Erstellt am: 11. 3. 2010 - 11:37 Uhr
Small Screen Stories: Ich sehe Geister!
Auf den Friedhöfen Hollywoods, wo die Seelen von Stars vergangener Epochen nicht zur Ruhe kommen, in den Straßen von New York, wo dem Bayou entstiegene Voodoo-Gestalten auf Skateboards durch die Nacht rollen, auf Heideggers Holzwegen wandelnde Moosberge, die toten Kinder, die sich in den Sümpfen der Morra verlaufen haben: Geister in Musikvideos scheinen gerade zu verstärkter Aktivität zu neigen.
yeah yeah yeahs
"Skeletons" ist die neueste Single aus dem 2009 erschienenen Album "It's Blitz" von den Yeah Yeah Yeahs. Die Yeah Yeah Yeahs werden zu Nebelgeistern, die an Gruselfilme aus der Stummfilmzeit erinnern und sie schweben melancholisch über den Hollywood Forever Friedhof, der an die Paramount Studios grenzt und wo viele Hollywood-Größen zur Ruhe gebettet sind. Karen O. sieht aus wie Louise Brooks, emanzipierter und skandalumwitterter Stummfilmstar, der in G. W. Pabsts "Büchse der Pandora" spielte. Regie führte Karen O. gemeinsam mit ihren Freund Barney Clay.
Spoken-Word-Legende und Schriftsteller Gil Scott-Heron, Autor von "The Revolution will not be televised" veröffentlichte letztes Monat ein Comeback-Album : "I'm new here". Erster den Atem raubender Vorbote war das Video zu "Me and the Devil", eine Neuinterpretation einer Blues-Nummer aus dem Jahr 1937. Die Dämonen sind aus den Sümpfen New Orleans nach New York gewandelt und fallen in der Stadt eigentlich gar nicht mehr so auf zwischen den Getriebenen. Irgendwo zwischen Voodoo und mexikanischem dia de los muertos liegt das Make Up, das die Regisseure Coodie and Chike den Skater Boys verpasst haben. Das Video ist eine Fortführung der Serie "Guerreros a la noche" des Fotografen und Musikers Michael Sterling Eaton, der auch an der Realisierung von Me and the Devil beteiligt war.
Schwarzes Rauschen liegt unterhalb des vom Menschen hörbaren Frequenzbereichs und warnt Tiere vor nahenden Naturkatastrophen. "Black Noise" hat Pantha du Prince sein neues Album genannt, das er an einem nicht mehr existenten Ort aufgenommen hat. 1816 überollte ein Erdrutsch ein komplettes Dorf in den Schweizer Bergen und am Rande diese Schutthaufens steht das Haus, in das Pantha du Prince eingezogen ist, um "Black Noise" zu machen. Pantha du Prince wandelte durch die Natur und sammelte Sounds, die in Black Noise eingewoben wurden. "Stick to my Side" folgt konsequenterweise zwei verlorenen Kreaturen durch den Wald. Die Vocals auf der Nummer kommen von Panda Bear vom Animal Collective.
Gekrönte Königin der Unheimlichkeit ist Fever Ray. Fever Ray ist Karin Drejer, die gemeinsam mit ihren Bruder auch The Knife ist. 2009 erschien ihr Solodebüt. Jedes Video von Fever Ray entführt uns in eine atmosphärisch dichte Welt, die gleichermaßen unheimlich wie glaubwürdig ist. Seven ist ihr bislang jüngstes Video und wurde von Johan Renck gedreht, der, wen wundert's, gemeinsam mit dem Black Metaller und Madonna-Intimus Jonas Åkerlund die Produktionsfirma R.A.F. Jonas Åkerlund leitet.