Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Song zum Sonntag "

Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

31. 1. 2010 - 16:39

Song zum Sonntag

Es ist so einfach: Tindersticks, Factory Girl.

tinder.info.co,

Was macht einen eigentlich traurig? Ist es das Mädchen auf der Straße, das man nie kennelernen wird, die Liebe, die sich nie erfüllt hat, die Orte, an denen man niemals war, die Freunde, die man verloren hat, die Zeit, die zu schnell vergangen ist, die Dinge, die man nie gesehen hat, nie erreicht hat oder noch tun wollte?

All das ist es nicht. Es ist das Jammern selbst, das einen traurig macht.

Dabei ist es doch so einfach. Es ist doch so einfach, aufzustehen und nicht umzufallen: man stellt einfach beide Beine fest auf den Boden.

Und es ist so einfach, sich mehr wie sich selbst fühlen. Die Mädchen aus der Fabrik, die machen es einem vor.

Die Band Tindersticks

Tindersticks

Eine kleine Hörprobe, zuhause bei den Tindersticks und hier die ganze neue CD

Tindersticks Musik macht einen jedenfalls nicht traurig, wenn man es nicht schon vorher ist (und genau deshalb vielleicht zu den Tindersticks gegriffen hat). Der heitere Melancholiker Stuart Staples hatte diese bekannteste leise Band der Neunziger nach einem Solo-Ausflug wieder formiert und bringt nächste Woche bereits das zweite Album seit 2006 heraus. Es heißt "Falling Down A Mountain" und ist das allzu logische Debüt der Band auf dem Melancholiker-Label 4AD. Neu dabei sind der irische Singer Songwriter David Kitt und die Duettpartnerin Mary Margeret O'Hara.

Cover der Platte "Falling down a mountain", gemalte Berglandschaft

Tindersticks

Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.

Staples hat sich mir übrigens bei einem FM4 Interview anlässlich des Donaufestivals Krems vor einigen Jahren als überaus humoriger und ausgelasseneer Biertrinker präsentiert und auf meinen erstaunten Einwand, ich hätte mir hinter dieser Musik einen eher ernsthaften, scheuen Menschen erwartet, erklärte er: "Wir (also er und der ähnlich aufgestellte Kurt Wagner) sind wohl so etwas wie umgekehrte Clowns. Wer auf der Bühne und in der Kunst immer lustig ist, hat meist im Leben mit Depressionen zu kämpfen, bei uns ist das eben umgekehrt."