Erstellt am: 25. 3. 2010 - 10:57 Uhr
Oh! Flash Forward
Oh! - Irritationen im Alltag
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Entschuldigen Sie.
An dieser Stelle hätte bereits vergangene Woche eine lyrische Abhandlung zum Thema "Inwieweit Franz Antel und seine Alpensexler für den Freiluft-Boom in der Pornobranche verantwortlich sind" zu finden sein sollen. Doch noch während meine Finger die ersten schlüpfrigen Zeilen in die Tastatur hämmerten, wurde ich von geckerndem Gelächter aus dem Nebenzimmer abgelenkt. Es war die Tonspur eines Fernsehbeitrags über die Buchpräsentation der gesammelten Sexkolumnen von Frau J.
Und in diesem Moment habe ich schreckensbleich meine Zukunft vor mir ablaufen sehen.
elisabeth gollackner, fm4
Im trashigen Flash Forward für Arme hantelte sich die aufgeregte, kross getoastete Dame von einem Promi zum nächsten und lehrte zwischendurch heiser in die Kamera, dass Frauen nicht zu Tode gestreichelt werden wollen. Nein, "Frauen wollen genommen werden".
Wer sich wen nimmt, war dann in den folgenden Minuten nicht ganz klar, wichtig war nur: Viel Haut, viel Lack, viel heißer Talk, öfter auch mal die Nutte spielen, und im besten Fall: Sich einen der vielen anwesenden Anwälte krallen. Auf die Frage, wie man eine Frau wirklich glücklich machen könne, antwortete ein kahlköpfiger Advokat: "Mit einer unlimitierten Kreditkarte."
Frau J. zungenküsste dann noch ihren Verlobten ganz innig, hielt den Beweisring in die Kamera, und der Fernsehredakteur munkelte, ob sie das mit der Monogamie wohl schaffen würde, eine Sexkolumnistin wie sie, nun, wir sind gespannt.
Das Resultat meines TV-Häppchens war eine boulevard-bedingte Schockstarre, der unbändige Wunsch, sich auch innen (am besten hinter den Augen) zu waschen, und eine tiefgreifende Identitätskrise.
Den Wagen umreißen! dachte ich panisch. Noch ist der anständige Journalismus in greifbarer Nähe! Der lasterhafte Sammelband, den ich an meinen hochgepushten, mallorcabraunen Busen drücken kann, muss nicht das obere Ende der Karriereleiter sein!
Der Ansporn war da. Zwei Abende mit "Kritik der Urteilskraft" haben mir allerdings bewiesen, dass die Kant'sche Befriedigung eine enden wollende ist. Und mir das Kleinkarierte perverser Dirndlkleider doch besser taugt. "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen," meint Kant. Jaja. Ich habs kapiert.