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Mari Lang

Moderiert, beobachtet und probiert aus – neue Sportarten, Bücher und das Leben in der Ferne. Ist Ungarn-Fetischistin.

6. 3. 2010 - 18:47

FM4 Draußen Winterpanorama: Zu Gast in Kärnten

Die Zeit steht still, aber die Abenteuer bewegen sich. Die Freeski-Profis Flo Köfer und Tine Huber stellen ihren Homespot, den Falkert, vor.

porträt flo köfer

flo köfer

Flo Köfer

  • Geburtsdatum: 15.06.1980
  • Homespot: Falkertsee
  • Beruf: Freeskier/Student
  • skiflo.com

Das Auto ächzt, als es sich die steile Straße Richtung Falkert raufquält. Ohne Ketten. Die Fahrbahn ist eisig und teilweise einspurig. Zitternd halte ich das Lenkrad fest und hoffe, dass mir kein Auto entgegenkommt. Nach gefühlten hundert Kurven tauchen rechts und links der Straße kleine Holzhütten auf, und die ersten Schlepplifte werden sichtbar. Im höchstgelegenen Skidorf Kärntens, zwischen Bad Kleinkirchheim und der Turracher Höhe, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Sessellifte oder Gondeln sucht man vergebens. Auf den Pisten tummeln sich vor allem Eltern mit Kindern in auffälliger Retro-Bekleidung. Enge Skihosen waren hier offensichtlich noch nie out.

Die Freeskier Flo Köfer und Tine Huber, die am Parkplatz auf mich warten, stechen wie zwei Farbkleckse aus der Umgebung heraus. Ihre Outfits sind knallbunt, ihre Skier lang und breit. Die Liftwarte, die so etwas eher selten zu Gesicht bekommen, haben ihre Freude mit uns. "Des schaut super aus, und des wird sicher guat zum Skifahren gehen damit", meint der Eine in tiefstem Kärntnerisch. Als uns der Schlepplift auf über 2.000 Meter ausspuckt, brennen meine Oberschenkel und ich bin orientierungslos - umgeben von einer dichten Nebelsuppe.

porträt tine huber

tine huber

Tine Huber

  • Geburtsdatum: 24.07.1982
  • Homespot: Falkertsee/St. Anton am Arlberg
  • Beruf: Freeskierin/Biochemikerin
  • tinehuber.com
sprung mit skiern über felsen, flo köfer

flo köfer

Flo Köfer an einem Tag mit Sonnenschein

Flo Köfer versucht mein angespanntes Gesicht mit der Beschreibung der Umgebung aufzulockern. An schönen Tagen soll man hier schroffe Felsen und spitze Gipfel sehen - die Nockberge, der westliche Teil der Gurktaler Alpen. "Außerdem gibt es verdammt gute Freerideabfahrten." Tine Huber, die das erste Mal als Kind mit ihren Eltern am Falkert war, nickt zustimmend. "Für uns Freeskier ist es hier echt gemütlich zum Trainieren, weil man von der Hangneigung her die richtigen Möglichkeiten hat neue Sachen zu lernen. Es ist nicht so gefährlich wie in anderen Gebieten, d.h. man kann auch mal runterpurzeln und tut sich nicht gleich weh." Auf Runterpurzeln habe ich jetzt aber keine Lust, und so fahren wir erstmal nur die normale Piste hinunter. Geisterbahnfeeling kommt auf. Es ist dunkel, und ich weiß, dass mich gleich etwas erschrecken könnte – ein Hügel, ein anderer Skifahrer oder eine Pistenraupe.

Das Monster macht sich netterweise mit einem lauten Piepen bemerkbar. Flo, Tine und ich sind auf einem schmalen Ziehweg und müssen dem sich rasch nähernden Schneefahrzeug ausweichen. Doch rechts von uns geht es steil bergab und links ist eine Wand aus Schnee. Die beiden Ski-Profis schaffen es sich elegant am Rand des Abgrunds zu platzieren. Ich jedoch drohe abzurutschen und muss von Flo Köfers Skistecken gerettet werden.

snowboarder und skifahrer im schnee

tine huber

Als wir unten ankommen bin ich fix und fertig und will lieber einen warmen Tee trinken, als mich noch einmal am Berg zu quälen. Doch plötzlich blitzen kleine Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und der Nebel lichtet sich. Eine Stunde später sehe ich endlich die breiten Pisten und die unberührten Tiefschneehänge, von denen Flo und Tine vorhin geschwärmt haben. Das Skigebiet ist überschaubar, und es ist angenehm wenig los. "Vor allem für Freerider ist der Falkert echt ein Geheimtipp", meint die 27-jährige, denkt kurz nach und lacht dann: "Naja, ab jetzt vielleicht nicht mehr."

FM4 Draußen Winterpanorama

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tine huber abseits der piste

helli fischer

Als wir unseren Skitag beenden, lädt uns Falkert-Homie Flo Köfer noch zu sich nach Hause auf eine Heiße Schokolade ein. Und auch das ist ziemlich abenteuerlich. Denn zu seiner Wohnung, die mitten auf der sogenannten Heidi-Alm in einer Skihütte liegt, kommt man im Winter nur zu Fuß oder mit dem Skidoo. Nicht zufällig ist Motorschlittenfahren Flos zweite Leidenschaft. Wie ein Formel 1-Fahrer rast er über die verschneiten Wiesen und legt sich tief in die Kurven. Ich klammere mich dabei an ihm fest, kreische und schlucke viel Schnee. Doch der Angstschweiß lohnt sich.

skidoo

tine huber

Rund um die urige Zirbenhütte stehen Figuren aus Johanna Spyris Heidi-Geschichte - Heidi, der Alm-Öhi und der Ziegenpeter. Mit diesen ist der 29-jährige Skiprofi hier auf über 1.800 Meter Seehöhe aufgewachsen, im Hotel seiner Eltern, das sich auf Kinder spezialisiert hat. Langweilig war es für den kleinen Flo damals also nie. "Naja, mein Bruder und ich waren außerhalb der Saison fast die einzigen Kinder hier. Dafür haben wir viele Freiheiten gehabt und alles war ein großes Abenteuer." Und genau dieses Abenteuer lebt Flo Köfer bis heute. Als Skiguide und Freeski-Profi ist er die meiste Zeit unterwegs - von einem Berg zum nächsten. Immer dort, wo gerade Neuschnee gefallen ist. Sein Zuhause ist aber immer noch das kleine, idyllische Falkert. Und das ist irgendwie verständlich.