Erstellt am: 5. 4. 2010 - 10:50 Uhr
Letzte Ausfahrt Brooklyn
Es ist spätnachts, auf einem Parkplatz irgendwo in Brooklyn. Zwei Männer sitzen in einem Auto, reden von ihren Sorgen und Ängsten, plötzlich fällt ein Schuss. Einer der beiden sackt blutüberströmt zusammen, sein gehetztes Gegenüber wischt die Waffe ab, beseitigt alle Spuren, verlässt den Tatort
Schon bald nach dieser Anfangssequenz werden wir das Gesicht des Täters wiedersehen, auf einer Polizeistation. Der Killer ist ein Cop, einer von "Brooklyn's Finest".
Gleichzeitig mit dem mörderischen Sal (Ethan Hawke), dem Leiter einer Anti-Drogen-Einheit, lernen wir auch zwei seiner Kollegen kennen, Eddie und Tango. Der erstere (Richard Gere) steht eine Woche vor der Pensionierung, er zählt die Stunden, dazwischen vertreibt er sich die Zeit mit Besuchen bei Prostituierten oder allmorgendlichem Russisches-Roulette-Spielen.
Tango (Don Cheadle) dagegen ist ein Undercover-Bulle, der schon viel zu tief ins Goldketten-Milieu einer lokalen Gang eingetaucht ist. Die Grenzen und Loyalitäten verschwimmen immer mehr.
Kinowelt
Wer von unmoralischen, korrumpierten Gesetzeshütern nach "The Bad Lieutenant: Port of Call - New Orleans" und "Shutter Island" nicht genug hat, bekommt hier Nachschub von einem Spezialisten.
Der afroamerikanische Regisseur Antoine Fuqua schuf bereits mit seinem 2001 erschienenen Polizistenthriller "Training Day" einen der raueren Einblicke in amerikanische Ghettoszenarien. Denzel Washington steuerte seinem damaligen Repertoire an relativ braven Rollen einen ordentlich verkorksten Cop bei und wurde dafür mit dem Oscar belohnt.
Danach versuchte sich Fuqua mit unterschiedlichem Erfolg auch an gänzlich gegensätzlichen Genres, das Historiendrama "King Arthur" mit Clive Owen fällt mir etwa ein. Nun kehrt der Regisseur sozusagen auf die Straße zurück.
Kinowelt
"Brooklyn's Finest - Gesetz der Straße" ist eine Studie in urbaner Trostlosigkeit, eine großstädtische Apokalypse, verpackt in einen Actionthriller. Denn kaputt sind sie alle, Sal, Eddie und Tango, aber auch ihr Umfeld, ihre Familien, ihre Wohnungen, ihr Wohnbezirk.
So ein desolater Blickwinkel ist mutig für eine starbesetzte Hollywoodproduktion, keine Frage. Leider gewinnt der Film, ganz im Gegensatz etwa zu Werner Herzogs großartigem "Bad Lieutenant", keine neuen Erkenntnisse aus der ganzen Tristesse. Punkt für Punkt handelt Antoine Fuqua alle Klischees ab, die man aus anderen Copmovies kennt.
Was dann doch zurückbleibt, sind eindrucksvolle Gesichter. Das mittlerweile gespenstisch ausgemergelte Antlitz von Ethan Hawke, seine Augenringe, seine Verzweiflung. Und dieser spezielle Blick von Richard Gere, der die ultimative Verbitterung verbirgt.
Ansonsten ist "Brooklyn's Finest" ein Film, der sich selbst sabotiert mit seiner Anhäufung von Leid und Gewalt, mit seiner mühsam konstruierten Geschichte, die dem angepeiltem Realismus entgegensteuert. Schade.
Kinowelt