Erstellt am: 22. 3. 2010 - 04:35 Uhr
Yes, they did
„Change has come“
schreibt die liberale Huffington Post und wird vom konservativen Boulevard- Blatt New York Post sekundiert mit „History Is Made“. Tatsächlich musste Obamas größtes Reformvorhaben, der Umbau des amerikanischen Gesundheitswesens in Richtung allgemeine Krankenversorgung, einige Federn lassen bevor das Gesetz vor wenigen Minuten mit 219 Ja- zu 212 Nein-Stimmen im Repräsentantenhaus des US-Kongress beschlossen wurde. Laut CNN könnte das Papier noch in der Nacht von Sonntag auf Montag zur Unterschrift auf Obamas Schreibtisch landen.
Weiterführende Links:
Die Unbesiegbaren - Junge Amerikaner und das US-Gesundheitssystem.
US-Health Care aus der Sicht eines Teilnehmenden.
AP
Auch wenn noch vieles im Detail zu regeln ist, der Beschluss noch einmal zurück in den Senat muss (wo allerdings eine Mehrheit als gesichert gilt), dort heiß debattiert werden wird und die meisten Regelungen erst in Jahren wirksam werden. Am Ende stehen bisher 32 Millionen unversicherter Amerikaner, die in das neue System aufgenommen werden. Seit der Amtszeit von Theodor Roosevelt vor gut 100 Jahren haben mehrere Präsidenten vergeblich versucht, eine umfassende Krankenversicherung in den USA zu etablieren - zuletzt Bill Clinton mit seiner Frau Hillary 1993/94.
Ein Jubelsturm wie bei der Wahl Obamas im November 2008 ist bei uns in Brooklyn zwar heute unmittelbar nach der Abstimmung ausgeblieben. Das dieser Tag als ein historischer in die Geschichtsbücher der USA eingehen könnte, war aber auch so allen Amerikanern klar. Ich verstehe schon, wenn jetzt viele von euch etwas verständnislos mit den Schultern zucken, eine allgemeine Krankenversicherung ist schließlich keine Frage von Parteilichkeit, sie sollte selbstverständlich sein.
Wer diese Geschichten hier verfolgt, wird aber über diverse Einträge gelesen haben, dass die Aussichten auf Erfolg zuletzt schlecht standen. Selten kommt es vor, dass man sich freut, wenn man falsch liegt. Heute ist so ein Tag.