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Burstup

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22. 3. 2010 - 14:32

3D fürs Wohnzimmer

Die ersten 3D-Fernsehgeräte sind offiziell in Österreich erhältlich.

Wer in den letzten beiden Jahren USA-Reisen unternommen hat, bemerkte beim Einkaufsbummel eventuell: Statt den bei uns üblichen Aufklebern mit den Worten "HD Ready" prangten oft die Worte "3D Ready" auf den Gehäusen neuer Fernsehgeräte. Heute haben jenseits des Teichs alle großen Hersteller 3D-fähige TV-Geräte auf dem Markt, und unter den Freunden von Computerspielen sind auch Shutterbrillen für PCs im Aufwind - mehr zu all dem habe ich letztes Jahr hier geschrieben.
Den Anfang in Sachen 3D-Fernseher macht in Österreich jetzt Samsung: Der koreanische Hersteller bringt bei seinen neuen TV-Geräten die 3D-Bilder mit drei Methoden auf den Schirm: Mittels BluRay, über die Videospielkonsole oder durch Neuberechnung einer herkömmlichen Videoquelle.

Ubisoft

Zuerst probiere ich das schon im Dezember erschienene Videogame "Avatar" für die Xbox 360: Brille auf und der Dschungel von Pandora wirkt räumlich wie im Kinofilm - zum selbst drin herumlaufen. Die Berechnung der stereoskopischen Darstellung übernimmt dabei die Konsole, daher ist nicht relevant, über welchen Anschluss man das Gerät an den Fernseher andockt.

Anders sieht das beim Genuss von BluRay-Filmen aus: Hier ist ein BluRay-Player mit der aktuellen Version des HDMI-Anschlusses notwendig, also HDMI 1.4. Fehlt diese Version des Anschlusses, etwa bei einem älteren Gerät, kann man den Film in gewohnter HD-Auflösung sehen. "3D ist eine Funktion, die man ein- und abschalten kann", sagt René Zeman von Samsung Österreich. "Wenn man die 3D-Funktion abdreht, ist das Gerät ein Standard-HD-Fernseher."

Die neben Spielkonsole und BluRay-Player dritte Methode zur 3D-Darstellung mutet am erstaunlichsten an: Die neuen Samsung-Geräte können auf Wunsch herkömmliches, flaches Material in räumliches verwandeln, egal von welcher Quelle es kommt, analoges Fernsehen oder alte Videokassette eingeschlossen. René Zeman erklärt, wie das funktioniert: "Es ist ein Algorithmus, der in einem sehr leistungsfähigen Chip im Fernseher abläuft. Die dafür notwendige Rechenleistung ist sehr hoch. Im Grunde nimmt der Chip Fluchtlinien, die er erkennt, sowie die Bewegung von Objekten vor einem starren Hintergrund und berechnet daraus die Bildtiefe." Die so neu berechneten Bilder wirken allerdings weniger räumlich als bei echten 3D-Filmen und -Spielen.

Samsung

Während auf den Fachmessen der letzten Monate bei diversen Herstellern noch von Preisen um die 2.000 Euro für ein 40-Zoll-Gerät die Rede war, dürfte die Branche jetzt eine neue Strategie einschlagen: Der befürchtete Preissprung gegenüber herkömmlichen HD-Fernsehern bleibt aus, das 40"-Gerät von Samsung wird in Österreich um 1.300 Euro eingeführt, inklusive drei Shutterbrillen. "Wobei uns wichtig war, dass wir Erwachsenen- und Kinderbrillen haben. Wenn die Brille nicht anständig sitzt, kommt es schnell zu unangenehmen Gefühlen."

Unangenehme Gefühle bekommen manche Menschen auch bei 3D-Filmen im Kino - zu Hause dagegen kann die Bildtiefe selbst konfiguriert werden, entweder am BluRay-Player, an der Videospielkonsole, oder am Fernsehgerät selbst.

Neben 3D bieten die Samsung-Modelle auch Onlinefunktionen wie Webbrowser oder einen App Store: Applikationen können direkt am TV-Gerät installiert werden, zum Beispiel ein Youtube-Player oder Skype. Fotos, Filme und Musikdateien können direkt von einem USB-Stick abgespielt werden. Letzteres beherrschen auch die HD-Fernseher des letzten Jahres schon - dass der Markt aufgrund des vorangegangenen HD-Hypes schon gesättigt ist, glaubt René Zeman trotzdem nicht: "Ich denke zwar auch nicht, dass sich jemand, der vor einem oder zwei Jahren einen neuen Fernseher gekauft hat, jetzt gleich wieder einen kauft. Doch wenn man vor vier oder fünf Jahren einen Fernseher gekauft hat und jetzt über einen neuen nachdenkt, ist das Thema 3D spannend."

Die Elektronikhersteller sehen einen großen neuen Markt, die Filmindustrie sieht einen Hoffnungsschimmer gegen DVD-Kopien und Filesharing. Ich denke, dass es nicht allzu schnell zur großen 3D-Revolution kommen wird, aber: Für viele werden die 3D-Funktionen der neuen Geräte einfach nur ein Zusatzfeature sein, und so wird 3D schleichend immer selbstverständlicher werden.