Erstellt am: 4. 4. 2010 - 11:59 Uhr
Song Zum Sonntag: The National
Stand up straight at the foot of your love
I'll lift my shirt up
Stand up straight at the foot of your love
I'll lift my shirt up
Lay my head on the hood of your car
I take it too far
Lay my head on the hood of your car
I take it too far
I was carried to Ohio in a swarm of bees
I never married but Ohio don't remember me
I still owe money to the money to the money I owe
I never thought about love When I thought about home
I still owe money to the money to the money I owe
The floors are falling out from everybody I know
I'm on a bloodbuzz
Yes I am
I'm on a blood buzz
I'm on a bloodbuzz
God I am
I'm on a blood buzz
Hier gibt es "Bloodbuzz Ohio", den Vorboten auf das neue National Album "High Violet" zum Gratis Download.
voices.washingtonpost.com
Das kann man ja auch einmal zugeben. Zum ersten Mal seit es diese Kolumne gibt, stehe ich an - und ich stehe nicht an zuzugeben, dass ich so gut wie keine Ahnung habe, was dieser kleine, eindringliche Sturm von Rocksong zu bedeuten hat.
Um Liebe geht es wohl, das würde man auch hören, wenn Matt Beringer auf Finnisch singen würde, und um das Zuhause, da wo man herkommt, im Fall der Männer von The National ist das wohl Ohio, wohin er in einem Bienenschwarm getragen worden war.
Bloodbuzz? Ein "Blutrausch" ist es wohl eher nicht, wofür dieses neues Wort steht, vielleicht für ein Rauschen im Kopf, das man bekommt, wenn man in Bienenschwärmen nach Ohio reist? Vielleicht das Rauschen, das entsteht, wenn Probleme von Liebe, Schuld, Treue und Hingabe einen dermaßen überfordern.
Er war nie verheiratet, aber trotzdem kann sich sein Land nicht an ihn erinnern? Hätte es ihm die Treue halten sollen, ihm, der sich für es aufbewahrt hat? Ihm, der aber nicht Liebe und Zuhause zusammendenken wollte?
Und die Unterwerfungsgesten, das Entblößen des Körpers, das Legen des Kopfes auf die Mororhaube, das zu Weit treiben?
Geld dem Geld schulden, das dem Geld Geld schuldet? Das könnte eine Gertrude Stein Memorial-Metapher für die Schuldenspirale sein, die alle Amerikaner in die jüngste Finanzkrise getrieben hat, der "downward Spiral", der nur den Zweck hatte, die Stellung der USA als Konsumentenland Nummer eins zu halten, und die den Leuten ihre Häuser (ihre "Floors") unter den Füßen weggezogen hat, und zwar allen, die er kennt.
All das ergibt ihn dann wohl, den "Bloodbuzz", Gott.
Diese Metaphernreise in die Mitte der USA wird begleitet von einem sich zart steigernden, von klassem, druckvollem Rockdrumming und kräftigen Klavierakkorden unterfüttertem Instrumental, das Billy Corgan gerne geschrieben und Eddie Vedder gerne gesungen hätte. Und der Einfluss von U2 und Eno zur Zeit von "Unforgettable Fire" (obwohl die Band wohl lieber Joy Division dazwischen ruft, aber das ist ja nicht ganz weit entfernt) war schon lange nicht mehr so zu hören, wie bei den beiden bereits bekannten neuen National Songs "Terrible Love" und "Bloodbuzz Ohio", der Vorboten zu "High Violet", dem nächsten Monat erscheinenden Nachfolgealbum zum weltweit geliebten "Boxer". Wenn das die Versprechen dieser Vorabsingles einlöst, kann sich die neurotische Studentenwelt schon darauf freuen, The National endgültig neben Arcade Fire auf den Thron der amerikanischen Gefühlsmusik- Indiegötter zu setzen. Statt in weißes Leinen sind sie aber in dunkles Flanell gekleidet.