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Daniel Eberharter

Fotografie, Design und Handwerk. Kunst ohne künstlich.

10. 3. 2010 - 11:00

Ben Ross bangt um die Authentizität. Eine Ausstellung.

Ausgerechnet in einem hippen Modeschuppen stellt Ben Ross die Frage, was originell ist.

Ausstellungstipp:
Ben Ross - Ars Authentica
Wood Wood
Zollergasse 29, 1070 Wien
läuft noch bis 26. März

Der junge deutsche Künstler Ben Ross liefert mit seiner ersten Solo-Schau Ars Authentica auch gleichzeitig sein Debut in Österreich. Davor machte er sich mit Illustrationen für das Vice Magazin einen Namen.

Skizzierte Klischees...

Seine Arbeiten skizzieren Menschen, die sich durch Accessoires und Mode auszeichnen. Es sind kindliche Strichzeichnungen mit Bleistift und Kugelschreiber auf weißem Hintergrund. Man erkennt Trucker Hats, schwarze Hornbrillen, Kapuzenpullis. Es sind Porträts, die den Kopf und in den meisten Fällen die Brustüartie zeigen. Was nicht mehr auf das Bild passt und Ross als wichtige Information erscheint, wird handschriftlich mit Text hinzugefügt. So werden zum Beispiel Markensneakers beim Namen genannt, ein Pfeil zeigt nach unten, dort hin, wo die Schuhe sind. Wir alle wissen, wie so ein Laufschuh aussieht, wir brauchen ihn nicht einmal zu sehen. Die Wortassoziation reicht vollkommen.

Die Yashica T4 ist in den Augen zahlreicher Profifotografen eine der besten Kleinbildkameras für 35mm Film. Sie ist mit einem Carl Zeiss-Objektiv ausgestattet und wird aufgrund des Voranschreitens des digitalen Zeitalters nicht mehr hergestellt. Ein klares Sammlerobjekt und Kennerprodukt.

...wie ein Hipster Handbuch

In einem der Bilder ist unter zum Beispiel eine Yashica T4 detailgetreu nachgezeichnet (siehe Flyer). Ein recht panisch aussehender Kerl hält sie in den Händen, auf der Stirn sind die Worte "Check It" gekritzelt. Diese Kamera ist nicht bloß ein Ding, mit dem man Schnappschüsse festhält, sie wurde zu einem ein Modeaccessoire. Terry Richardson fotografiert damit. Wir bleiben also im Hipster-Umfeld.

Ben Ross zeigt also klar Abbildungen von Klischees und Must-Haves innerhalb einer hedonistischen Szene. Die abgebildeten Charaktere erinnern mit ihren schwarzen Stupsnasen an die Bewohner Entenhausens. Aber warum das ganze?

How authentic are you?

Der Pressetext deutet an, worum es geht. Ben Ross fragt im Genauen: "How authentic is your mother? How authentic is your country? How authentic can art be? Is there something like 'authentic' anyway?"

Ben Ross hat an den Kunstakademien in Linz, Wien und Berlin studiert. Hier ist seine Website.

Ja eh. Nichts rasend Neues. Aber die Herangehensweise ist eine interessante. Denn die Ausstellung wird in der Wiener Dependance vom dänischen Modestore WoodWood gezeigt, einem erst vor kurzem eröffneten Modegeschäft für, und das meine ich jetzt gar nicht all zu bösartig, Hipster und Konsorten.

Spannend ist, wer hier nach der Authentizität gefragt wird und von wem die Fragestellung kommt. Sie legt die Vermutung nahe, dass sich hier jemand selbst verdaut. Und fragt, was das alles soll.

Das Pseudonym Ben Ross ist der Figur des Geschichtslehrers im Roman "Die Welle" entnommen.

Auch das ist, genauso wie die Verwendung von Hakenkreuzen in Mickey Mouse-artigen Zeichnungen nichts Neues. Aber wichtig. Sympathisch. Es ist der Teil der Kunst, der Fragen stellt. Die Antworten muss man sich schon selber suchen.

Flyer zur Ars Authentica

Ben Ross/SFAK