Fall von Jahcoozi ziemlich fehl am Platz. Jacuzzis (ohne H, also Whirlpools), die sich aus natürlichen heißen Quellen speisen, haben nämlich findige Römer, Griechen und Isländer schon vor der bahnbrechenden Entdeckung des Wasserhahns mit rotem Punkt drauf entwickelt.

Unnützes Wissen, das dir im Fall einer Unterhaltung am Rande der Tanzfläche im Stadtcafé bestenfalls ein müdes und mitleidiges Lächeln des Gesprächspartners bescheren wird.

Viel sinnvoller ist es wohl, sich mit dem Sound der Berliner Crew zu beschäftigen, die dieser Tage ihr neues Album Barefoot Wanderer unters Volk bringt. Und zwar inklusive Live-Performance, was sich angesichts des breiten Spektums international verwurzelter Rhythmen auf dem Album doch recht positiv anlässt.

Am Freitag passiert das im Rahmen der Innsbrucker Soundcity. Eine Erfindung, die dem Wasserhahn mit dem roten Punkt drauf kaum nachsteht: ein Ticket reicht da für die ganze Innsbrucker Nacht, die in 13 Locations zeigt, was sie so drauf hat.

Am Samstag übersiedelt der Jahcoozi-Tross dann nach Wien ins Planetarium, wo die Partie ihre Liveperformance anlässlich des Showdowns Supersonic vs Soulsugar aufführt.

Freitag / Soundcity / RjDj, Funkberater Exklusiv / SixtyTwenty / Innsbruck

Kein Problem mit dem Flugzeug hat auch das KünstlerInnenkollektiv rund um Funkberater Exklusiv:

Die Westbahnstrecke Vorarlberg-Wien dient dabei als Goldader der Kreativität. Ausgehend von dieser Linie durch das Herz Europas verknüpfen wir Fotografen, Illustratoren, Gestalter, Schreiber und Freidenker miteinander und erschaffen durch diese Verknüpfungen Außergewöhnliches.

So heißt es auf hotshit.me, wo die Fäden des tollen Magazins Landjäger , der Funkberater Exklusiv Posse und diverser anderer Vorarlberg-Wiener Freundschaften zusammen laufen.

Wer soviel auf die Westbahnstrecke hält, den stören auch diverse Behinderungen im Flugverkehr nicht. Allerdings weitet diese Info den Kreis der Verdächtigen (bislang: Björk; Maya-Kalender-Apologeten; Globalisierungsgegners) auf die Österreichischen Bundesbahnen aus. Irgendwer muss ja immer Schuld sein.

RjDj widerum ist ein iPhone-Spaß made in Vorarlberg. Via App kannst du da auf deinem Telefon Musik machen. Wie das geht, zeigen dir die RjDj-Checker in Zusammenarbeit mit Christopher Just und Mel Merio beim Workshop am Nachmittag im Zukunftszentrum. Die Profi-Performance gibts dann im Vorprogramm zur Funkberater Exklusiv Party im SixtyTwenty.

Samstag / Strom Club / Shir Khan / Fluc Wanne / Wien

Meines Wissens kommt keine einzige US-Seifenoper und kein einziger Kitschfilm ohne DIE Szene aus. DIE Szene, das ist, wenn die ehrgeizige, aber dennoch gutherzige und familienbewusste junge Frau von - sagen wir - New York oder Chicago zu Weihnachten in den Schoß der Familie in den Mittelwesten zurückkehren will. Dorthin, wo die Nacken noch rot sind und das Brot noch ehrlich verdient ist. Irgendwelche Flüge werden dann aber wegen Schneechaos gestrichen, das Kleingeld für den Münzfernsprecher geht aus, und so sitzt die gutherzige und familienbewusste junge Frau verzweifelt am Flughafen, wo dann aber ein Treffen mit John Candy oder George Clooney ihr Leben in völlig neue Bahnen lenkt.

John Candy oder George Clooney haben nämlich bestimmt noch Kleingeld einstecken, wodurch man sich dann romantisch zu zweit an einem Kaffeebecher aus dem Automaten aufwärmen kann.

Genau derselbe Effekt könnte in der Wiener Fluc Wanne eintreten, sollte sich Shir Khan tatsächlich für einen Flug entscheiden, der dann aber gestrichen wird. Aber der Strom Club ist glücklicherweise nicht nur gutherzig und familienbewusst sondern auch extrem clever und meldet per Mail:

shir khan is vulkan proof - der kommt sonst mit der bahn habn uns
schon drum gekümmert

Dabei hätten die fulminanten Tingel Tangel Toyboys an den Plattentellern und Indikator via Performance als Platzhalter sicher eine super Figur abgegeben. Als Einheizer für den Exploited-Checker sind sie aber einer von zwei guten Gründen am Samstag vielleicht etwas früher als sonst in der Wanne zu sein: das wird nämlich schon ab elf, ähem, Vollgas geben. Grund zwei wäre natürlich, die obligatorischen Anstellschlangen zu vermeiden.