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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

7. 4. 2010 - 13:48

Zu meiner Linken die Dämonen

Nach Hellhammer und Celtic Frost vervollständigt Thomas Gabriel Fischer aka Tom G. Warrior mit Triptykon das Gemälde seiner musikalischen Vision.

Triptykon Bandlogo

Triptykon

Die Band Triptykon wird möglicherweise noch nicht all zu vielen Freundinnen und Freunden der schwermetallischen Kunst ein Begriff sein, was wohl mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht lange so bleiben wird. Spätestens bei Erwähnung des an dieser Band beteiligten Thomas Gabriel Fischer aka Tom G. Warrior werden wohl all jene hellhörig werden, die Alben von Hellhammer und/oder Celtic Frost daheim stehen haben, jener beiden Schweizer Bands, die wohl als Ursuppe von Death- und Black Metal bezeichnet werden müssen und sich gleichzeitig niemals vorschreiben ließen, was man auf einem Metal Album nur "darf" oder "nicht darf". Nicht umsonst werden sie von so ziemlich jeder Kapelle härterer Gangart als wichtige Inspirationsquelle genannt und selbst jene ohne verzerrte Gitarren und Grunzgesang, wie zum Beispiel die Düsterjazzer Bohren & der Club of Gore, zählen zu eingefleischten Fans und reden in Interviews lieber über Celtic Frost, als über Jazz oder gar sich selbst.

Dass Celtic Frost nach dem ersten Split 1993 von den Gründungsmitgliedern Martin Ain (Bass) und Tom G. Warrior noch einmal wiederbelebt wurden und 2006 mit dem rohen wie epischen "Monotheist" ein sensationelles Comeback lieferten, war für viele eine mehr als angenehme Überraschung. Um so überraschender war es, wenn auch leider in fatal anmutender Weise, als Tom G. Warrior 2008 nach ausgedehnter Tournee durch Europa und die USA "wegen unüberwindbarer ernsthafter Verschleißerscheinungen auf persönlicher Ebene" seinen Ausstieg bei Celtic Frost verkündete. Es liegt auf der Hand, dass Celtic Frost damit wieder Geschichte waren.

Hass, Wut, Verzweiflung

Die zuletzt veröffentlichten und extrem offenen Interviews von Fischer zur Veröffentlichung von "Episteria Daimones" sind hochinteressant zu lesen, gibt er darin doch Einblicke darüber, dass die Aufarbeitung seiner persönlichen Erfahrungen der Grund ist, warum er mit über 40 immer noch Metal produziert und dass die Ursprünge solcher teils sehr aggressiven Emotionen bis zurück zu seiner Zeit als Heranwachsender zu finden sind.

Tom G. Warrior von Triptykon

Triptykon

Tom G. Warrior

Um Emotionen ging es ihm schon immer, genau das hat all seine bisherigen Bands auch geprägt und speziell bei diesem tiefschwarzen Debüt von Triptykon müsste man schon schwerhörig sein, wollte man nicht erkennen, worum es da geht. Hier wird abgrundtiefer Hass auf jene Person aufgearbeitet, die für ihn die Hauptschuld an seinem Ausstieg bei Celtic Frost trägt. Diese Wut und Verzweiflung strömt regelrecht aus jedem Ton von "Episteria Daimones" und ist eine sehr offene Verarbeitung von Gefühlen, deren Auslöser gerade mal zwei Jahre zurückliegen und mit Sicherheit immer noch an Thomas Gabriel Fischer nagen. Songtitel wie "Abyss Within My Soul", "My Pain" oder "A Thousand Lies" können wohl unmissverständlicher kaum sein.

Das dreiteilige Gemälde

Mit Triptykon das Erbe einer Band wie Celtic Frost und Hellhammer anzutreten ist sicher kein leichtes Unterfangen, denn so untrennbar wie diese Bands miteinander verbunden sind, so akribisch wird das aktuelle Projekt auch mit jenen davor verglichen werden. Fischer lässt sich gerne darauf ein, denn für ihn ist Triptykon die Vervollständigung des Gemäldes seines bisheringen musikalischen Schaffens. Zu sehen als Analogie zu einem als Triptychon bezeichneten Bildes, das sich aus drei Einzelteilen zusammensetzt: Hellhammer / Celtic Frost / Triptykon

Cover des Albums Eparistera Daimones von Triptykon

Triptykon

Musikalisch gehen Triptykon jenen brachial/progressiven Weg weiter, den Celtic Frost schon mit "Monotheist" eingeschlagen haben. Das war auch genau die Richtung, in welche Tom G. Warrior ursprünglich weiter gehen wollte und teilweise waren Songs schon für jenes Nachfolgealbum geschrieben, das nie erschienen ist. Verwunderlich ist es daher also nicht, dass "Episteria Daimones" zwar sehr nahe an das letzte Celtic Frost-Album angelehnt sein mag, ein "Monotheist II" ist es trotzdem nicht. Das wäre ganz einfach zu simpel und dafür ist das aktuelle Album auch viel zu persönlich und stellenweise nicht ganz so roh. Das ist auch genau der Punkt, warum ich es für meinen Teil so schätze und es mindestens genau so gern höre, wie irgendein anderes Album von Celtic Frost. Brutal, wütend und episch.

Kein Soloprojekt, sondern eine Band

Auch wenn die meisten der Songs aus der Feder von Tom G. Warrior stammen, so legt er gleichzeitig großen Wert darauf, Triptykon nicht als sein Soloprojekt zu bezeichnen, sondern als Band. Selbige besteht neben ihm aus dem Gitarristen V. Santura (Gitarrist bei Dark Fortress und zuletzt auch Live-Gitarrist bei Celtic Frost), Schlagzeuger Norman Lonhard (Fear My Thoughts) und Bassistin Vanja Slajh. Gemeinsam ist dieser Dame und den beiden Herren, dass sie sich mit Fischer auf persönlicher Ebene sehr gut verstehen, was ihm nach der leidvollen Erfahrung zuletzt extrem wichtig war.

Die Band Triptykon von links nach rechts: Vanja Slajh, V. Santura, Tom G. Warrior und Norman Lonhard

Triptykon

v.l.n.r.:Vanja Slajh, V. Santura, Tom G. Warrior und Norman Lonhard

"Episteria Daimones" steht für "zu meiner Linken die Dämonen", was einerseits ganz klar an die ehemaligen Bandkollegen gerichtet ist, andererseits aber auch ein Statement zum aktuellen Benehmen der Menschheit sowie eine Hommage an den schon bei Celtic Frost oft thematisierten Aleister Crowley ist. Mit ihm, der sich selbst als "To Mega Therion" ("Das große Tier") bezeichnete und wonach auch das 1985 erschienene Celtic Frost Album benannt war, und dem Künstler H.R. Giger, der zum damals auch das Coverartwork beisteuerte, schließt sich wieder der Kreis zu heute, denn das Coverartwork ziert das von ihm 1978 erstellte Gemälde "Vlad Tepes".

www.triptykon.net
Offizielle Website

Delineation II
Weblog von Tom G. Warrior

Triptykon ist ein Wagnis, das anzugehen Tom G. Warrior mutig genug ist. Die ersten beiden Teile des Bildes mögen mit Hellhammer und Celtic Frost bereits fertig gestellt sein, die endgültige Vollendung des gesamten Gemäldes möge aber bitte noch eine Weile dauern, denn vom dritten Teil des Bildes will man gerne noch mehr hören.

Am Mittwoch, den 7. April, wird "Episteria Daimones" im Rahmen eines kleinen Celtic Frost/Hellhammer/Triptykon Specials im House of Pain Ihres Vertrauens ab 22 Uhr vorgestellt werden.