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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

2. 4. 2010 - 14:33

Untitled Tracks IV

Zum Abschluss unserer Serie "24 Stunden unterwegs in Beirut". Ein Blick auf die Party- und Modeszene und eine Beirut-Special in La Boum de Luxe.

In seinem Showroom-Atelier, unweit der Grünen Linie, treffen wir den 23-jährigen Designer Krikor Jabotian . Die Grüne Linie war eine Grenze, ein Todesstreifen, der zur Zeit des Bürgerkriegs 1975 bis 1990 Beirut teilte. Das muslimische Westbeirut vom christlichen Ostbeirut.

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Krikor Jabotian könnte einen internationalen Modemagazin entstiegen.

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Krikor Jabotian mit Tanya Traboulsi in seinem Atelier

Von seiner Hornbrille über die Eichhönchernbrosche bis zu den silbernen Sneakers ist alles an ihm perfekt. Ich hätte eher vermutet einen Herrn wie Krikor Backstage bei einer Fashionweek zu treffen als in einem Gebäude das am ehemaligen Todesstreifen von Beirut steht. Seine Kollektion ist fragile, feminine Haute Coture.

krikor Jabotian kollektion 2010

tanya traboulsi

Copyright by Tanya Traboulsi

Halbtransparente cremfarbene Catsuits, die an eine verliebte Vivienne Westwood denken lassen, aber so gar nicht an das, was sich Europäerinnen unter den Kreationen eines armenischstämmigen Designers der im Nahen Osten lebt und arbeitet vorstellen.

Krikors Atelier ist ein wunderschönes altes libanesisches Haus. Eines der wenigen noch intakten. Steht man auf den Balkon, sieht man wie zwischen brachliegenden Flecken und Straßen Hochhäuser aufgezogen werden. Direkt neben dem Balkon ist ein weiteres altes libanesisches Haus, das zerschossen schön langsam verfällt. Die Differnz zwischen Innen und Außen könnte nicht größer sein.

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Blick aus dem Atelier

In einem der Granatlöcher hat ein Vogel sein Nest gebaut. Auf der Veranda hat der Wind einen Grantapfelbaum gepflanzt. Krikor wollte schon hinüber klettern, um ihn zu gießen. Das Vertrauen in die alten Geländer war dann doch nicht groß genug. Der Granatapfelbaum hat den Designer mit armenischen Wurzeln, zu seiner Schmuckkollektion inspiriert.
„Wo immer Armenier sind wirst du Granatäppfel finden. Es ist unser Symbol, mit unserer Geschichte verbunden. Er repräsentiert Blut und Genozid.“ Krikor Jaboutian hat sein Label am ersten August 2009 gegründet und ist in diesen Showroom übersiedelt. Seine neue Kollektion wird diesen Monat präsentiert.

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Die Strandpromenade von Beirut war früher ein Touristenmagnet.

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Die israelischen Bombardements von 2006 haben große Zerstörung angerichtet. Zwischen den Hotelruinen ein neues Hardrockcafe und direkt am Meer ein einsames noch funktionierendes Riesenrad. In einem Cafe am Meer treffen wir Pedros Temizian. Er ist Videoregiesseur und eng mit dem Beiruter Musik-Underground verknüpft.

Zwei Musikvideos, eines für eine Beiruter Band Incomepentens und eins für das electro Rock Duo Slutterhouse hat er bereits gemacht. Das Video für die Incomeptents ist im Stil der 40er Jahre gehalten.

Slaughterhouses Video ist ein an Romero erinnernder Zombi Film in der Kulisse Beirut.

Gezeigt werden Pedros Videos im Libanon nicht. Man kann sie sich auf den üblichen Onlineplattformen ansehen. Wenn ich großes Glück habe, laufen sei ein- oder zweimal im Fernsehen, meint Pedros.

Zensur existiert, bis jetzt hatte Pedros bei seinen Produktionen zwar keine Probleme, trotz eines Mannes in Frauenkleidern und Zombis. Die Schere im Kopf ist aber immer da. Das was man zu sagen hat, und zeigen will, verpackt man in Metaphern

Am Abend Treffen wir Hadi Saleh a.k.a. Heathen, der mit seinem Acousmatic System Break Core Partys in Beirut veranstaltet und auf der dazugehörigen Website über Drone Metal , Noise, Dark Ambient, Dub, Breakbeatst schreibt.

acousmatic

Es kann in Europa schon sehr ungemütlich werden, wenn die Behörden Free Tekno Parties stürmen. Im Libanon könnte das eine tatsächlich Gefahr für die BesucherInnen sein, erzäht Hadi. Deshalb geht mit seinem Acousmatik System nach dem Prinzip vor: möglichst viel anmelden und möglichst wenig über den Charkater der Veranstaltunge nach Außen dringen lassen.

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Copyright Tanya Traboulsi COURT CIRCUIT aka Hadi Saleh und Osman

Wenn die Behörden tatsächlich auftauchten, würden sie uns beschuldigen satanische und hypnotische Musik zu spielen, dann hätten wir ein riesen Problem. Acousmatic System veranstaltet in regelmäßigen abständen Partys in Beirut. COURT CIRCUIT ist ein Musikprojekt das Hadi Saleh gemeinsam mit Osman Arabi betreibt.

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copyright Tanya Traboulsi

Heute gibt es in La Boum de Luxe zum Abschluss unserer Reihe ein Beirut Special zu hören. Und im Rahmen diese Specials einen zweistündigen Breakcore Mix von Acousmatic System. Das genau Line Up gibt es hier.

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