Erstellt am: 8. 3. 2010 - 18:28 Uhr
Frauenministerin im Interview
Feministinnen im Alltag
Es ist ihr zweiter Frauentag als Ministerin, SPÖ Politikerin Gabriele Heinisch-Hosek hat auch an diesem 8. März einen dichten Terminkalender. Fixpunkt ist ein Treffen mit Mitarbeitern eines Unternehmens in Niederösterreich, gleich am Vormittag - mit im Gepäck: Schokoladetafeln für ihre Gesprächspartner.
FM4
Gebügelt wird von 89 Prozent der Frauen, ähnlich verhält es sich beim Wäschewaschen - nur zu 15 Prozent wird diese Tätigkeit von Männern verrichtet. Kochen ist ihnen da schon lieber, zu einem knappen Drittel übernehmen Männer diese Aufgabe. Wenn es darum geht, Zeit mit den Kindern zu verbringen, sei es zum Lernen oder Spielen, tun dies in 41 Prozent der Fälle Männer, zu 59 Prozent Frauen.
Quelle: Vorabdaten aus dem Frauenbericht 2010
Ich werde Männer fragen, wie sie´s denn halten zuhause. Wie Vereinbarkeitsfragen gelöst werden, wenn Kinder da sind, wie sie sich an der Hausarbeit beteiligen [...] Halbe-halbe heißt ja nicht, dass die Arbeit zuhause jeden Tag 50:50 aufgeteilt werden muss, es soll in Summe eine gerechte Aufteilung sein, erklärt Gabriele Heinisch-Hosek im FM4-Interview. Warum es 2010 wieder um Hausarbeit geht? Es sind Vorab-Infos aus dem Frauenbericht, der im Sommer veröffentlicht wird und der zeigt, dass sich seit dem letzten Bericht, der vor 15 Jahren herausgegeben wurde, am Sektor Hausarbeit nichts verändert hat. Noch immer wird die Hausarbeit nicht ausgewogen zwischen Mann und Frau aufgeteilt.
Warum übernehmen Frauen überhaupt einen Großteil der unbezahlten Arbeit, was meint die SPÖ Frauenministerin? Weil sie das wahrscheinlich zu wenig einfordern, sich einreden lassen, dass Männer ohnehin beschäftigter sind. Wir haben einen sehr hohen Teilzeitanteil bei den Frauen in Österreich, fast jede zweite Frau arbeitet Teilzeit und da ist ihr vielleicht leichter einzureden: du hast ja mehr Zeit, daher kannst du zuhause mehr tun. Ich würde das als Frau trotzdem nicht so sehen, mir mit meinem Partner ausmachen, dass ich auch Anspruch habe auf Freizeitgestaltung, dass er auch die Pflicht hätte, die Wäsche zu bügeln, die Waschmaschine zu bedienen. Es ist eine Sache des Ausmachens und ich denke, dass die Frauen fordernder und unbequemer sein müssen, denn die Männer machen es sich schon bequem.
APA / Herbert Pfarrhofer
Gehaltsschere - Ein Viertel weniger für Frauen
Keine Neuigkeiten, bzw. nur schlechte gibt´s in Sachen Geschlechtergerechtigkeit vom Arbeitsmarkt zu berichten, hier scheint die Lage seit Jahren festgefahren. Laut aktuellen EU-Zahlen verdienen Frauen in Österreich 25,5 Prozent weniger als Männer. Gabriele Heinisch-Hosek erklärt nochmal, wie es überhaupt zu diesem Unterschied kommt: Grundsätzlich kann man die Einkommensunterschiede so erklären, dass die Branchen, in denen Frauen tätig sind, eher die schlechter bezahlten sind und immer schon waren. Der Gesundheits- und Pflegebereich, und die Gastronomie zum Beispiel. Der Dienst am Menschen wird also geringer berwertet, als die Arbeit an Maschinen - hier muss man darüber reden, welche Arbeit wie bewertet wird. Auf der anderen Seite wird Frauen in gewissen Bereichen, in denen sie Fuß fassen - in der Technik, der Versicherungswirtschaft, der Energiewirtschaft - einfach beim Einstieg weniger bezahlt, weil Frauen Frauen sind. Da muss man ansetzen, bei den Unternehmen selbst als auch bei den Frauen, dass sie fordernder werden.
Vor einem Jahr hat Gabriele Heinisch-Hosek den Vorschlag nach der betriebsinternen Offenlegung der Gehälter gemacht. Anfangs war nicht einmal der SPÖ Sozialminister dafür, mittlerweile ist der mit an Board, auch die ÖVP Frauen können der Idee seit wenigen Tagen etwas abgewinnen. Plan der Ministerin: es soll noch im Sommer gesetzlich verankert werden, dass Unternehmen betriebsintern offenlegen, für welchen Job im Durchschnitt wieviel bezahlt wird. Dann wird klarer, ob Männer und Frauen dasselbe bekommen. Zeigt diese Maßnahme in zwei, drei Jahren keine Wirkung, kann sich die Ministerin bei Ungleichbehandlung auch Strafen vorstellen.
In der Gleichstellungspolitik ist ein langer Atem notwendig. Immer wieder müssen dieselben Felder beackert werden, um sie langfristig zu verändern. Gabriele Heinisch-Hosek lässt sich ihren Optimismus nicht nehmen, wenn sie schildert, was beim nächsten Frauentag, 2011, bereits anders sein soll:
Da begehen wir den 100. Frauentag - da würde ich mir natürlich wünschen, dass durch das einkommensabhängige Kindergeld mehr Väter in Karenz gegangen sind, ich würde mir auch wünschen, dass wir beim Gender Gap Report nicht mehr Vorletzter sind. Ich hätte auch gern, dass wir eine Regelung gefunden haben, wie wir mehr Frauen in Führungspositionen bekommen. Also doch einiges, damit wir nächstes Jahr sagen können: die Situation der Frauen hat sich verändert.
Gabriele Heinisch-Hosek zum Frauentag 2010
Das Interview über Hausarbeit, Gehaltsschere, Quotenregelung und Sexismus in der Werbung
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