Erstellt am: 16. 4. 2010 - 18:12 Uhr
Auf Wohlfühltour
Die Präsidentschaftswahl 2010 auf FM4
Heinz Fischer feiert seinen Wahlkampfauftakt gemeinsam mit der SPÖ-Parteijugend am Wiener Badeschiff zu den Klängen von Heinz aus Wien, Heinz Fischer lässt sich von GewerkschafterInnen feiern, Heinz Fischer kommt zur Matinee des Fotowettbewerbes So schön ist Wien. Zugegeben, dazwischen ist er auch noch in den Fußgängerzonen St. Pöltens oder Innsbrucks unterwegs, aber ein harter Wahlkampf schaut anders aus. Fischer scheint sich keine großen Sorgen wegen der Gegenkandidatin Barbara Rosenkranz und des Gegenkandidaten Rudolf Gehring zu machen.
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Das könnte daran liegen, dass die beiden im rechten Wählerspektrum unterwegs sind und sich damit eher gegenseitig Stimmen abziehen werden. Rosenkranz hat mit ihrer Einstellung zum Verbotsgesetz Schlagzeilen produziert. Rudolf Gehring sorgt mit seinen Meinungen zu Abtreibung, Kindererziehung und Kreationismus für Diskussionen.
Es könnte auch daran liegen, dass Rosenkranz als Landespolitikerin und Gehring als Vorsitzender einer eher unbekannten Partei nicht Fischers Bekanntheitsgrad besitzen.
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Am kritischsten ist Heinz Fischer bisher wahrscheinlich beim Hearing der Grünen vergangenen Sonntag abgeklopft worden. Den Grün-Wählerinnen und -Wählern war er dort zu ausweichend: "Er hat mit seiner Meinung schon sehr hinterm Berg gehalten", sagt eine junge Wählerin. Das stimmt zum Beispiel beim Thema Studiengebühren, wo Fischer einerseits für den freien Hochschulzugang ist, andererseits Eingriffe rechtfertigt. Dafür wird er, wenn es um seinen Einsatz in der Klimapolitik geht, selbstkritisch und ist beim Thema Adoption für homosexuelle Paare ganz auf Grüner Linie: "Es gibt ja Konstellationen, wo aus früheren Verbindungen Kinder da sind. Dann leben zwei Personen gleichen Geschlechtes mit Kindern und niemand regt sich darüber auf. Nach meinem Gefühl ist das ein Streit mit wenig Substanz."
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Bei anderen Fragen steht Heinz Fischer wiederum eher der ÖVP nahe. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Atomgemeinschaft ist für ihn kein Problem, mit dem Transferkonto könnte er sich anfreunden und auch zum umstrittenen Grenzeinsatz des Bundesheeres äußert er sich positiv: "Der Assistenzeinsatz ist eines der Mittel, um eine Agitation einzubremsen, die der Bevölkerung einredet, niemand ist seines Lebens und seines Hab und Guts sicher, seit die Grenzen geöffnet wurden." Alles Einstellungen, mit denen die ÖVP durchwegs einverstanden ist. Die hat es aber verabsäumt einen eigenen Kandidaten, eine eigene Kandidatin zu nominieren und reagiert jetzt verschnupft. Fischer bekommt keine Wahlempfehlung, Rosenkranz auch nicht (wirklich), weiß wählen gilt als politisch korrekte Option. Zumindest innerhalb der Kernpartei. Die SPÖ wird sich im Übrigen hüten, ihm eine Linie vorgeben zu wollen. Hat sie doch die Gelegenheit, nach langer Zeit wieder einmal eine Wahl zu gewinnen.
Von den Grünen gibt es eine Wahlempfehlung für Fischer. Als "klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit", wie es Eva Glawischnig ausdrückt. Also eine Wahlempfehlung gegen Rosenkranz.
Wie sehr kann eine Wahl gewonnen werden?
Seiner Gegnerin und seinem Gegner geht UHBP konsequent aus dem Weg. Es gibt weder Wahlkonfrontationen, noch direkte Angriffe. Nur hin und wieder eine Andeutung, wenn es gar nicht anders geht. Dieses ned amoi ignorieren kann eine ganz gute Taktik sein, wenn man glaubt, die besseren Karten in der Hand zu haben, wenn jedes Anstreifen an Rosenkranz oder Gehring wegen der gestiegenen medialen Aufmerksamkeit nur den beiden nutzt. Es kann aber auch in die Hose gehen. Denn Wahlsieg ist nicht gleich Wahlsieg: Irgendwo zwischen 50,1 Prozent für Fischer und einer erwartet geringen Wahlbeteiligung liegt ein Achtungserfolg für Barbara Rosenkranz. Dadurch, dass trotz eines Sieges von Heinz Fischer Barbara Rosenkranz zur Gewinnerin werden könnte, wird aus einem faden Wahlkampf eine spannende Wahl.
Heinz Fischer im FM4 Reality Check Interview