Erstellt am: 5. 2. 2010 - 16:34 Uhr
Something For The Weekend
Blöde Frage: Findest du Demokratie eigentlich gut?
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Ich mein, heutzutage, im Jahr 2010? Ich frag das deswegen, weil ich immer öfter draufkomm, dass ich von einem Haufen Sachen eigentlich überhaupt keine Ahnung hab. Oder nicht genug, um mir eine Entscheidung darüber anmaßen zu können, was jetzt hot ist und was not. Von internationalen Finanzmärkten zum Beispiel. Oder von Bundesländern oder EU-Mitgliedsstaaten, die kurz vorm Bankrott stehen.
Sicher: ich kann mich informieren und Meinungen einholen. Das geht 2010 sicher besser als vor 100 Jahren, wo Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht hatten. Aber plausibel klingt bald einmal was. Letzte Woche zum Beispiel war im Kurier ein Interview mit einer möglicherweise sehr angesehenen Wirtschaftswissenschafterin, die uns erklärt, dass Sachen wie Kärnten oder Griechenland ein so genannter freier Markt besser geregelt kriegt als demokratisch gewählte Vertretungen.
Wegen des Wettbewerbs und so. Und in puncto Wettbewerbsfähigkeit schaut es halt düster aus für demokratische Strukturen. Ein Investmentfonds aus Dubai, ein Energiekonzern aus Russland, eine staatsnahe Holding aus China hat da tausendmal bessere Karten als ein Unternehmen aus einem demokratischen Land, selbst wenn es die Spielregeln von Korruption und Seilschaftsbusiness aus dem Effeff beherrscht.
Nicht, dass ich die so genannte Demokratie schlechtreden will. Auf gar keinen Fall. Ich find es super, dass ich auf der Website des SK Rapid Wien über die neue Tormusik abstimmen kann. Alkbottle oder Franz Ferdinand? Arctic Monkeys oder doch lieber Offspring? Super, das gibt dir gleich das Gefühl, wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein. Oder bei der Volksbefragung, die uns in Wien ins Haus steht.
Wobei mir selbst das schon wieder ein bisschen zu schwierig und komplex vorkommt. Das mit der 24-Stunden-U-Bahn zum Beispiel ist ein Fall, der deine wochenendliche Partygestaltung mit einem Schlag verändern wird. Weil stell dir vor: es ist 2 Uhr. In der Pratersauna ist es eh irgendwie nett, aber du hast nicht das Gefühl, dass das heute noch ein Burner wird. Du schnappst dir die holländische Erasmusstudentin und den illuminierten Apparelschlacks, die du gerade kennen gelernt hast, setzt sie in ein Taxi und die Party geht im Celeste weiter. Die Viertelstunde im Taxi ist kurzweilig. Die holländische Austauschstudentin beschließt, nur in der Weste weiterzumachen und zieht umständlich ihr durchgeschwitztes Oberteil aus, das sie unter der Weste trägt. Der illuminierte Apparelschlacks beschießt aus dem Fenster irgendwelche grölenden Biertrinker vor einem Pub mit Ribiseln.
Dann seid ihr auch schon vorm Celeste und weiter gehts.
Wenn jetzt eine U-Bahn fahren würde, kriegst du die Erasmusstudentin und den Apparelschlacks nie im Leben dazu, mit dir im Taxi zu fahren. Ihr geht durch die Kälte zur U2 rauf, handelt euch in der U-Bahn Stress mit fetten deutschen Touristen ein, als die Holländerin ihren umständlichen Strip hinlegt. Der Schlacks kriegt am Karlsplatz einen Hunger und stellt sich ewig für ein Hotdog an, und ein Biertrinker schießt auf die Ribisel mit einer halbvollen Dose zurück, die dich am Kopf derwischt. Bis du dann endlich im Celeste bist, hast du auch keine Lust auf Party mehr.
Na gut: rein theoretisch könnten unterwegs auch coole Sachen passieren. Aber: die Stadt, von der wir reden, ist immer noch Wien.
Lützenkirchen
Freitag / Aufguss / Pantha du Prince / Pratersauna / Wien
Nein, das ist kein Haiti-Benefiz der Black Panther Bewegung, und das Fallbeispiel mit 2 Uhr früh und Nicht-der-Burner hat mit diesem Aufguss schon gar nichts zu tun. (Allein schon deswegen, weil ich gar nicht weiß, was diesen Freitag im Celeste überhaupt geht.)
Jedenfalls hab ich vor ein paar Jahren irgendwie den Zeitpunkt verpasst, an dem sich Minimal den Weg aus den HiFi (!) Anlagen tocotronicsozialisierter Bausparvertragsbesitzer (Hobby: distinguiert schauen) in die Clubs von dir und mir (Hobby: feiern; tanzen) gebahnt hat.
Seitdem ist vieles vom ursprünglichen Habitus verloren gegangen, wie etwa das "Wenn du genau hörst, erkennst du, dass das das Zirpen einer nordamerikanischen Maulwurfsgrille ist, das DJ [Vorname Nachname] hier gefiltert und gesampelt hat".
Dank des neuen Wurfs Black Noise von Pantha du Prince, der am Rande der Tocotronic-Premiere hier bereits kurz Thema war, könnte sich das wieder ändern. Das lässt sich einerseits via Bademantel-Party in der Pratersauna abfeiern, andererseits gibt es auch bekifft auf der WG-Couch einige coole Naturgeräusche zu entdecken.
Samstag / 20 Years of HipHop / DJ DSL, Cut-Ex etc. / Loft / Wien
Meistens erkennst du schon am ersten Satz, ob eine Geschichte spannend ist oder nicht.
Spannende Geschichten beginnen häufig mit den Worten "Weißt noch, der eine exkommunizierte Priester, mit dem ich letztes Jahr was gehabt hab?". Geschichten, die mit "Mila ist zwölf Jahre alt und lebt im fernen Japan" beginnen, können ab und zu durchaus unterhaltend sein, während der Anfang "Du, ich war heute bei meinem Professor in der Sprechstunde" im Normalfall mit Leid, bürokratischen Hürden und resignativem Schulterzucken enden wird.
Die Ansage 20 Years Of HipHop ist jedenfalls unmissverständlich, und Dank des DJ-Line-Ups auch spannend. Die Geschichten, die uns DSL, Cut-Ex und Co erzählen werden, sind aus schwarzem Gold und die Hauptrolle spielen die Turntables.
Sollte der eine oder die andere von einem Semesterferien-Kickoff bei den Großeltern und deren Geschichten dermaßen traumatisiert sein, dass dir zu dieser Goldgräbersause nichts anderes einfällt, außer "Na heee, HipHop gibts aber schon viel länger als wie 20 Jahre", dann ist dir nicht zu helfen. Sollen doch deine Großeltern am Technics 1210 drehen. Im Loft gehts um 1990 und Fortfolgendes.
Tipps und Tricks zur Abendgestaltung bitte gern via Mail an update.fm4@orf.at
Samstag / Klub Bang Bang / Telonius / Conrad Sohm / Dornbirn
Zwischen Wien und Vorarlberg wird heftig gestritten. Was da im FM4-Forum über die neuen Clubs im Conrad Sohm abgeht, geht auf keine Kuhhaut, möchte man sagen. Ganz karthagisch möchte ich da bloß als ceterum censeo noch auf den Klub Bang Bang hinweisen, der am Samstag mit dem Gastspiel von Munk- und Gomma- Mann Telonius startet. Holy Shit.