Erstellt am: 21. 3. 2010 - 13:52 Uhr
Song Zum Sonntag: Liars
melophobe.com
I found her
With my scissor
This heart fell
To the ground
I'm supposed to save you now
But my hands are freaking out
I'm a coward in a ?
I leave this blood to dry
I leave this blood to dry
I dragged her body
To the parking lot
I tried to find her
A savior right there amongst the cars
Just then I
Began to quiver
When I saw her
Looking out
She was alive
And she's breathing
En Lied wie eine von einem Krimi-Regisseur inszenierte Albtraumsequenz. Er hat sie gefunden, wie kommt die Schere in seine Hand, alles ist voller Blut - Schnitt - Ich sollte dich retten, doch meine Hände versagen, was für ein Feigling ich doch bin - Schnitt - nur weg, ich lasse alles liegen, das Blut kann trocknen - Schnitt - Ich schleppe ihren Körper auf den Parkplatz - Schnitt - doch dann - ich zittere als ich sehen muss: Sie atmet, sie lebt. Der Ich-Erzähler als Akteur und zugleich Gefangener in einem blutigen Käfig der Ereignisse, seine fragmentierte Wahrnehmung und seine existenzielle Ohnmacht untermalt ein Erinnyenchor, den Filmschnitt besorgt eine schrägtaktige Hardcore Miniatur von Riff. Das großartige surreale Video erzählt nicht diese Sequenz, unterstreicht aber metaphernreich das Verlorensein des modernen Hardcore-Künstlertypen als Treibender im Ozean.
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
Bisher hatte ich sie unter Hardcore-Spaßvögel und chaotische Clowns abgelegt - dann das: Selten hat sich eine Band so virtuos bei einer relativ klar umgrenzten Rock-Tradition bedient und zugleich so einen unverkennbaren Fußabdruck hinterlassen wie die Liars auf "Sisterworld".
stereogum.com
Der Garten, in dem die Liars mittlerweile ziemlich entspannt in der Sonne liegen, ist der Garten von Captain Beefheart und den Butthole Surfers, Red Crayola und Slovenly, Saccharine Trust und Overpass, von Polit-Hardcore und psychedelischem Bluesrock, eingezäunt von The Fall und Modest Mouse, umränkt von Birthday Party und einigen New Yorker Bands der Post Punk/ Disco Phase wie Contortions oder Arto Lindsay. Das ist düster und verhangen, schwerer disharmonischer Rock mit einer filmischen Erzählchoreographie, analogen Klangexperimenten, tonlos-dringlichem Gesang und erstaunlich passenden kleinen musikalischen Absonderlichkeiten, wie Streichern und Piano-Einsprenkseln. Musik wie ein eleganter, wilder, billiger Horrorfilm und eine echte Empfehlung für Leute, die jetzt nicht gerade auf Broken Bells oder Lady Gaga starren und sich mit einem sehr - ähem - erweiterten Popbegriff wohlfühlen.