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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

31. 3. 2010 - 15:56

"How I fucked Jamal"

"Für guten Sex haben wir kaum Wörter." Doris Mitterbacher, Cornelia Travnicek und der interkulturelle Austausch von Körperflüssigkeiten.

Buchcover: How I Fucked Jamal

Milena Verlag

"How I fucked Jamal" von Doris Mitterbacher und Cornelia Travnicek erscheint dieser Tage beim Milena Verlag.

Die beiden Autorinnen und ehemaligen FM4 Wortlaut-Gewinnerinnen Doris Mitterbacher (aka Poetry-Slammerin Mieze Medusa) und Cornelia Travnicek haben sich zusammengetan. Eine glückliche Fügung und äußerst produktive Kooperation. Denn dieser Tage geben sie gemeinsam einen Sammelband mit Kurzgeschichten heraus.

"How I fucked Jamal" ist der Titel. Und es geht darin um das Spannungsfeld des internationalen Beischlafs. Sex mit Fremden, Sex mit dem Fremden, Sex in der Fremde.

Im Vorwort schreiben Mitterbacher und Travnicek:
"Jamal ist unsere Chiffre für [...] das Unerwartete, das passieren muss, wenn es zum internationalen Austausch von Koseworten, Körperflüssigkeiten und Erwartungshaltungen kommt."

How I Fucked Jamal. Warnung! Kann Spuren von Vögeln enthalten. Auf dem Bild: Schriftzug und vier Vögelchen.

Milena Verlag

Interview mit Doris Mitterbacher und Cornelia Travnicek

Liegt es an der willigen, großen Literaturszene Österreichs, oder liegt es am Thema, dass dieser Sammelband so einfach zustande gekommen ist?

Doris: Beides. Ich glaube schon, dass sich jeder und jede freut, wenn wieder eine Geschichte untergekommen ist, wenn man einfach wieder präsent sein kann. Man kann auch eine Kurzgeschichte schreiben, was ja auch selten ist. Aber das Thema hat schon gerockt, glaub ich.

Wie seid ihr denn vorgegangen?

Cornelia: Die Idee war eine "Nachtidee" von mir. Man liegt ja manchmal schlaflos, und da hatte ich die Idee für einen Text. Aber was macht man mit einem Text allein? Da braucht man mehrere Texte, eine Anthologie. Und da dachte ich sofort an die Mieze, die ich als Herausgeberin diverser Slam-Anthologien kenne. Die hat Erfahrung, die frage ich. Und dann war sie zum Glück auch gleich dabei.

Doris: Wir haben uns zusammengesetzt und eine Liste geschrieben, wen wir gerne drin hätten. Dann haben wir über Facebook Kontakte hergestellt oder im Freundeskreis gefragt, und dann kamen die Texte - schnell! Es hat geflutscht. Es war wenig Arbeitsaufwand, kaum Themenverfehlungen. Und das zeigt, dass die Leute darüber schreiben wollen, was in der Nacht in der weiten Welt passiert.

Bei der Auswahl der Autorinnen und Autoren, gab's da sowas wie Vorgaben an euch selbst?

Doris: Es war uns wichtig, dass sowohl Slam-Poeten dabei sind, aber auch LiteraturbetriebspoetInnen. Es war uns wichtig, dass Newcomer und schon arrivierte Namen drin sind - soweit wir die arrivierten Namen "dag'lenkt" haben. Also die Frau Jelinek haben wir nicht angeschrieben, weil wir uns ein Nein erwartet hätten.
Aber dieses Spannungsfeld war uns genauso wichtig. Und es war uns wichtig, dass Leute mit einem nicht deutschsprachigen bzw. mit einem "zugereisten" Hintergrund vertreten sind.

Ist es schwieriger, über Sex zu schreiben - oder ist es schwieriger, ein Buch über Sex herauszugeben?

Cornelia: Herausgeben ist sicher leichter, schreiben ist sicher schwerer.

Warum?

Doris: Ich habe die Theorie, dass es sehr leicht ist, schlechten Sex zu beschreiben, aber für guten Sex haben wir kaum Wörter, die glaubwürdig sind, aber nicht zu individuell. Ich glaube, dass es daran scheitert.
Das hat mich gereizt an der Anthologie, und auch an den anderen Texten. Was kommen da für Texte?

Cornelia: Wir haben auch vor kurzem mit Julya Rabinowich darüber gesprochen - bei einem Lesetermin in Hall, wo wir mit unseren Texten schon waren - und sie sagt: in dem Moment ist man so knapp an sich dran, dass man nicht außen stehen und zuschauen kann, und dann drüber schreiben. Ich glaube, es liegt an der Nähe.

Abschließend: Welche Tipps hättet ihr denn noch für Menschen, die heuer beim FM4 Literaturwettbewerb Wortlaut mitmachen möchten?

Doris: Puh... nun, das Thema ist schön, die Jury ist super... einfach einen Text schreiben und hinschicken. Vor allem das Hinschicken würde helfen.

Cornelia: Ja, hinschicken nicht vergessen!

Doris: Genau! [lacht] Und ansonsten die Texte einfach ganz unbekümmert zu anderen Sachen schicken. Überhaupt ganz, ganz viel verschicken. Diese ganzen Neins, die man bekommt, ignorieren! Weil... die haben ja alle keine Ahnung.