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Sarah Seekircher

(Sub-)Urbia und Überall. Reportagen, Hörspiele und andere Hauptsächlichkeiten.

25. 3. 2010 - 13:12

Artenschutz-Kitsch, Wale, Wildtiere und Linda

Ein Sammelsurium von Petitionen, Filmen und Büchern rund um das Thema Biodiversität.

Rettet die Wale

Wale gelten neben Delfinen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Welt. Für Wale gibt es deshalb Rettungsdienste, zumindest in Australien: die "Whale Patrol". Sie wird im gleichnamigen Dokumentarfilm von einem Filmteam begleitet. Jedes Jahr Ende Sommer machen sich 17.000 Buckelwale vom Atlantik auf den Weg Richtung australische Westküste. Nicht selten gehen sie dabei Netzen oder Seilen in die Falle, was einen langsamen und schmerzhaften Tod für die Wale bedeutet. Wäre da nicht die "Whale Patrol", die Tag für Tag einige dieser Wale aus ihren Fesseln befreit.

Den Großen Tümmlern widmet sich der Delfin-Thriller "The Cove", der den Oscar für den besten Dokumentarfilm 2010 gewonnen hat. Das amerikanische Filmteam deckt das dunkle Geheimnis eines japanischen Fischerdorfes namens Taiji auf: Jedes Jahr werden dort tausende Delfine in eine Bucht getrieben und brutal erstochen. Die Schönsten landen in Delfin-Shows und Groß-Aquarien, der Rest auf den Tellern von Feinschmeckern.

Der Dokumentarfilm beruht auf den Recherchen des Amerikaners Ric O'Barry. In den 60er Jahren war er Trainer von "Flipper" und damit Wegbereiter der Delfinfang-Industrie. Inzwischen hat er die Seite gewechselt und die Initiative "Save Japan Dolphins" gegründet.

Rettet die Igel

Frustsaufen bei den bedrohten Tieren hierzulande: Igel Hogi, Protagonist des Films "Hogi's Family", wälzt sich betrunken durchs Gras. Am Boden liegen braune Blätter und faulige Äpfel. Der Igel hat wieder einmal über die Stränge geschlagen und zu viel gegorenes Fallobst erwischt. Jetzt plagt ihn der Schluckauf. Ansonsten machen dem Igel ganz andere Dinge das Leben schwer: Pestizide, Rasenmäher oder der Straßenverkehr.

"Hogi's Family" ist eine Tierkomödie für Kinder und eine Mischung aus Dokumentarfilm und "Schweinchen Babe". Der Film, der vergangenen Herbst in den österreichischen Kinos gelaufen ist, will Bewusstsein für eine bedrohte Art schaffen: Die Igel werden immer weniger, inzwischen sind sie auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten.

Rettet die Bäume

Unter Artenverlust leidet nicht nur Tier- sondern auch die Pflanzenwelt. 1997 produzierten das britische Electro-Duo Coldcut und die VJ-Crew Hexstatic im Auftrag von Greenpeace ein Video gegen die Abholzung des Regenwaldes: "Timber" (Bauholz). In schnellen, rhythmisch sich wiederholenden Schnitten sieht man Motorsägen, Bagger, holzhackende weiße Männer, Indianer und gefällte Bäume. Auch immer wieder im Bild: ein Telegraphenknopf mit dem "SOS" gemorst wird.

"Timber" ist Teil der "Natural Rhythms Triology" von Coldcut, Hexstatic und Greenpeace. Zu der Triologie gehören auch die Videos "Frog Jam" und "Natural Rhythm".

Wem das Schicksal des Regenwaldes allzu sehr unter die Haut geht und etwas für den Erhalt tun möchte, der kann für fünf Euro im Monat beim WWF "Regenwald-Pate" werden und 500.000 Quadratmeter Amazonas-Regenwald im Jahr schützen.

Wer den Regenwald auf erotischere Art schützen will, der kann sich an "Fuck for Forest" wenden. Die norwegisch-schwedischen Umweltaktivisten wollen mit selbstgedrehtem "eco porn" den Regenwald retten. Für 15 Dollar kann man sich auf der Website Amateur-Pornos herunterladen, die passenderweise in Wäldern oder auf Wiesen gedreht wurden. Das Geld kommt der Erhaltung des Regenwaldes zugute.

Wer die Internet-Suchmaschine Forestle benützt, kann im Jahr bis zu 100 Qudratmeter Regenwald retten. Wie das gehen soll? Pro Suchanfrage werden 0,1 Quadratmeter Regenwald unter Schutz gestellt. Finanziert wird das Projekt nicht von den Benutzern der Suchmaschine sondern durch Werbeanzeigen.

Rettet das Saatgut

Kommendes Jahr soll ein neues EU-Saatgutrecht in Kraft treten. Kritiker befürchten, dass das neue Gesetz vor allem großen Konzernen nutzen wird, die die Patente auf Pflanzensorten ausweiten wollen. Außerdem glauben sie, dass das Gesetz es weiterhin schwierig macht, die Vielfalt der Sorten zu erhalten. Die Petition "Vielfalt säen!" soll dem entgegenwirken.

Der Sortenvielfalt sicher nicht verschrieben hat sich der Saatgut-Konzern Monsanto. Die Dokumentation "Controlling our food: The world according to Monsanto - A documentary that you won't see on American Television" der französischen Filmemacherin Marie-Monique Robin zeigt, wie amerikanische Farmer von Monsanto verklagt werden, weil sie Saatgut aufbewahren, oder südamerikanischen Bauern wegen der Expansion von Monsatos “Roundup Ready”-Sojabohnen das Aus droht.

Apropos Monsanto: Anfang März hat der EU-Gesundheitskommissar John Dalli drei Genmais-Sorten von Monsanto zugelassen. Gleichzeitig hat er die Gentechnik-Kartoffel Amflora genehmigt. Eine Petition gegen die Zulassung von Gen-Pflanzen in der EU kann man auf www.avaaz.org unterschreiben.

Rettet die Kartoffeln

Eine erfreulichere Kartoffel-Geschichte: Ende 2004 nahm der Konzern Europlant das Saatgut für die Kartoffelsorte Linda vom Markt. Viele Bauern und Konsumenten reagierten empört. Auch Bio-Punk Thorsten Haake-Brandt, der daraufhin das Buch "Liebe Linda, Hommage an die beste Kartoffel der Welt - Neues von der Ackerfront” schrieb. Ihm und den anderen Kämpfern an der Kartoffelacker-Front ist es zu verdanken, dass Linda, die beliebte Kartoffelsorte mit der tiefgelben Farbe, Ende Februar dieses Jahres wieder auf den Markt gekommen ist.