Erstellt am: 26. 3. 2010 - 16:17 Uhr
Gegen die Wand
attac/beigewum
Buchpräsentation:
- Montag, 19. April 2010 um 19h/Kulturhof Amstetten mit Co-Autorin Katharina Muhr
„Die AmerikanerInnen haben über ihre Verhältnisse gelebt“, und „Europa ist nur ein Opfer der Krise in den USA“: Solche Schlussfolgerungen wollen die Autoren von „Mythen der Krise“ nicht gelten lassen. Für die Publikation haben sich die GlobalisierungskritikerInnen von Attac mit dem Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen zusammengetan.
Ein Haufen Argumentationen steht auf dem Prüfstand - in knappe, verständliche Kapitel gepfercht. Auch wer nicht gerne mit Vokabeln wie Lohnstückkosten oder Leistungsbilanzdefizit auf einen Kaffee geht, wird nicht gleich einschlafen.
Mythos 1: "Die Einkommensverteilung war nicht das Problem"
Am Beispiel Österreich vorgerechnet: Wenn das obere Einkommensdrittel hundert Euro mehr bekommt, so Mit-Autor Markus Marterbauer, dann gehen sechzig davon in Ersparnisse, vierzig werden konsumiert. Stattet man das untere Einkommensdrittel mit dem gleichen Geld aus, wird nur ein viel kleinerer Teil davon gespart, der Rest ausgegeben.
Sozialausgaben zu kürzen, würde also am ehesten die bestrafen, die die Wirtschaft jetzt, wo sie am Boden liegt, beleben können.
Eine gleichere Verteilung der Vermögen insgesamt und damit weniger „Spielmasse“ am Finanzparkett hätte erst gar nicht so einen gewaltigen Schaden angerichtet, ist Marterbauer überzeugt.
Mythos 2: "Born in the USA"
2008 war jede 14. Liegenschaft in Nevada von Zwangsversteigerung bedroht. Hätten die AmerikanerInnen doch einfach nicht so sehr über ihre Verhältnisse gelebt - ein weiterer Mythos, den die Expertengruppe entkräften will.
Welche Alternativen zum Eigenheim auf Kredit hätten diese BürgerInnen am freien Markt gehabt? Wer sich sogenannte „Vouchers“, also einen staatlichen Zuschuss zur Miete besorgt hat, war oft stigmatisiert – der Zuschuss wird nämlich direkt an die VermieterInnen bezahlt. Das Ergebnis: viele Einkommensschwache kommen erst gar nicht zu einem Mietvertrag - als Alternative bleibt das Eigenheim auf Kredit.
Geld ist massig verfügbar (weil Risiken von den KreditgeberInnen auf FinanzinvestorInnen abgewälzt sind und Nachfrage nach risikoreichen Papieren aus dem Ausland besteht), viel davon variabel verzinst und als „NINJA Kredit“ an Leute ohne Job, Einkommen oder Vermögen vergeben. Lässt dann das Konjunkturklima nach, steigen die Zinsen und sinken die Preise der Immobilien (die damit als Sicherheit wertlos werden), können immer mehr Menschen ihre Kredite nicht mehr bedienen.
This is the end
Negativbeispiel New Orleans: Nach Katrina stehen ehemalige Bewohner von Sozialbauten buchstäblich vor verschlossenen Türen. Experten belegen zwar, dass mit den Häusern alles in Ordnung ist. Die Behörden schicken trotzdem Bulldozer. Private Wohnsiedlungen sollen den städtischen Sozialbau ablösen, Investoren kassieren dafür Subventionen vom Staat.
Wieder sind ein paar Leute mehr von den sogenannten "Vouchers" abhängig, und damit von der Gunst privater Vermieter.
Genug schlechte Nachrichten, haben sich die Yes Men-Aktivisten Andy Bichlbaum und Mike Bonnano gedacht, und dem Bürgermeister von New Orleans einen Besuch abgestattet...
Weitere Mythen, mit denen aufgeräumt wird
Außerdem im Buch: Entgegnungen zu "Alle müssen den Gürtel enger schnallen", "Das Klima kann warten, bis die Wirtschaftskrise vorbei ist", "Das Zinssystem ist schuld" oder "Männer sind die Hauptbetroffenen".
Wer sich dann noch weiter in die Materie vertiefen will, für den gibt es es neben den "Mythen der Krise" auch noch die "Mythen der Ökonomie".