Erstellt am: 11. 3. 2010 - 11:44 Uhr
Ye Olde Self-Referentiality
Es ist zwei Kilo schwer, 500 Seiten dick und ein Potpourri digitaler und analoger Subversion: Für letzteres sind die neun AktivistInnen von monochrom wohlbekannt, neu ist der telefonbuchdicke Umfang des "Zeitschriftenobjekts", wie die KünstlerInnen ihr Buch auch gern nennen. Johannes Grenzfurtner: "Die Leute fragen manchmal: Ist das monochrom book ein Katalog? Nein, sagen wir dann, denn die Dokumentation unserer Projekte findet eigentlich im Web statt. Das monochrom book ist eine Sammlung der interessantesten Dinge, die uns in den letzten fünf Jahren über den Weg gelaufen sind."
monochrom
Ein Artikel über künstliche Sprachen vom Hackerslang über Esperanto, Klingonisch bis hin zu Aliensprachen, die für Computerspiele entwickelt werden. Ein Bericht über Urban Pilgrims und die modernen Formen des Erkundens von Städten und der Interaktion mit ihren Bürgern. Netzkultur, Poptheorie, Hacking. Die collagierte Gestaltungsweise erinnert an Punk- und Wave-Fanzines der Achtziger, Corel Draw Layouts der Neunziger und Underground-Websites der Jetztzeit - 25 Jahre Gegenkultur, serviert selbstverständlich ohne Hyperlinks, und die fehlende Nummerierung des 500 Seiten dicken Wälzers sorgt für Verwirrung: "Bookmarks werden am besten in Form von Post-It-Zetteln angelegt", sagt Grenzfurtner.
Ich habe Ye Olde Self-Referentiality ins Schlafzimmer mitgenommen und festgestellt: Es ist zu schwer als Bettlektüre, sowohl physisch als auch inhaltlich – dafür eignet es sich gut für den Couchtisch, als Diskussionsgrundlage für lange Gespräche mit Freunden. Die enorme inhaltliche Bandbreite ist vor allem durch die Mitarbeit Dutzender KünstlerInnen aus dem Umfeld des Künstlerkollektivs entstanden. Günther Friesinger beschreibt das monochrom-Prinzip des Networking: "Es funktioniert in etwa blasen- oder sphärenähnlich. An das monochrom-Kernteam docken immer wieder Leute an, es ist ein Schalensystem mit immer weiter entfernten Satelliten. Der monochrom-Satellit: Kein Mitglied, aber jemand, der beiträgt, mit Ideen kommt, mit Projektvorschlägen, mit Texten. Wenn uns die Idee eines Künstlers mitreißt, wird er dankbar von uns aufgenommen."
monochrom
Mitreißendes auch heute, Donnerstag, 11. März 2010, auf der Präsentationsparty von monochrom #25-34: Ye Olde Self-Referentiality. Eine Intro-Performance von Daddy D, Livemusik von Krach der Roboter, und ein DJ-Set von Didi Neidhart. Die Party startet um 19 Uhr im MUSA - Museum auf Abruf in Wien. Danach geht das Team auf Welttournee, unter anderem nach Hong Kong, München, L.A., San Francisco und New York.