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Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

23. 3. 2010 - 17:43

Russian Circles

Kyrillische Geometrie, musikalisch umgesetzt: Russian Circles am Mittwoch Abend in der Wiener Arena.

Perfekt in die Jahreszeit passend besucht heute ein Trio aus Chicago die Hauptstadt: Russian Circles. Launisch wie der junge Frühling ist das musikalische Instrumentalspektrum. Von Stürmen und Regengüssen bis hin zu wärmenden Sonnenstrahlen, umgesetzt in geradezu epische Gitarren(k)länge. Alles ist hier möglich und ihr aktuelles Album "Geneva", erschienen vergangenen Herbst, auch für Postrock/Progressive-Frischlinge eine mehr als würdige Einstiegsdroge. Eines der Alben 2009.

Cover des Russian Circles Albums "Geneva"

Russian Circles

Youngblood

Russian Circles sind Dave Turncrantz, Mike Sullivan und Brian Cook. Letzterer ist Botch Veteran und seines Zeichens auch Mitglied bei den famosen These Arms are Snakes. Nach dem Erstling 2006 erschien nun drei Jahre später ein Musthave mit schönstem Namen. Jede Nummer auf "Geneva" ein Anspieltipp und das gesamte Album wieder ein Beispiel dafür, welche individuellen Blüten das Genre dieses ominösen Postrock treiben kann. Ähnlich wie bei Red Sparrowes werden hier laute Brachialpassagen ungeniert zarten filigranen Klangteppichen gegenübergestellt, die Brutalität wird hier allerdings weiter getrieben und wirkt mancherorts geradezu verspielt leicht. Ohne Worte, aber vielsprechend. Schön, aber etwas unterkühlt das Artwork von Geneva. Stilles fast schon Understatement einer industriellen Welt, deren Verlorenheit angespürt werden kann und hörbar gemacht wird. Einige Zeit als Supportband dahingetourt - Russian Circles haben sowohl für Coheed & Cambria, Mono oder auch Tool aufgewärmt - füllen sie nun selbständig Locations. Wie gut das tragen wird, werden wir Mittwoch Abend in der Wiener Arena erleben.

Russian Circles

Russian Circles

Japanische Biester

Momentan noch als Support und siehe Tourplan ziemlich kräftig unterwegs sind Satory. In der Postrockgemeinde keine Unbekannten mehr, haben die Österreicher vergangenes Jahr eine EP herausgebracht, die zeigt, dass auch auf diesem musikalischem Gebiet hierzulande einiges los ist, was sich hören lässt! Einflüsse à la Tool, Isis, Mogwai sind gut, auch in der Trackdauer lassen sich die Männer nicht lumpen. Warum auch: Gutes Postgerocke sollte sich doch immer in die Länge ziehen, 3-Minuten-Standards sollen andere machen. Bin gespannt, ob die bereits vernommenen Livekostproben aus dem digitalen Netz halten, was sie versprechen.