Erstellt am: 3. 4. 2010 - 15:34 Uhr
30 Jahre Einstürzende Neubauten
Eher zufällig erfuhr man : Am Donnerstag findet die 30 Jahre-Einstürzende Neubauten-Geburtstagsparty im Tresor statt.
Der Gründungsmythos besagt nämlich, dass sich die Band am 1.April 1980 bei einem Konzert im Berliner Club "Moon" gegründet hat. So zog man dreißig Jahre später zum Tresor, einer riesigen Industriehalle, einem alten Heizkraftwerk. Auf dem Mainfloor zeigten große Videoleinwände historische Bandaufnahmen, es lief natürlich Einstürzende Neubauten-Musik und andere Industrial-Evergreens.

einstürzende neubauten
In der oberen Bar hatte sich alles versammelt, was in den Achtzigern so zum Berliner "Underground" gehörte, sich in Bars wie "Ex und Pop" und "Risiko" traf, wo der Wodka noch in Apfelsaftmengen ausgeschenkt wurde, man aufgeschlossen gegenüber illegalen Substanzen war und sich auch sonst in keinster Weise schonte. Es war ein Klassentreffen für Leute, die nie auf Klassentreffen gehen. Erstaunlicherweise hatten sich die alten Recken und Reckinnen der Klasse von 84 ganz gut gehalten. Vielleicht ist doch etwas dran an der These, dass Alkohol und Rauch die ältesten und besten Konservierungsmittel sind?
Auf der Bühne unten lasen derweil Francoise Cactus und Brezel Göring, bekannt als Stereo Total, aus "Nur was nicht ist ist möglich", einem Interviewband zur Geschichte der Einstürzenden Neubauten, herausgegeben von Max Dax. Es ging um die Achtziger, da aber die meisten Anwesenden die Geschichten schon kannten, und der Sound sehr schlecht war, verlustierte man sich anderweitig in der weitläufigen Anlage. Alle waren da, auch die Band, gut gelaunt und aufgedreht – nur Herr Bargeld hatte es, obwohl er grade in Berlin weilte, vorgezogen, den Feierlichkeiten fern zu bleiben.
Deutsche Songpoeten neigen ja dazu, im reiferen Alter etwas wunderlich zu werden und sich einen Spleen zuzulegen. Bei Blixa Bargeld war es zuerst der Hut, den er seit ein paar Jahren ständig trägt, und dann seine Hinwendung zur Sterneküche, von der auch sein aktuelles Buch "Europa kreuzweise: Eine Litanei"... handelt.

einstürzende neubauten
Man könnte hier einiges über Eitelkeiten, über einen zur Schau gestellten Bildungsgestus und dann doch sehr manierierte Texte anfügen, aber hey! Man ist doch auch stolz auf die Neubauten, die einflussreichste und weltweit bekannteste Band aus Berlin, Musiker, die es geschafft haben, Avantgarde, Underground und Hochkultur zusammen zu bringen, die dabei Feuilleton- und Goethe Instituts-Lieblinge wurden, ohne dabei jemals ganz blöd oder peinlich zu werden, und das über 30 Jahre.
Die Nacht nahm weiter ihren Lauf – es gab angeblich eine Butoh-Tanzperformance, später sang man noch Neubauten-Karaoke. An dieser Stelle muss die Partyberichterstattung aber leider abgebrochen werden, denn so ist das manchmal bei guten Parties, man erinnert sich am nächsten Tag nicht mehr so richtig...