Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Wortlaut-Jury: Daniel Glattauer"

Christian Stiegler

Doktor für grenzwertiges Wissen, Freak-Shows und Musik, die farblich zu Herbstlaub passt.

3. 4. 2010 - 17:14

Wortlaut-Jury: Daniel Glattauer

Daniel Glattauer ist der "Feel Good"-Autor der österreichischen Literaturszene. Der gewitzte Beobachter sitzt bei Wortlaut 2010 zum ersten Mal in einer Jury.

Daniel Glattauer muss man irgendwie mögen. Wenn er einem gegenüber sitzt, dann hat man sehr rasch das Bedürfnis, von sich zu erzählen, während er genüsslich in die Rolle des warmherzigen und verständisvollen Beobachters schlüpfen kann. Das ist Gabe und Charakterstärke zugleich, die beide zusammen einen hervorragenden Autor ausmachen. Glattauer ist so etwas wie der "Feel Good"-Autor der österreichischen Literaturszene. Seine Bücher sind keine Hasstiraden oder melancholischen Skizzen von menschlichen Abgründen, sondern liebevolle Erzählungen und humorvolle Alltagsbetrachtungen. Seine Figuren sind einem manchmal so nahe, dass man durch sie unter Umständen lernt, über sich selbst zu lachen.

Vom Schreiben (richtig gut) leben können

Daniel Glattauer

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Aufgewachsen in Favoriten, einem Wiener Arbeiterbezirk, hat Glattauer schon früh zu Schreiben begonnen, damals kleine Gedichte und Kurzgeschichten. Erste Erfolge bei Literaturwettbewerben während der Studien der Pädagogik und Kunstgeschichte sind aber vorerst nur Nebensache. Hauptberuflich wird der heute 49jährige Journalist bei der Presse und wechselt später zum Standard.

Mit Auftragsarbeiten und Gerichtsreportagen hält er sich über Wasser, hört aber nie auf zu schreiben. Und es zahlt sich aus: Seine Kolumnen im "Einserkasterl" unter dem Kürzel "dag" sind die journalistische Ausdrucksform des charmanten Beobachters und gewitzten Formulierers. Zwei Stärken, die in seinen Büchern über die Wirrungen und Irrungen (und die Happy Ends) von Beziehungen immer präsent sind. "Der Weihnachtshund", "Gut gegen Nordwind" und der Folgeroman "Alle sieben Wellen" sind so erfolgreich, weil sie Unterhaltung auf hohem Niveau bieten. Übersetzungen in über 30 Sprachen, Film- und Theateradaptionen geben dem Autor Recht. Trotzdem würde Glattauer niemandem, der bei Literaturwettbewerben positiv auffällt, raten, am Anfang nur vom Schreiben leben zu wollen.

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Einen solchen Tipp nimmt man ernst, weil man Glattauer den Erfolg gönnt, nicht zu letzt aufgrund der Art wie er mit ihm umgeht. Er ist auf dem Boden geblieben, führt trotz E-Mails vieler Verehrer(innen), die ihn mit seinem Protagonisten Leo gleichsetzen, ein ruhiges Leben zwischen Wien und dem Waldviertel. Und dabei ist er zutiefst menschlich geblieben, ist sich unsicher, ob er seinem Gast Tee anbieten kann oder nicht und vergisst, wie man den Herd anmacht. Musik hören beim Schreiben geht übrigens gar nicht, bestenfalls als Hintergrundbeschallung. Wenn er konzentriert zuhören kann, hört er unter anderem Elbow, The National und Fanfarlo.

Daniel Glattauer

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Wortlaut-Jury

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Und weil Glattauer durchaus was übrig hat für FM4 und junge Talente, sitzt er 2010 in der Wortlaut-Jury. Es ist übrigens sein erster Auftritt als Jurymitglied eines Wettbewerbs und das bedeutet unsicheres Fahrwasser. Trotzdem hat Glattauer konkrete Vorstellungen: Inhaltliche und persönliche Aspekte sind ihm wichtig. Eine Kurzgeschichte muss rasch zum Punkt kommen, jedes Wort muss sitzen. Sie dürfe nicht "ausrinnen", anders als bei einem 300 Seiten-Roman, bei dem das zwar auch nicht vorkommen sollte, aber eher geduldet wird. Und mit literarischen Problemen wie Schreibblockaden habe auch er oft zu kämpfen. Mit dem "Wortlaut"-Thema "Ausgehen" assoziiert Glattauer mehr als nur Fortgehen, denn Ausgehen kann auch das Ende von etwas bedeuten. Es kann einem ja auch der Schmäh ausgehen.

Zum Thema "Ausgehen"

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Zur Rolle als Jurymitglied

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Zum Wesen der Kurzgeschichte

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Zum Problem der Schreibblockade

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Brandaktuell ist gerade das Thema Plagiat. User "zamp" hat hier frech angekündigt, dass er bei seinem Beitrag von Glattauer abschreiben möchte, um es dann dem Autor als eigenes Werk unterzujubeln. Intertextualität oder doch nur banale Abschreibe? Und würde Daniel Glattauer das merken?

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