Erstellt am: 4. 3. 2010 - 17:32 Uhr
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Pamela Rußmann
Der angeblich schlechteste und unbeliebteste Bahnhof Österreichs, der Südbahnhof, wird bis Ende März dem Erdboden gleich gemacht geworden sein. So lautet der Abrissplan der ÖBB, dessen tägliche Erfüllung zu einer Art Baustellentourismus geführt hat.
Pamela Rußmann
Von der gigantischen, gigantisch hässlichen Schalterhalle mit dem berühmten Markus-Löwen ist derzeit nur mehr die straßenseitige Fassade aufrecht. Ein geometrisches Skelett von poetischer Schönheit, schnalzt es mir in den Sinn, als ich davor stehe, ich kann mich gar nicht sattsehen. Hinter mir der für diesen Verkehrsknotenpunkt typische Lärm, mehrspuriger PKW- und LKW-Strom, Straßenbahnen, Busse, laut, stinkig, dreckig. Aber die Ruine vor mir, der Dreck, der Baustaub, der von Bewässerungskanonen im Kampf gegen den enormen Westwind im Zaum gehalten wird, der beruhigt mich seltsamerweise so sehr, dass der geschäftige Hintergrund ausgeblendet wird.
Pamela Rußmann
Unzählige Fotografen, von der Digi-Kompaktkamera bis zum Superzoomrohr ist alles vertreten, marschieren den Außenzaun des Geländes ab, reißen Löcher für ihre Objektive in den stoffenen Sichtschutz, dokumentieren für sich selbst, für Zeitungen oder andere Auftraggeber das Verschwinden einer Institution, der wichtigsten Bahnverbindungsdrehscheibe Österreichs.
Pamela Rußmann
Eine Empfehlung: Hingehen oder vorbeifahren, so lang noch was zu sehen ist, auf diesem Ground Zero.
Pamela Rußmann